Prozess gegen Gynäkologen in BelgienFrauenarzt soll seine Patientinnen missbraucht und während der Behandlungen Pornos geguckt haben

Ben V. R. soll mehrere seiner Patientinnen sexuell missbraucht haben.
Ben V. R. soll mehrere seiner Patientinnen sexuell missbraucht haben.
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Er soll Frauen an der Klitoris massiert und sie gezielt zum Orgasmus gebracht haben, zudem schaute Ben V. R. offenbar während der Behandlungen seiner Patientinnen Pornos. Nun steht der Gynäkologe im belgischen Turnhout vor Gericht. Acht Frauen haben ihn angezeigt, ihm droht eine Haftstrafe. Doch der Arzt beteuert: Ich bin unschuldig!

Belgien: Frauenarzt soll acht Frauen sexuell missbraucht haben

„Sie musste auf Hände und Knie gehen, während er ihre Klitoris suchte. Er massierte sie, bis sie kam“, schildert Staatsanwältin Hanne Hendricks vor Gericht einen Fall aus dem Jahr 2014. „Am Ende fügte er hinzu, dass sie jederzeit wiederkommen könne, wenn sie einen weiteren Orgasmus wolle.“

Die Frau erstattete damals Anzeige, V. R. stritt die Vorwürfe ab, es stand Aussage gegen Aussage – bis eineinhalb Jahre später eine weitere Anzeige mit fast genau den gleichen Anschuldigungen bei der Polizei einging. 2018 wurden die Vorwürfe öffentlich, daraufhin meldeten sich sechs weitere Frauen bei den Ermittlern.

Nun steht V. R. vor Gericht. Der Vorwurf: Er soll seine Patientinnen sexuell missbraucht haben.

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Staatsanwaltschaft: Gynäkologe schaute während der Behandlungen Pornos

Ein Untersuchungsstuhl in einem Behandlungszimmer einer Frauenarztpraxis in Köln. Aufnahme vom 10.07.2003. Vorsorge bei den Frauenerkrankungen ist wichtiger Bestandteil der Beratung und Diagnose in einer gynäkologischen Praxis. Foto: Klaus Rose dpa
Der belgische Frauenarzt soll während der Behandlungen Pornos geguckt haben.

Der Gynäkologe soll mehrere Frauen während seiner Behandlungen gezielt zum Orgasmus gebracht haben. Zudem fragte er die Frauen offenbar nach ihren sexuellen Vorlieben, zum Beispiel, wie oft sie von Männern oral befriedigt würden. „Die Stimulation der Klitoris und die Herbeiführung eines Orgasmus sind bei einer gynäkologischen Untersuchung nie ein Thema“, sagt Rechtsanwalt Jean-Luc Schuermans in niederländischen Medien. „Er benutzte die Untersuchungen, um seine eigenen sexuellen Gelüste zu befriedigen.“

Ein weiterer Vorwurf: V. R. soll unmittelbar vor und nach sowie teilweise sogar während der Behandlungen Pornos geguckt haben. Das ergab eine Auswertung der Handydaten des Mediziners. „Das ist nicht strafbar, aber es sagt viel über die Art und Weise aus, wie er seine Arbeit gemacht hat“, ist Staatsanwältin Hendricks überzeugt. „Keine Frau möchte ihre Beine spreizen, wenn sie weiß, dass ihr Arzt eine Minute zuvor einen Porno geguckt hat.“

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Turnhout: Frauenarzt drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis

Der Angeklagte ist sich jedoch keiner Schuld bewusst. „Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind ein häufiges Problem. Ich wollte ihnen zeigen, was sie tun können, um bei der Penetration weniger Schmerzen zu haben“, sagt er vor Gericht. Dabei könne es auch passieren, dass der Arzt versehentlich die Klitoris berührt. „Das ist aber nicht dasselbe wie eine absichtliche Stimulation“, so V. R.

„Und wenn ich frage, welche Stellung eine Frau beim Geschlechtsverkehr einnimmt, kann das durchaus wichtig sein, zum Beispiel, wenn jemand nach dem Einsetzen der Spirale Schmerzen hat“, so der Gynäkologe weiter. „Ich mache das seit 30 Jahren so. Die meisten Patientinnen sind mir dafür dankbar, nur von diesen acht Frauen bekomme ich Vorwürfe.“

Staatsanwältin Hendricks hält die Erklärungen des Arztes für Ausreden. „Ich bin selbst eine Frau und weiß sehr gut, wie es in einer Frauenarztpraxis zugeht“, sagt sie. Sie fordert eine Gefängnisstrafe für den Angeklagten. Bei einer Verurteilung drohen dem 58-Jährigen bis zu fünf Jahre Haft. (jda)