Diese Aktion scheint ein bisschen übertrieben
Angst vor Corona? Mutter desinfiziert Klettergerüst bevor Kind spielen darf
Ja, die Corona-Pandemie hat uns wohl alle zu wahren Hygiene-Experten gemacht. Gründliches Händewaschen und das Desinfizieren von Türgriffen, Einkaufswägen und Co. sind vielen inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Doch manche Menschen neigen auch dazu, in Sachen Hygiene zu übertreiben. Das nimmt dann auch mal so absurde Züge an, wie in einem Fall bei TikTok. Dort zeigt ein Video wie eine Frau mit einer Flasche, die augenscheinlich Desinfektionsmittel enthält, über einen Spielplatz läuft und die Gerätschaften dort ansprüht. Angemessen oder zu viel des Guten? Im Video oben haben wir andere Mütter gefragt.
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TikTok-Video geht viral
Das Video wurde von der Userin „katelynmhhh“ gepostet und zeigt, wie die Mutter ihrer Nichte gerade das Klettergerüst desinfiziert, während die Kleine geduldig an der Hand eines Erwachsenen wartet. Kommentiert hat sie das Video mit den Worten, dass die Mutter keinen Spaß verstehe, wenn es um ihr Kind gehe. Das Video wurde inzwischen fast zwei Millionen mal angeschaut und von vielen anderen TikTokern kommentiert, der Tenor: Das geht dann doch ein bisschen zu weit.
Schrullige Eigenart oder ernstzunehmende Zwangsstörung?
Seit dem Aufkommen des Corona-Virus und den Bestrebungen die Ausbreitung einzudämmen, sind Hygienemaßnahmen in aller Munde. Doch die Angst vor dem Virus und einer Ansteckung kann auch dazu führen, dass Menschen Zwangsstörungen entwickeln. Dazu sagt die Psychologin Ulrike Scheuermann im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news:
Wer sehr viel wäscht oder putzt - zum Beispiel zwanzigmal täglich die Hände oder die Türklinken in der Wohnung. Wer übertrieben kontrolliert - z.B. fünfmal hintereinander, ob der Herd aus ist, bevor man die Wohnung verlässt, und noch ein sechstes Mal, wenn man schon auf der Straße ist. Wer quälende Gedanken hat, die er oder sie loswerden möchte, aber nicht kann - wie etwa den Gedanken, einen bösartigen Tumor zu haben, obwohl bereits medizinisch geklärt ist, dass keine derartige Erkrankung besteht. Wer für Alltäglichkeiten sehr lange Zeit benötigt, etwa das morgendliche Zähneputzen - weil erst der Zahnputzbecher, die Tube, die Zahnbürste selbst vorab gereinigt werden müssen. Wer sich zwanghaft Gedanken um Ordnung und Symmetrie macht - zum Beispiel überall nach sechseckigen Formen sucht.
Wer mindestens eines dieser Symptome zeige und sich dadurch beeinträchtigt fühlt, "hat sehr wahrscheinlich eine Zwangsstörung", erklärt die Psychologin. "Wenn man dieselbe Handlung ausführen oder demselben Gedanken folgen muss, liegt eine Zwangsstörung vor." (jdr)