74 Peitschenhiebe, weil sie kein Kopftuch trägtIranerin schildert ihre Auspeitschung im Gericht: „Mittelalterliche Folterkammer“

Der Mut dieser Frau ist bewundernswert!
Roja Heshmati hat ein deutliches Zeichen dafür gesetzt, dass sich Frauen im Iran nicht unterdrücken lassen. Zu ihrer Auspeitschung im Gericht in der Hauptstadt Teheran erschien sie ohne Kopftuch und ließ sich vom Richter nicht dazu zwingen, eines zu tragen. Nach Vollstreckung ihrer Strafe – 74 Peitschenhiebe – beschrieb sie öffentlich ihre Gefühle in der „mittelalterlichen Folterkammer“.
RTL.de ist jetzt auch bei WhatsApp – HIER direkt ausprobieren!
„Ich behielt meine Haltung bei und trug den Hidschab nicht“

Die 33-Jährige war vergangenes Jahr wegen eines Fotos verurteilt worden, das sie ohne Hijab zeigt. Als sie am 3. Januar vor Gericht erscheint, trägt sie erneut kein Kopftuch. Der Scharfrichter will sie dazu zwingen.
Lese-Tipp: „Kinderbraut“ Samira Sabsian im Iran hingerichtet
Gerichtsdiener und Anwalt raten ihr dazu, doch Heshmati bleibt unbeugsam. „Ich behielt meine Haltung bei und trug den Hidschab nicht“, beschreibt sie bei Facebook. Daraufhin hätten zwei Frauen ihr gewaltsam ein Tuch angelegt und sie mit Handschellen gefesselt, damit sie es nicht abnehmen konnte.
Video: Nina Moghaddam schildert Ärger mit iranischer Sittenpolizei
Im Raum steht ein Tisch „mit einer „Reihe von Peitschen“
Anschließend wird sie zu dem Raum gebracht, in dem sie ausgepeitscht werden sollte. Er befindet sich hinter einer Eisentür. „Am Ende des Raumes befand sich ein Bett, das mit Handschellen und beidseitig angeschweißten Eisenbändern ausgestattet war“, schildert Heshmati. Zudem gibt es „ein eisernes Gerät, das einer großen Staffelei ähnelte“ sowie einen Tisch, auf dem viele Peitschen liegen. „Es ähnelte einer voll ausgestatteten mittelalterlichen Folterkammer.“
Lese-Tipp: 16-jährige Iranerin Armita Garawand nach Streit mit Sittenpolizei tot
„Der Mann begann, auf meine Schultern, meinen Rücken, meine Hüften und meine Beine einzuschlagen“

Der Vollstrecker erscheint, nimmt eine Peitsche aus der Sammlung und wickelte sie sich zweimal um die Hand. Der Richter sagte zum Vollstrecker, er solle nicht zu hart zuschlagen, so Heshmati. Dann beginnt die eigentliche Prozedur: „Der Mann begann, auf meine Schultern, meinen Rücken, meine Hüften und meine Beine einzuschlagen.“ Sie zählt die Schläge nicht, sondern singt leise: „Im Namen der Frau, im Namen des Lebens, die Kleidung der Sklaverei wird zerrissen.“
Lese-Tipp: Giftgas und Kopftuch-Kontrollen – so terrorisieren die Mullahs Frauen im Iran
Nach den Hieben nimmt Heshmati direkt das Kopftuch ab
Sie erträgt die Hiebe, ohne sich ihren Schmerz anmerken zu lassen. Als es vorbei ist und ihre Hände wieder frei sind, nimmt sie sofort das zwangsweise angelegte Kopftuch ab. Heshmati betont, dass der Richter Verständnis für sie gezeigt habe.
Der Fall sei ihm „unangenehm“ gewesen, glaubt sie. Er habe ihr geraten, im Ausland zu leben. Sie weist das zurück: „Ich bekräftigte unser Engagement für den Widerstand“, so Heshmati.
Lese-Tipp: Iranische Sittenpolizei schlägt 17-Jährige tot
Immer mehr Iranerinnen widersetzen sich der Kopftuchpflicht

Das Engagement der 33-Jährigen bewegt viele Menschen. Viele internationale Medien berichten über ihre eindringliche Schilderung der Bestrafung. Ihr Facebook-Profil ist jedoch seit kurzem nicht mehr öffentlich.
Lese-Tipp: Sittenpolizei verhaftet Mahsa Amini - jetzt ist die 22-Jährige tot
Bereits seit geraumer Zeit widersetzen sich immer mehr Iranerinnen der Kopftuchpflicht. Weltweite Aufmerksamkeit erhielt das Thema spätestens mit dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022. Sie war von der Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie angeblich gegen die strenge islamische Kleiderordnung verstoßen und ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen hatte und in der Haft gestorben. Das hatte schwere Proteste gegen das Mullah-Regime ausgelöst.