Bodybuilder tötete seine Eltern und strangulierte sie mit einem Fitness-Band
Schwester des Mörders: "Ich habe Angst vor meinem Bruder"

Madé Neumair musste vergangene Woche im Gericht Bozen gegen ihren eigenen Bruder aussagen. Die Anklage lautet: zweifacher Mord. Die Opfer: die gemeinsamen Eltern Laura und Peter Neumair. Das Ehepaar verschwand am 04. Januar 2021 spurlos. Die Münchenerin hatte sofort den Verdacht, dass ihr Bruder hinter dem Verschwinden der Eltern stecken würde. Doch Benno stritt alles ab. Die 28-Jährige aber zeichnete jedes Telefonat mit dem Bodybuilder auf und schnell wurde klar, er lügt.
Bodybuilder tötete seine Eltern: Madé Neumair hatte ihren Bruder Benno sofort in Verdacht

Madé Neumair arbeitet in München als Chirurgin in einem Krankenhaus. Am 04. Januar telefoniert die 28-Jährige ein letztes Mal um 18:33 Uhr mit ihrer Mutter, die in Bozen lebt. Danach scheint das Telefon ausgeschaltet worden zu sein. Im Gerichtssaal erzählt die 28-Jährige, dass daran zunächst nichts ungewöhnlich war. „Meine Eltern schalteten ihr Handy abends auf lautlos und ließen es in der Küche liegen. Daher dachte ich, sie seien schon schlafen gegangen.“ Hinzu kam, dass der 04. Januar wohl ein außergewöhnlich anstrengender Tag für die Eltern gewesen sei, da die Oma aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Ihre Mutter sei daher sehr erschöpft gewesen, so die Münchenerin weiter vor Gericht.
Aber am nächsten Tag seien die Eltern auch gegen Mittag noch immer nicht erreichbar gewesen. Da machte sich die 28-Jährige langsam Sorgen und rief ihren Bruder an. Doch der habe mit beruhigenden Worten auf sie eingeredet und ihr zugesichert, sich zu kümmern. Madé Neumair sagt vor Gericht: „An dieser Stelle überkam mich eine große Angst. Ich hatte im Gefühl, dass mit Mama und Papa irgendwas Schlimmes passiert sein muss. Und er sprach seelenruhig auf mich ein. Das beunruhigte mich sehr.“
Benno Neumair witzelte: "Die Polizei hat untersucht, ob ich ihnen die Kehle durchgeschnitten habe"

Kurze Zeit später habe der 30-Jährige seiner Schwester eine Sprachnachricht zugeschickt. Gab Madé Neumair wohl ein „Update“. Dass er jetzt bei der Polizei gewesen sei, die Beamten auch schon nach Spuren geschaut haben. Das Makabre, der Bodybuilder machte Scherze über einen möglichen Mord, so die 28-Jährige weiter: „Benno witzelte und lachte in der Nachricht. Dass die Polizei nachgeschaut habe, ob er den Eltern im Schlaf die Kehle durchgeschnitten hat.“
Außerdem habe der Fitness-Freak ihr abgeraten nach Bozen zu kommen. Die Münchenerin solle zu Hause bleiben, er würde vor Ort alles regeln. Außerdem solle sie sich immer eng mit ihm absprechen, bevor sie etwas unternehme.
Aber Madé Neumair ließ das Verschwinden ihrer Eltern keine Ruhe. Am 06. Januar reiste die 28-Jährige nach Italien und ging sofort zur Polizei. „Ich teilte ihnen mit, dass ich glaube, dass meinen Eltern etwas ganz Furchtbares zugestoßen ist. Und dass ich vermute, dass mein Bruder dahinter stecken könnte.“
Benno Neumair gab an, in der Tatnacht nicht zu Hause gewesen zu sein - da wurde Madé stutzig
Am Morgen des 06. Januar telefoniert Madé Neumair wohl ein weiteres Mal mit Benno. Spricht auch ihm gegenüber ihre Zweifel aus. Sie sagt zu ihm: „Benno, weißt du, was ich komisch finde? Du schläfst immer zu Hause. Hast höchstens einmal wo anders übernachtet. Und ausgerechnet in dieser Nacht, wo Mama und Papa etwas zugestoßen ist, hast du nicht zu Hause geschlafen?“ Der Mathematiklehrer soll seine Schwester in dem Moment ausgebremst haben. Er soll gesagt haben: „Siehst du, genau so etwas sollst du nicht bei der Polizei sagen“, so die 28-Jährige in ihrer Aussage.
Was Madé Neumair ebenfalls komisch vorkam war, dass Benno das Auto der Eltern fuhr. Die 28-Jährige berichtet, dass ihr Bruder sagte, dass die Mutter ihm den Wagen ausnahmsweise gegeben hätte. Da der 30-Jährige sich aber in der Vergangenheit immer wieder nicht an Abmachungen gehalten habe, konnte sich die Ärztin das nicht vorstellen. Alles Dinge, die den Verdacht, dass Benno etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnte, für sie bestärkten.
Madé begann aufzuzeichnen, was Benno Neumair ihr erzählte - er verstrickte sich in zu viele Widersprüche

Das komische Verhalten ihres Bruders brachte Madé dazu, ihre Telefonate mit Benno aufzuzeichnen. Zu oft habe Benno sich widersprochen, so die 28-Jährige vor Gericht. Ihr größter Wunsch sei an der Stelle gewesen ihre Eltern zu finden.
Am 17. Januar sei Madé zum ersten Mal nach ihrer Ankunft in Bozen in das Haus der Eltern gegangen. Davor habe sie sich nicht dazu überwinden können, dorthin zu gehen, wo die Familie nur drei Wochen zuvor gemeinsam Weihnachten gefeiert hätte. Der Schmerz, ihre Mutter und ihren Vater dort nicht vorzufinden, sei zu groß gewesen.
Benno allerdings lebte weiterhin in dem Haus. An dem Tag seien sie das erste Mal seit dem Verschwinden der Eltern aufeinander getroffen. Madé sei nicht allein dorthin gegangen. Die Tante, ihr Onkel und ihre Cousine hätten sie begleitet, so die Münchenerin. Ihr Bruder habe sie umarmt. Doch sie sei aufgrund ihres Verdachts anders zu ihrem Bruder gewesen als sonst, erzählt sie weiter. Benno habe also gemerkt, dass Madé ihm gegenüber distanziert war. Das habe ihn wütend gemacht. Er habe zu den anwesenden Verwandten gesagt: „Seht ihr, wie sie mich behandelt?!“
Madé Neumair habe ihm gegenüber Zweifel geäußert, aber Benno habe alles abgestritten. Dann sei die 28-Jährige gegangen.
Madé Neumair fordert hohe Strafe für ihren Bruder: "Ich habe Angst vor Benno"
Nach wochenlanger Suche wird am 06. Februar 2021 schließlich eine Frauenleiche in einem See im Süden von Bozen entdeckt. Es handelt sich um die vermisste 68-jährige Laura.
Da soll Benno gegenüber der Polizei die beiden Morde gestanden haben. Der 30-Jährige habe zuerst den Vater und Stunden später die Mutter mit einem Fitness-Band stranguliert. Die Kadaver soll er in einen Fluss in Bozen geworfen haben. So der 30-Jährige gegenüber der Polizei.
Der Fitness-Freak soll unter psychischen Problemen gelitten haben. Außerdem habe er Substanzen zum Muskelaufbau zu sich genommen, die seine Persönlichkeit stark veränderten, so Madé Neumair weiter. Die Eltern wollten ihrem Sohn zuletzt wohl aus dieser schlimmen Phase helfen. Hatten ihn wieder zu sich aufgenommen. Doch das bezahlte das Rentner-Ehepaar mit dem Tod.
Madé Neumair sagte im Interview mit „Radio e TV“: "Ich habe Angst vor Benno.“ Sie befürchte, dass er auch ihr eines Tages etwas antun könnte und fordert eine hohe Strafe für das, was ihr Bruder ihren Eltern angetan hat.