„Praxis tot – Patient in Not!“
Ärzte unzufrieden mit Lauterbachs Gesundheitspolitik – Praxen bleiben geschlossen
Nachdem bereits am 26. Oktober die Haus- und Fachärzte sowie Psychotherapeuten landesweit ihre Praxen geschlossen hielten, folgte nun am Mittwoch der zweite Protesttag. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) will gegen die aus eigener Sicht „derzeit feindliche und respektlose Politik gegenüber der ambulanten Versorgung“ demonstrieren. Für unseren Videobeitrag haben wir die Gießener Ärztinnen und Ärzte bei ihrem Protest begleitet.
Unzufrieden mit Lauterbachs Gesundheitspolitik
In der Kritik der protestierenden Ärzteschaft geht es hauptsächlich um das Handeln von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). In einer Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung heißt es: „Aber wer uns konsequent missachtet, uns bei Hilfsleistungen außen vorlässt und auch keinerlei Zukunftsperspektive kommuniziert, in der wir Niedergelassenen mit an Bord sind, sendet eindeutige Signale aus.“
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Problematisch sei es, dass Lauterbach sich verstärkt auf Kliniken fokussiere, niedergelassenen Ärzten aber wenig Unterstützung bietet. Die KVH fordert unter anderem einen Ausgleich der inflationsbedingten Preissteigerungen und eine vollständige Übernahme der gestiegenen Energiekosten.
Was genau ist das Problem?
Die KVH teilt mit, dass allen Niedergelassenen durch die geplante Streichung der Neupatientenregelung deutschlandweit rund 400 Millionen Euro weggenommen werden sollen. Diese Regelung sorgt seit Einführung im Jahre 2019 dafür, dass Arztpraxen verstärkt finanziell entlastet werden, sofern sie Patienten behandeln, die noch nie oder zuletzt vor zwei Jahren in der Praxis behandelt wurden. Darüber hinaus forderten Krankenkassen, den Praxen den gesetzlich zustehenden Inflationsausgleich in den kommenden Jahren zu verweigern.
Der klassische Hausarzt bricht weg
Wenn es nach der KVH geht, könnten aufgrund der aktuellen politischen Marschrichtung niedergelassene Ärztinnen und Ärzte bald schon Geschichte sein. Aufgrund der Bürokratie und der Kosten ist es für Medizinerinnen und Mediziner immer weniger attraktiv, sich im ländlichen Bereich niederzulassen. Infolgedessen konzentriere sich die Patientenversorgung dann in Kliniken und dort würde dann auch eine stärkere Anonymität herrschen. Statt zur Praxis um die Ecke zu gehen, müssen Patienten dann weitere Wege in Kauf nehmen. Der Doktor, der all seine Patienten und dessen Vorgeschichten kennt, würde dann der Vergangenheit angehören. (kmü)