Ein Kommentar von Jutta Bielig
Wacklige Koalition, zitternde Kanzlerin – Sorge um die „Anführerin der freien Welt“
Von Jutta Bielig
Ist es taktlos, die Frage nach der Gesundheit Angelas Merkels aufzuwerfen? Haben wir Anspruch auf mehr als den offensichtlich nicht ganz zutreffenden Satz „Der Bundeskanzlerin geht es gut“, mit dem ihr Sprecher sich am Vormittag zitieren lässt? Am liebsten möchte man ihr zugestehen, was jede und jeder andere auch für sich in Anspruch nimmt – Gesundheit ist Privatsache. Aber so einfach ist es nicht.
Was, wenn Merkel nicht mehr könnte?
Die Bilder von Merkels zweitem Zitteranfall machten in Windeseile Schlagzeilen, nicht nur zuhause. International wächst die Sorge um die „Anführerin der freien Welt“, wie die New York Times Merkel einmal nannte. Die Kanzlerin selbst hatte sich 2017 ein letztes Mal in die Pflicht nehmen lassen, weil sie Deutschland in schwierigen und unsicheren Zeiten dienen wolle.
Viele, die die Welt nicht den Trumps und Putins überlassen wollen, setzen auf die erfahrene Berliner Krisenmanagerin im Kanzleramt. Und auch die meisten Bundesbürger trauen ihr Umfragen zufolge am ehesten zu, das Land sicher durch aufgewühltes Fahrwasser zu steuern. Was, wenn sie es nicht mehr könnte?
Gesundheit der Kanzlerin ist ein Politikum
Die Szenen heute im Schloss Bellevue haben viele Beobachter im Regierungsviertel aufgeschreckt. Noch wird ja nicht entschieden, noch muss sich auch niemand entscheiden. Doch wer sich für kanzlertauglich hält, wird womöglich schneller geprüft werden als gedacht. Und es geht um ein Amt, dass dem oder der Inhaberin eine schwere Bürde auflegt.
Kurz vor dem G20-Gipfel und einem entscheidenden EU-Postenpoker ringt Merkel um Stärke, sehr persönlich und sichtbar für alle. Die Chefin im Kanzleramt ist eben keine Privatperson wie andere, ihr Gesundheitszustand ist ein Politikum, auch wenn man ihr es so gerne ersparen würde.
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