Drei Kleinkinder aus Essener Wohnung befreit Nachbarinnen halfen verwahrlosten Kindern: "Eine Erlösung, als die Retter endlich da waren"

Drei verwahrloste Kinder sind in Essen-Schonnebeck von einem Balkon und aus einer Wohnung gerettet worden, allein gelassen von den Eltern. Das jüngste war erst zwei Jahre alt, in einem Kinderstühlchen fixiert, das wiederum an der Heizung festgemacht war. Dass die Kinder aus ihrer misslichen Lage befreit werden konnten, ist Monika H. und Iris S. zu verdanken, zwei aufmerksamen Nachbarinnen, die sich kümmerten und schließlich die Rettungskräfte alarmierten. Wie die beiden Frauen die Rettung der Kinder erlebten – und welche Frage sie besonders beschäftigt, erklären sie im Video.

Frauen hatten Angst, dass der Dreijährige vom Balkon stürzt

Aus der mittleren Wohnung befreite die Feuerwehr drei verwahrloster Kinder.
Aus der oberen Wohnung befreite die Feuerwehr drei verwahrloste Kinder.
RTL/Nadine Becker

Sie seien misstrauisch geworden, als sie bemerkten, dass ein Kind Sachen vom Balkon im ersten Stock warf. Das sei öfter vorgekommen, aber weil das Kind auf dem Balkon herumkletterte, hatten sie Angst, er könnte herunterstürzen. "Dann haben wir ihm zugerufen, er soll aufhören, aber er kletterte immer wieder herum", so Monika H., die sich große Sorgen machte.

Ihre Freundin Iris S. wohnt im selben Haus, sie lief nach oben und klingelte Sturm, aber niemand öffnete. Auch sie war außer sich vor Sorge. "Das war wie ein Nervenzusammenbruch für mich", sagt sie. Ein weiterer Nachbar klingelte und klopfte ebenfalls – vergeblich.

Inzwischen sind Polizei und Feuerwehr informiert, sie sind auch rasch vor Ort. "Höchstens sechs Minuten, dann waren die da", schätze Iris S.. Für ihre Freundin Monika ist das Eintreffen der Retter "wie eine Erlösung", sagte sie. Beide Frauen sind selbst Mütter, für sie war es selbstverständlich, sich zu kümmern.

Kein Verständnis für die Kindsmutter: "Nicht normal im Kopf"

Für die Mutter der eingesperrten Kinder haben sie kein Verständnis. Die sei "nicht normal im Kopf", findet Iris S.. Man habe die Kinder der Familie immer nur am Fenster gesehen, wenn sie geklopft oder gewunken hätten, nie draußen auf dem Spielplatz. RTL-Informationen zufolge wurde in der Vergangenheit das Jugendamt informiert, laut Nachbarn hätte es sich aber bisher nicht eingeschaltet.

Dieses Mal schon, die drei Kinder sind unter Obhut des Jugendamts und in Pflegefamilien untergebracht. Als man sie befreite, seien sie wohlbehalten gewesen, allerdings ziemlich durstig, sagte Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato.

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Verdacht der Misshandlung von Schutzbefohlenen und Freiheitsberaubung

Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato
Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato
RTL

Er bestätigte, dass der dreijährige Junge offensichtlich auf dem Balkon ausgesperrt worden war. Während Feuerwehrleute auf den Balkon kletterten und sich um den Jungen kümmerten, verschafften sich die Einsatzkräfte Zutritt zur Wohnung. "Sie bemerkten, dass bis auf das Wohnzimmer alle Zimmer abgeschlossen waren. Hinter einer Zimmertür machte sich ein fünfjähriges Mädchen bemerkbar. Die Tür wurde aufgebrochen und das Mädchen aus seinem verwahrlosten Zimmer befreit", so Schwarz-Pettinato.

Im Wohnzimmer hätten die Rettungskräfte den Zweijährigen entdeckt, der an seinen Kinderstuhl fixiert war. Der Stuhl wiederum war an an einer Heizung festgebunden. Von den Eltern fehlte jede Spur. Später sei "ein Erziehungsberechtigter", nach RTL-Informationen der Vater, gekommen und habe behauptet, er sei einkaufen gewesen.

Die Kriminalpolizei ermittelt nun. Es bestehe der Anfangsverdacht der Misshandlung von Schutzbefohlenen und der Freiheitsberaubung gegen die 32 und 45 Jahre alten Eltern, so der Polizeisprecher. (uvo)