Dr. Specht klärt auf Bei Coronaverdacht: Gebe ich meinem Kind besser Paracetamol als Ibuprofen?

Mutter pflegt ihr krankes Kind
Eltern sind sich unsicher: Ibuprofen oder Paracetamol, welches ist das richtige Medikament bei Coronaverdacht?
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Weil der Verdacht besteht, Ibuprofen könnte den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung erschweren, hat die Weltgesundheitsbehörde (WHO) von der Einnahme des Medikaments abgeraten. Statt dessen wird die Gabe von Paracetamol empfohlen. (Update: Am 19. März 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation ihre Warnung vor der Einnahme von Ibuprofen bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurückgezogen.)
Aber welche Medikamente kann ich meinem Kind nun zum Fiebersenken geben, und welche Schmerzmittel-Alternativen sind ungefährlich, auch für Erwachsene? Wir haben mit RTL-Gesundheitsexperte Dr. Specht gesprochen, und er hat in der Diskussion um den Einsatz von Medikamenten wie Ibuprofen und Paracetamol im Zusammenhang mit dem Coronavirus eine Empfehlung.
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Covid-19: Verwirrung um Medikamente

Die Verwirrung um die Frage, ob Ibuprofen bei Corona schädlich ist oder nicht, ist groß. Während zunächst von Panikmache und Fake-News die Rede war, rät nun die WHO, bei einer Infektion kein Ibuprofen nicht einzunehmen. WHO-Sprecher Christian Lindmeier gab stattdessen den Rat, im Verdachtsfall bei Fieber Paracetamol einzunehmen. Aber ist Paracetamol denn besser zur Behandlung von Schmerzen und Fieber? Schließlich gibt es auch bei Paracetamol Risiken. Und darf ich tatsächlich gar kein Ibuprofen mehr verwenden?

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Ibuprofen beeinflusst die Blutgerinnung

Hintergrund der Warnung sei, dass Ibuprofen die Blutgerinnung beeinflusse, erklärt Dr. Specht. „Das hat erst einmal gar nichts mit dem Coronavirus zu tun. Das war schon immer so“, so der Mediziner. Und mit der Blutgerinnungshemmung steige das Risiko für innere Blutungen. Das Problem: Es gäbe bisher keine längerfristigen wissenschaftlichen Studien zu dem Thema, lediglich Beobachtungen, beispielsweise bei schweren Verläufen von Covid-19-Erkrankungen in Italien und daraus abgeleitete Hypothesen, so der Experte. Seiner Ansicht nach ist die WHO-Meldung in erster Linie eine präventive Vorsichtsmaßnahme, weil man die Wirkungen von Ibuprofen auf die Blutgerinnung kenne.

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Lieber zu Paracetamol greifen, wenn das Kind fiebert?

Doch auch Paracetamol ist nicht komplett bedenkenlos einzunehmen. Beispielsweise gäbe es Untersuchungen, die zeigten, dass Paracemol die Leber belaste. Also was tun? „Im Zweifelsfall würde ich dazu raten, gar nichts davon eigenmächtig einzunehmen“, so Dr. Specht. Zwar sei Paracetamol allgemein gut verträglich, dennoch sollte man die Gefahren des rezeptfreien Medikaments nicht unterschätzen, so der Mediziner. Besser sei es, den Arzt zu konsultieren und nachzufragen, welches fiebersenkende Mittel verwendet werden solle. Von Aspirin rät der Mediziner ebenfalls ab, da die in Aspirin enthaltene Acetylsalicylsäure vergleichbare Auswirkungen auf die Blutgerinnung habe wie Ibuprofen. Abgesehen davon sei Aspirin gerade im Hinblick auf die Behandlung von KIndern ohnehin nicht das richtige Medikament. So kann Aspirin bei Kindern unter Umständen neurologische Folgeschäden verursachen.

Besonders bei Kindern gilt: Fragen Sie Ihren Arzt!

Aber was mache ich konkret, wenn mein Kind abends plötzlich Fieber bekommt? „Letzten Endes ist das Vorgehen ist kein anderes als bei jedem anderen fiebrigen Erkältungsinfekt. Egal ob es sich um Kinder oder Erwachsene handelt“, so Dr. Specht. Ist das Fieber nicht zu hoch, sollte auch auf die Selbstheilungskräfte des Körpers gesetzt werden. Denn Fieber ist ja zunächst einmal eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers. Hausmittel wie Wadenwickel können da gute Dienste leisten, bevor man direkt zu Schmerzmitteln greift, so der Experte. Und wenn der Schmerz zu groß oder das Fieber zu hoch wird? „Falls nicht anders möglich, dann immer nur in Abstimmung mit einem Arzt, wobei die Empfehlung tatsächlich mehr in Richtung Paracetamol geht.“

Und noch einen wichtigen Hinweis hat der Experte: Patienten sollten auf gar keinen Fall aus lauter Panik eigenmächtig ihre ACE-Hemmer oder Sartan-Therapie absetzen und auf andere Wirkstoffe ausweichen sondern im Zweifel immer zunächst einen Arzt konsultieren.

Welche Schmerzmittel am besten helfen und für wen sie geeignet sind, erfahren Sie hier.