Behörden befürchten bis zu 100 Tote: "Es war barbarisch"

Angriff auf katholische Kirche in Nigeria: Viele Kinder und Schwangere unter den Opfern

A policeman stands next to blood stains and littered items, following an attack by gunmen on worshippers during a Sunday service mass at St. Francis Catholic Church in Owo, Ondo, Nigeria, June 6, 2022. REUTERS/Temilade Adelaja
Ein Polizist steht in der Kirche, in der sich der Angriff ereignete.
TA/AB, REUTERS, TEMILADE ADELAJA

Schwerbewaffnete Täter stürmten am Pfingstsonntag eine Kirche in Nigeria. Während des laufenden Gottesdienstes eröffneten sie das Feuer auf die Gläubigen, erschossen wahllos Menschen und lösten Sprengsätze aus. Schätzungen zufolge könnten in der St.-Francis-Kirche in der Stadt Owo bis zu 100 Menschen getötet worden sein. Auch viele Kinder und schwangere Frauen seien bei dem Angriff ums Leben gekommen, sagte Oluwole Ogunmolasuyi, ein Lokalpolitiker im südwestlichen Bundesstaat Ondo.

A bible is seen on a pulpit in St. Francis Catholic Church where worshippers were attacked by gunmen during Sunday mass service, is pictured in Owo, Ondo, Nigeria, June 6, 2022. REUTERS/Temilade Adelaja
Eine Bibel in der St. Francis Catholic Church
TA/AB, REUTERS, TEMILADE ADELAJA

Angreifer eröffnen mitten im vollbesetzten Pfingstgottestdienst das Feuer

„Es war barbarisch, so etwas haben wir noch nie erlebt“, sagte Ogunmolasuyi nachdem er die Kirche und ein Krankenhaus besucht hatte, in dem zahlreiche Verletzte behandelt werden. „Die Opferzahl beläuft sich auf zwischen 70 und 100.“

In den sozialen Medien kursierte am Sonntag eine Videoaufnahme, die den Ort des Geschehens zeigen soll. Darauf sind augenscheinlich tote Menschen zu sehen, die blutüberströmt auf dem Boden liegen - darunter auch Kinder. Die genaue Zahl der Opfer und welche Gruppe hinter dem Anschlag steht, blieb weiterhin unklar. Behörden hatten am Sonntag zunächst von bis zu 50 Toten gesprochen. Die Regierung hat eine Untersuchung eingeleitet.

War der Angriff auf die Kirche in Nigeria sorgfältig geplant?

Präsident Muhammadu Buhari verurteilte den Anschlag. „Dieses Land wird niemals dem Bösen und bösen Menschen nachgeben, und die Dunkelheit wird niemals das Licht besiegen“, wurde er bei Twitter zitiert. Der Gouverneur des Bundesstaates Ondo, Rotimi Akeredolu, bezeichnete den Anschlag als „abscheulich und satanisch“ und fügte hinzu, dass „es sich um einen kalkulierten Angriff auf die friedliebenden Menschen in Owo handelt“.

„Der Angriff ist zweifellos terroristischer Natur. Das Ausmaß und die Brutalität deuten darauf hin, dass er sorgfältig geplant und nicht impulsiv war“, sagte Eric Humphery-Smith, ein Analyst der Sicherheitsberatungsfirma Verisk-Maplecroft. Hintergrund des Anschlags seien wachsende ethnische und religiöse Spannungen in Afrikas bevölkerungsreichstem Land mit etwa 206 Millionen Einwohnern, so Humphery-Smith.

A police crime scene tape is seen in front of St. Francis Catholic Church where gunmen attacked worshippers during a Sunday mass service in Owo, Ondo, Nigeria, June 6, 2022. REUTERS/Temilade Adelaja
A police crime scene tape is seen in front of St. Francis Catholic Church where gunmen attacked worshippers during a Sunday mass service in Owo
TA/AB, REUTERS, TEMILADE ADELAJA
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