Sohn des Todesopfers: „Es ist sehr belastend"
Berlin: Neue Verhandlung gegen Ku’damm-Raser Marvin N.
Maximilian Warshitsky würde am liebsten einfach mit allem abschließen und versuchen, weiterzuleben. Sein Vater starb am 1. Februar 2016. Er wurde als Unbeteiligter in einen Unfall bei einem illegalen Autorennen auf dem Kurfürstendamm in Berlin verwickelt. Die beiden Raser überlebten, Maximilians Vater kam ums Leben. Nun muss der Sohn schon wieder vor Gericht erscheinen und alles noch einmal durchleben, denn Marvin N., der sich mit dem rechtskräftig verurteilten Hamdi H. ein Rennen lieferte, wird nun erneut der Prozess gemacht. Im Video erklärt der Sohn des Opfers, warum sein Urteil über den Fahrer längst feststeht.

Bundesgerichtshof kippte das Urteil gegen den Ku'damm-Raser
Der Bundesgerichtshof hatte zuletzt im Juni 2020 über den Fall entschieden. Er hob den Schuldspruch gegen den 28-Jährigen auf und ordnete an, dass die Sache vor einer anderen Strafkammer des Landgerichts Berlin neu verhandelt werden müsse. Marvin N., der seit März 2016 in U-Haft sitzt, muss sich nun also wieder wegen des Vorwurfs des gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht verantworten.
„Es ist sehr belastend, die Gedanken, Gefühle und Erinnerungen kommen immer wieder hoch“, sagte Warshitsky vor der Verhandlung im RTL-Interview. „Das Tragische ist ja, dass mein Vater nachts bei grün über die Ampel auf die Kreuzung gefahren ist“, erklärt der Sohn des Opfers. „Eine Querstraße weiter wäre er zuhause gewesen.“ Doch da kam der 69-Jährige nicht mehr an.

Marvin N. und Hamdi H. rasten mit 170 Stundenkilometern durch Berlin
Hamdi H., der inzwischen rechtskräftig verurteilt ist, rammte den Jeep von Warshitskys Vater auf der Kreuzung. Der Wagen wurde 70 Meter durch die Luft geschleudert. Beide Raser, die mit bis zu 170 Stundenkilometer durch die Innenstadt gerast waren, blieben nahezu unverletzt. „Das ist das Tragische, dass unschuldige Menschen unter solchen Idioten leiden müssen“, meint Warshitsky. Eine Entschuldigung könne er jetzt auch nicht mehr ernst nehmen. Er habe gelernt: „Wenn du Scheiße baust, dann musst du gleich danach zum anderen gehen und sagen: Es tut mir Leid“. Das sei nicht passiert.
Marvin N. will im Prozess aussagen
Der Fall beschäftigt die Justiz seit Jahren. Deutschlandweit zum ersten Mal in einem Raser-Fall hatte eine andere Strafkammer des Landgerichts Berlin gegen beide Männer im Februar 2017 lebenslange Haftstrafen wegen Mordes verhängt. Der Bundesgerichtshof (BGH) kassierte das Urteil aber und begründete, der bedingte Tötungsvorsatz sei unzureichend begründet.
Ein neues Urteil gegen Marvin N. könnte nun Ende Dezember fallen. Einer der Verteidiger des 28-jährigen Deutschen erklärte zu Prozessbeginn, sein Mandant werde sich voraussichtlich am dritten Verhandlungstag äußern. Der Prozess wird am 8. Oktober fortsetzt.