Debatte um „Handgate” geht weiter

Handspiel, oder nicht? – Nun meldet sich „Sünder“ Cucurella zu Wort

Die Fußball-Welt diskutiert weiter über das „Handgate“ von Stuttgart.
Um die Deutung der Szene in der 106. Spielminute der EM-Viertelfinal-Partie zwischen Deutschland und Spanien ist so etwas wie ein „Glaubenskrieg“ entbrannt. Ist der Block des Schusses von Jamal Musiala (21) durch Spaniens Verteidiger Marc Cucurella (25) ein Handspiel? Hätte der Schiedsrichter Strafstoß geben müssen? Nun hat der „Hand-Sünder“ auf die Diskussion reagiert.

Deutschlands Jamal Musiala (l) schießt Spaniens Marc Cucurella (r) im Strafraum an der Hand an.
Szene des Anstoß: Marc Cucurella bekommt den Ball bei einem Schuss von JAmal Musiala an die Hand.
picture alliance/dpa | Tom Weller

Cucurella nimmt Diskussion mit Humor

Cucurella nimmt das Ganze mit Humor. Er sei Spieler, sagte er im EM-Camp der Spanier in Donaueschingen. „Wenn die Schiedsrichter sagen, es ist kein Handspiel, dann respektiere ich das als Spieler natürlich“, sagte Cucurella und lachte. Angesprochen auf Schiedsrichterexperten, die die Szene ebenfalls nicht als Handspiel bewertet hätten, sagte er: „Wenn du mir sagst, die Schiedsrichterexperten sagen, es ist kein Handspiel, dann ist es kein Handspiel.“

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Auf Nachfrage gestand der Abwehrstar des FC Chelsea gleichwohl: „Ich verstehe, dass es sich um eine etwas zweifelhafte Aktion handelt.” Merkte aber auch an: „Ich denke, wenn Deutschland gewonnen hätte, hätte man nicht darüber gesprochen.” Zugleich verwies er auf weitere strittige Entscheidungen des Schiedsrichters.

Cucurella verweist auf Fouls von Kroos

„Wir hätten uns auch darüber beschweren können, dass er Toni Kroos nicht vom Platz gestellt hat”, betonte Cucurella mit Blick auf mehrere gelbwürdige Fouls des deutschen Mittelfeldstars in der Anfangsphase des Spiels. Doch der englische Referee Anthony Taylor lies den gelben Karton in der Brusttasche stecken. „Am Ende haben wir gewonnen, und das ist das Wichtigste“, lautete Cucurella Schlussfazit.

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Das sieht man in Fußball-Deutschland freilich ganz anders. Eine Petition im Internet, die wegen einer weiteren „klaren Fehlentscheidung“ eine Wiederholung des EM-Viertelfinals zwischen Deutschland und Spanien fordert, hat inzwischen fast 350.000 Unterschriften (Stand Sonntag 16.00 Uhr). Allerdings: Aussicht auf Erfolg hat sie nicht.

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Ex-Bundestrainer Vogts: „Es geht um Gerechtigkeit”

Mehr Aussicht auf Erfolg dürfte aber ein Vorschlag von Ex-Bundestrainer Berti Vogts (77) haben. Auch der Weltmeister von 1974 ärgert sich maßlos über den Schiedsrichter, wie in einer Kolumne der „Rheinischen Post“ schrieb. „Dass er in der Szene mit dem Handspiel nicht nochmal auf die Video-Bilder schaut, kann ich absolut nicht nachvollziehen“, so Vogts weiter. „Es geht um Gerechtigkeit, um Fairness, beides wurde hier mit Füßen getreten.“

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Seine Idee um so etwas künftig zu vermeiden: „Vielleicht sollte man aufgrund dieser Szene darüber nachdenken, dass jede Mannschaft pro Halbzeit einmal den VAR anrufen kann, um eine Entscheidung zu prüfen, so wie es in anderen Sportarten üblich ist.“

Taylor folgte UEFA-Vorgabe

Warum nicht? Bleibt die Frage, ob der Schiri Taylor nach Ansicht der Video-Bilder tatsächlich anders entschieden hätte. Schließlich lag er mit seiner Entscheidung offenbar auf UEFA-Linie. Im EM-Vorfeld hatte Schiedsrichter-Boss Roberto Rosetti erklärt, dass es in solchen Situationen keinen Strafstoß geben werde. (sid, dpa, wwi)