Droht die Gefahr auch uns?

Laut Medienberichten bereits neun tote Kinder! Briten schlagen Streptokokken-Alarm

Mutter fühlt Kind die Stirn.
In England häufen sich die Streptokokken-Fälle bei Kindern. Neun sollen an der Infektion bereits gestorben sein.

von Jessica Bürger

Die britischen Behörden schlagen Streptokokken-Alarm! Die Bakterien können unter anderem Scharlach auslösen – eine typische und eigentlich nicht weiter gravierende Kinderkrankheit. Doch auf der Insel häufen sich nun die Todesfälle unter den Kleinsten, neun Kinder sind laut Medienberichten bereits im Zusammenhang mit Streptokokken gestorben. Könnte uns ein vergleichbares Szenario auch in Deutschland drohen?

Häufung der Todesfälle bei Kindern

Große Sorge in Großbritannien! Seit September sind sieben Kinder in England, eines in Wales und nun ein weiteres in Nordirland nach Infektionen mit A-Streptokokken gestorben. Ein fünfjähriges Mädchen aus Belfast sei vor einer Woche erkrankt und im Royal Belfast Krankenhaus behandelt worden, berichtet die "BBC". Am Montag sei das Mädchen verstorben. Die jüngsten Jahrgänge der Grundschule des Mädchens seien nun aufgefordert worden, einen Arzt aufzusuchen, um eine Antibiotika-Kur zu erhalten.

Die britische Gesundheitsbehörde „UK Health Security Agency“ (UKHSA) hat Eltern und Ärzte zu Wachsamkeit angehalten. In England ist es nach Angaben der Behörde in diesem Jahr zu überdurchschnittlich vielen Fällen von Scharlach und anderen Krankheiten gekommen, die durch A-Streptokokken ausgelöst werden. Besonders betroffen sind Kinder. Scharlach gilt als typische Krankheit bei Kindern und gehört dem Robert-Koch-Institut zufolge zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten bei Kindern.

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Eltern zur Vorsicht gemahnt

Eigentlich können die bakteriellen Infektionen durch Gabe von Antibiotika gut behandelt werden, doch in seltenen Fällen lösen sie schwere Komplikationen aus. „Angesichts des Potenzials für schwere Krankheitsbilder bei Kindern bleibt es weiterhin wichtig, dass Fälle von Scharlach rasch mit Antibiotika behandelt werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern und das Risiko potenzieller Komplikationen bei Erkrankten und ihren Kontaktpersonen zu vermeiden“, hieß es in einer Mitteilung der UKHSA.

Wodurch die Häufung in diesem Jahr hervorgerufen wird, ist bislang unklar. Experten halten es aber für möglich, dass viele Kinder durch die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie weniger immun sind als in früheren Jahren. Zuletzt hatte es im Winter 2017/18 eine erhöhte Zahl an schweren Erkrankungen durch A-Streptokokken gegeben. Damals starben im Vergleichszeitraum vier Kinder in England an Komplikationen.

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Droht uns eine Streptokokken-Welle in Deutschland?

Dr. Specht
Dr. Specht spricht über die Streptokokken-Welle in Großbritannien.
RTL

„Die Zahlen in England sind schon hoch“, sagt Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im Gespräch mit RTL. Somit sei anzunehmen, dass die Zahlen andernorts auch steigen. „Entweder die Welle kommt noch mit Verzögerung, oder sie war bereits da.“ Doch Specht räumt ein: „Es gibt nirgendwo offizielle Zahlen. Da ist nichts objektivierbar.“

Auch das Robert Koch-Institut (RKI) liefert keine Daten, wie viele Streptokokken-Erkrankungen es gerade in Deutschland gibt, geschweige denn, wie viele Kinder erkrankt oder gestorben sind. Heißt: Die Zahlen aus Großbritannien klingen hoch, sind jedoch „nicht extrem“, wie Specht sagt. Die Infektionen mit Influenza und dem RS-Virus seien da viel höher.

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Wie auch die Experten aus Großbritannien kann Specht nur Vermutungen über die hohen Zahlen anstellen. „Das ist womöglich ein Nachholeffekt durch Corona“, sagt er. Die Kinder hatten kaum Kontakt zu Erregern wie RSV oder den Streptokokken und konnten ihre Abwehr nicht richtig ausbilden. Nun werden laut Specht nicht nur die Kinder krank, die sowieso das erste Mal mit dem Erreger Kontakt haben – zum Beispiel Kinder, die frisch in den Kindergarten gekommen sind – sondern auch die Kinder, deren Kontakt längst überfällig sei. „Es knubbelt sich jetzt alles.“ Und wie bei anderen Erkrankungen bekomme das eine Kind bloß einen Schnupfen und bei dem anderen Kind stelle sich die Infektion als riesiges Problem heraus. Aber: „Wir haben keine Todeswelle bei Kindern zu befürchten“, stellt Specht klar. (mit dpa/akr)