24 Verfahren und nur eine Verurteilung

Attentat von Brokstedt: NRW prüft Wiederaufnahme von vier Verfahren gegen Ibrahim A.

25.01.2023, Schleswig-Holstein, Brokstedt: Mitarbeiter der Spurensicherung sind auf einem Bahnsteig bei einem Regionalzug im Einsatz.  Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Die Tat ereignete sich nach Angaben der Bundespolizei kurz vor 15.00 Uhr vor der Ankunft des Zuges im Bahnhof Brokstedt im Kreis Steinburg. Foto: Jonas Walzberg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Zwei Tote und fünf Verletzte gab es bei der Messerattacke in diesem Regionalzug in Brokstedt.
jwp, dpa, Jonas Walzberg

Die Liste der eingestellten Ermittlungs- und Strafverfahren gegen den mutmaßlichen Attentäter von Brokstedt in Nordrhein-Westfahlen ist lang. Aber jetzt werden vier Fälle wieder genauer unter die Lupe genommen.

In sechs Jahren 24 Verfahren gegen Ibrahim A.

Laut einem vertraulichen Papier des Düsseldorfer Innenministeriums, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, prüft die Justiz in NRW jetzt, ob sie vier Verfahren gegen den mutmaßlichen Täter von Brokstedt wieder aufnimmt. Demnach gab es in NRW zwischen September 2015 und Januar 2021 ganze 24 Ermittlungs- und Strafverfahren gegen Ibrahim A.. Tatsächlich wurden aber die meisten Verfahren eingestellt. Zu einer rechtskräftigen Verurteilung reichte es nur drei Mal.

Von Diebstahl bis Vergewaltigung

Es geht um eine ganze Serie erschreckender Taten: Diebstahl, Betrug, gefährlicher Körperverletzung, Drogen, sexuelle Belästigung, Sachbeschädigung, Kindesmissbrauchs, Vergewaltigung Widerstandsunfähiger, Schwarzfahren und Hausfriedensbruchs in Nordrhein-Westfalen. Der staatenlose Palästinenser hat als Flüchtling unter anderem in Euskirchen gelebt. Die Stadt taucht allein 16 Mal als Tatort in der Liste der Verfahren auf.

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Akte geschlossen, weil Ibrahim A. nicht mehr auffindbar war

Laut dem vertraulichen Papier des Innenministeriums wurden manche Verfahren wegen Geringfügigkeit oder einem fehlenden hinreichenden Tatverdacht eingestellt. Nach der Unterschlagung eines Fahrrads für 700 Euro wurde dagegen Anklage erhoben. Aber weil Ibrahim A. nicht mehr zu finden war, wurde auch hier die Akte geschlossen. Mehrere Verfahren wurden zudem eingestellt, weil ein zu erwartendes Urteil im Vergleich zu einem anderen, das noch aussteht, nicht ins Gewicht fallen würde und genau solche Fälle sollen nun noch mal überprüft werden.

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Messerattacke in Regionalbahn

Der 33-Jährige soll in der Regionalbahn von Kiel nach Hamburg mit einem Messer auf Fahrgäste eingestochen haben. Eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger starben, fünf Menschen wurden verletzt. Der Angreifer war schließlich von anderen Fahrgästen überwältigt und von der Polizei auf dem Bahnhof von Brokstedt festgenommen worden. (dpa/ide)