Zweiter Fall in Israel
Baby infiziert sich im Mutterleib wohl mit Corona und stirbt

Erneut beschäftigt ein tragischer, ungewöhnlicher Kindstod die Mediziner in Israel. Dort ist zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ein Baby tot zur Welt gekommen, das sich im Mutterleib mit dem Coronavirus infiziert haben soll. Die Ansteckung eines ungeborenen Fötus ist sehr selten.
Beim ersten Fall: "Fötus starb mit sehr hoher Sicherheit an Coronavirus"
Der jüngste Fall ereignete sich in der vergangenen Woche in Kfar Saba, einer Stadt nördlich von Tel Aviv. Die Frau war in der 36. Schwangerschaftswoche und mit Covid-19 infiziert, so "The Times of Israel". Sie habe lediglich leichte Symptome gehabt, so der Bericht. In der Klinik dann die Hiobsbotschaft, das Kind der 26-Jährigen kam tot zur Welt. Untersuchungen ergaben, dass es sich im Mutterleib angesteckt hatte. Das Meir-Medical-Center teilte mit, dass nicht erwiesen sei, ob Corona tatsächlich die Todesursache war.

Allerdings gab es erst Mitte Februar einen ähnlichen Fall. In Ashdod an der jordanischen Grenze meldete sich eine Frau im Krankenhaus, weil sie plötzlich ihr Baby nicht mehr spürte. Sie war in der 25. Woche ihrer Schwangerschaft. Die 29-Jährige brachte ein totes Baby zur Welt, das sich im Mutterleib angesteckt hatte. "Der Fötus wurde durch die Plazenta infiziert und starb mit sehr hoher Sicherheit an Coronavirus", zitieren israelische Medien Dr. Tal Brosh, den Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten im Assuta-Krankenhaus.
Israel rät Schwangeren zur Corona-Impfung
"Wenn die Mutter im ersten oder zweiten Trimester geimpft worden wäre, hätte dies vermieden werden können", so Brosh weiter. Er habe zudem darauf verwiesen, dass schwangere Frauen ein hohes Risiko für Coronavirus-Komplikationen hätten.
Der Verband israelischer Frauenärzte sprach bereits im Januar eine Empfehlung zur Impfung schwangerer und stillender Frauen gegen Covid-19 aus. "Die Covid-19-Erkrankung kann während der Schwangerschaft Schaden anrichten, bei Schwangeren einen schwereren Krankheitsverlauf auslösen und Frühgeburten verursachen - deshalb ist es wichtig, sich impfen zu lassen", hieß es seinerzeit. Grund war eine Reihe schwerer Covid-19-Erkrankungen bei Schwangeren.
Deutschland: Keine Empfehlung für Schwangere
Gili Regev-Jochai, Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten im Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv, empfiehlt eine Impfung vor oder während der Schwangerschaft. Der Corona-Impfstoff sei "nicht gefährlicher als andere Impfstoffe, die wir bereits während der Schwangerschaft geben, zum Beispiel die Grippeimpfung oder die Impfung gegen Keuchhusten".
In Deutschland gibt es keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut (RKI) zur Impfung Schwangerer, weil bisher noch keine Studiendaten speziell zur Impfung dieser Gruppe vorliegen.
Hälfte aller Israelis bereits geimpft
Israel hat die höchste Geburtenrate der westlichen Welt - mit durchschnittlich drei Kindern pro Frau. Zudem gilt das Land mit seiner konsequenten Impfkampagne weltweit als Vorreiter. Die Hälfte aller Israelis ist mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden.

Die Erstimpfung erhielten seit Beginn der Impfkampagne kurz vor Weihnachten rund 4,7 Millionen Menschen, die Zweitimpfung etwa 3,3 Millionen. Das Land hat 9,294 Millionen Einwohner. Israel hatte am 21. Februar einen sogenannten Grünen Pass eingeführt, der Genesenen und Geimpften in der Corona-Krise zahlreiche Erleichterungen gewährt.