Behörden befürchten bis zu 100 Tote: "Es war barbarisch"
Angriff auf katholische Kirche in Nigeria: Viele Kinder und Schwangere unter den Opfern

Schwerbewaffnete Täter stürmten am Pfingstsonntag eine Kirche in Nigeria. Während des laufenden Gottesdienstes eröffneten sie das Feuer auf die Gläubigen, erschossen wahllos Menschen und lösten Sprengsätze aus. Schätzungen zufolge könnten in der St.-Francis-Kirche in der Stadt Owo bis zu 100 Menschen getötet worden sein. Auch viele Kinder und schwangere Frauen seien bei dem Angriff ums Leben gekommen, sagte Oluwole Ogunmolasuyi, ein Lokalpolitiker im südwestlichen Bundesstaat Ondo.

Angreifer eröffnen mitten im vollbesetzten Pfingstgottestdienst das Feuer
„Es war barbarisch, so etwas haben wir noch nie erlebt“, sagte Ogunmolasuyi nachdem er die Kirche und ein Krankenhaus besucht hatte, in dem zahlreiche Verletzte behandelt werden. „Die Opferzahl beläuft sich auf zwischen 70 und 100.“
In den sozialen Medien kursierte am Sonntag eine Videoaufnahme, die den Ort des Geschehens zeigen soll. Darauf sind augenscheinlich tote Menschen zu sehen, die blutüberströmt auf dem Boden liegen - darunter auch Kinder. Die genaue Zahl der Opfer und welche Gruppe hinter dem Anschlag steht, blieb weiterhin unklar. Behörden hatten am Sonntag zunächst von bis zu 50 Toten gesprochen. Die Regierung hat eine Untersuchung eingeleitet.
War der Angriff auf die Kirche in Nigeria sorgfältig geplant?
Präsident Muhammadu Buhari verurteilte den Anschlag. „Dieses Land wird niemals dem Bösen und bösen Menschen nachgeben, und die Dunkelheit wird niemals das Licht besiegen“, wurde er bei Twitter zitiert. Der Gouverneur des Bundesstaates Ondo, Rotimi Akeredolu, bezeichnete den Anschlag als „abscheulich und satanisch“ und fügte hinzu, dass „es sich um einen kalkulierten Angriff auf die friedliebenden Menschen in Owo handelt“.
„Der Angriff ist zweifellos terroristischer Natur. Das Ausmaß und die Brutalität deuten darauf hin, dass er sorgfältig geplant und nicht impulsiv war“, sagte Eric Humphery-Smith, ein Analyst der Sicherheitsberatungsfirma Verisk-Maplecroft. Hintergrund des Anschlags seien wachsende ethnische und religiöse Spannungen in Afrikas bevölkerungsreichstem Land mit etwa 206 Millionen Einwohnern, so Humphery-Smith.

Bisher war vor allem der Norden Nigerias von schweren Anschlägen betroffen
Dschihadistische und kriminelle Gruppen haben in vergangenen Jahren zahlreiche Anschläge auf Kirchen im überwiegend muslimischen Norden Nigerias verübt. Der überwiegend christliche Süden blieb bislang von derartigen Angriffen verschont. Religiöse Konflikte, insbesondere zwischen Muslimen und Christen, kommen in Nigeria immer wieder vor. (jgr, mit dpa)