Boykott wegen Menschenrechtsverletzungen Public Viewing zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar? So läuft's in Hessen

Die diesjährige Fußball-Weltmeisterschaft im Emirat Katar rückt immer näher und sorgt aufgrund drastischer Menschenrechtsverletzungen für Aufruhr. Viele französische Großstädte reagieren mit einem Boykott und sprechen sich gegen Public Viewing-Veranstaltungen bei sich während der Weltmeisterschaft in dem arabischen Land aus. Dadurch stellt sich die Frage, wie sich die hessischen Städte und ihre Gaststätten- und Restaurantbetreiber dazu positionieren. Hier gibt es einen Überblick:
„Die Stadt Frankfurt plant kein Public Viewing.“
Public Viewing gehört bei großen Sportereignissen wie der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 dazu – doch dieses mal wird es nicht in Frankfurt stattfinden. Die Metropole am Main verzichtet angesichts der Menschenrechtsverletzungen und schwierigen Arbeitsbedingungen für die Gastarbeiter in Katar bewusst auf die diesjährige Liveübertragung des Sportevents.
Frankfurts Sportdezernent Mike Josef teilt auf RTL-Nachfrage mit: „Die Stadt Frankfurt plant kein Public Viewing“. Somit positioniert sich die Stadt am Main, ähnlich wie die französischen Großstädte Paris, Marseille und Bordeaux deutlich gegen eine Public-Viewing-Veranstaltung. Die Vereine in Frankfurt werben schließlich für Fairness und Toleranz – das würde nicht ins Gesamtbild passen. Wichtig sei es, alles Mögliche zu unternehmen, um die Menschenrechtslage in dem Land „dauerhaft und nachvollziehbar“ zu verbessern.

Welche Städte ebenfalls keine Public Viewings veranstalten
Die Städte Fulda, Kassel, Gießen und Hanau werden in diesem Jahr ebenfalls von einer selbstorganisierten Übertragung des Turniers absehen. Die Pressesprecherin der Brüder-Grimm-Stadt Hanau, Güzin Langner, teilte mit: „Die Stadt Hanau hat frühzeitig entschieden, kein von ihr organisiertes oder unterstütztes Public Viewing anzubieten. Die Entscheidung, die WM in Katar auszurichten, hält sie aus mehreren Gründen für falsch und will das deshalb nicht unterstützen“.
Selbst die Stadt Bad Homburg, in der die Liveübertragung von Fußball-Weltmeisterschaften eine lange Tradition hat, wird laut Aussage des Fachbereichsleiters Marc Kolbe kein Public Viewing anbieten. „Wir wollen als Stadtverwaltung niemanden vorschreiben, wie er sich zu dieser WM zu positionieren hat (das steht uns auch nicht zu). Dennoch setzen wir als Verwaltung gerne dieses Ausrufezeichen“ – teilt er auf RTL-Nachfrage mit.

Städte sagen Nein! – Welche Alternativen gibt es?
Zwar haben sich viele Städte klar gegen Public Viewing-Veranstaltungen positioniert – Fußballfans können aber trotzdem in Gesellschaft die Spiele verfolgen. Hier kommen die Gastronomen ins Spiel, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen und weil es schlichtweg erwartet wird, zeigen viele trotzdem ab dem 20. November die WM-Spiele.
So beispielsweise in der Landeshauptstadt Wiesbaden, die einige Indoor-Alternativen bietet. Im RTL-Interview haben sich die Gastronomiebetreiber der Bar „Das Wohnzimmer“ Patrick Eckelmann und Joachim Kettner des Restaurants „Lumen“ geäußert. Beide Gastronomen finden die Situation in Katar verheerend, bieten jedoch, wenn auch nur im kleinen Maßstab, ihren Gästen einen Ort, an dem sie die Weltmeisterschaft verfolgen können.
So teilte Eckelmann mit: „Ich bin der Meinung, dass die Gesellschaft so viele negative Einflüsse in den letzten Jahren erlebt hat. Wenn die Leute Spaß daran haben, Fußball öffentlich in einer Lokalität zu schauen und dazu einen Burger zu essen und ein Bier zu trinken, dann können sie das auch gerne im Wohnzimmer tun.“