Weil die Stadt ihn angeblich vergessen hat...
Behörden-Wirrwarr! Diesem Mann droht die Pleite
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Was ist in Albersdorf bloß schief gegangen?
von Franziska Geißler
Wenn in Deutschland eine Straße saniert wird, muss viel geplant werden. Absperrungen, Umleitungen, Baubeginn; und im besten Fall informiert man noch die Anwohner, dass es in den nächsten Wochen ungemütlich werden könnte. Bei Sönke Reimers aus Albersdorf (Schleswig-Holstein) scheint das anders abgelaufen zu sein – und das könnte für ihn und seinen Betrieb die Pleite bedeuten.
Straße wird erneuert - aber niemand denkt an Sönke Reimers
„Ich glaube, die haben mich vergessen“, sagt Sönke Reimers fassungslos, als wir mit ihm über die Baustelle vor seiner Werkstatt sprechen. Der Mechaniker hat seit 2016 einen eigenen Betrieb in Albersdorf im Landkreis Dithmarschen, sein Spezialgebiet sind Lackierungen und Autopflege. Mit dem regen Betrieb auf seinem Hof könnte aber bald Schluss sein. Der Grund: Die Straße vor Reimers Zufahrt wird in den nächsten Monaten erneuert, eine Fräse hat bereits den Straßenbelag entfernt. Darüber, wie in dieser Zeit die Kunden zu ihrem Mechaniker kommen sollen, hat sich scheinbar niemand Gedanken gemacht.
Baugesellschaft und Ingenieurbüro verweisen an das Land Schleswig-Holstein
Sönke Reimers erinnert sich: „Als die Leute von der Baufirma hier waren, um Markierungen zu setzen, da habe ich gefragt: Was passiert mit meinem Betrieb?“. Daraufhin habe man ihm versichert, eine provisorische Rampe zu installieren. „Der Bagger würde dann kurz zur Seite fahren, damit die Autos hier auf das Gelände kommen“, so der 44-Jährige. Mit Reimers im Gespräch waren unter anderem die Baugesellschaft und das zuständige Ingenieurbüro, das die Arbeiten vor Ort koordiniert. Angesprochen auf die Situation des Werkstattbesitzers verweisen beide das Land Schleswig-Holstein als Auftraggeber.
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Außendienst ist für den Mechaniker keine Option
Mittlerweile ist die Straße abgesperrt, in den nächsten Tagen werden die Bauarbeiten richtig losgehen. Von der versprochenen Rampe ist weit und breit nichts zu sehen. „Steuern darf ich zahlen, aber meiner Arbeit nachgehen, das geht nicht!“, schimpft Sönke Reimers. Außendienst für all seine Kunden sei keine Option: „Ich brauche spezielle Geräte, den riesigen Kompressor zum Beispiel. Den kann ich nicht eben mitnehmen.“ Lediglich an Motorrädern könne er außerhalb der Werkstatt arbeiten, „aber die haben gerade noch Saison und sind alle auf der Straße. Die brauchen mich noch gar nicht“, sagt der 44-Jährige verzweifelt.
Hoffnung für Sönke Reimers: Kommt die Rampe doch?
Der zuständige Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) erklärt auf RTL-Anfrage: „Im Rahmen der Bauvorbereitung und Planung einer Sanierungsmaßnahme wird grundsätzlich darauf geachtet, Behinderungen für Gewerbetreibende und Anwohner zu minimieren.“ Man habe die Gewerbetreibenden früh genug informiert, damit diese „ihren Geschäftsbetrieb bei Bedarf anpassen können.“ Die Installation einer Rampe sei in der ersten Phase der Bauarbeiten nicht möglich, da bis zu 1,60 Meter tiefe Gräben ausgehoben werden müssten. Acht Wochen solle das dauern. Doch der LBV versichert: „Für Herrn Reimers wird nach der Fertigstellung dieser Arbeiten eine Rampe für seine Auffahrt zur Verfügung stehen.“ Eine Entschädigung für mögliche Umsatzeinbußen könnte es aber nur geben, „wenn die Folgen der Straßenbauarbeiten nach Dauer, Art, Intensität und Auswirkungen so erheblich sind, dass eine entschädigungslose Hinnahme nicht mehr zuzumuten ist.“
Bauarbeiten sollen 12 Wochen lang andauern
Dass er jetzt für den Zeitraum der Bauarbeiten seinen Betrieb dicht machen muss, will er nicht akzeptieren. Laut eigener Aussage habe niemand bei Stadt oder Baugesellschaft auf seine Anrufe reagiert, immer wieder sei er zu neuen Ansprechpartnern weitergeleitet worden. Wie es jetzt für ihn weitergehen soll, weiß Reimers nicht: „Ich habe erst vor Kurzem in neue Poliermaschinen investiert, und das Finanzamt will ja auch sein Geld. Prall sind meine Rücklagen nicht.“ Sein Beruf ist für ihn mehr als schrauben und polieren: „Das ist meine Existenz! Wenn hier ein Kunde mit Motorrad kommt, mit einer Harley zum Beispiel – die freuen sich, wenn sie das Ergebnis sehen. Da sieht man den Glanz auch in den Augen der Kunden.“
12 Wochen lang sollen die Bauarbeiten vor seiner Werkstatt andauern, nach zwei Dritteln der Bauzeit soll die Rampe kommen. Ob Sönke Reimers danach so weitermachen kann wie zuvor, weiß er nicht.