Der irrste Marathon-Marathon aller ZeitenStefan Santifaller besiegt den Krebs - und erobert laufend die Welt
Was hat dieser Typ nur für eine Power!
Im Jahr 2021 erhält Stefan Santifaller (27) die Horror-Diagnose Knochenkrebs. Ein Moment, in dem einem eigentlich der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Doch nicht bei Stefan Santifaller. Nach einer Tumor-OP kämpft sich der Südtiroler zurück ins Leben - und wie. 182 Marathons am Stück absolviert er. Alleine. Ohne Unterstützung. Wir haben ihn in Köln zum Interview getroffen - oben im Video!
Stefan Santifaller läuft seine Narbe ab
Alles fing mit einer Narbe an. An seiner Schulter. Dort wurde ihm ein Tumor entfernt. „Ich habe ein Foto von der Narbe auf die Landkarte gelegt und ich wusste, das Projekt ist klar: Es geht von Portugal bis zum Nordkapp”, erklärt Stefan Santifaller, warum er bei seinem Projekt mit dem sinnigen Titel „Odyssee” von der Stadt in Südportugal bis an Norwegens Nordspitze gelaufen ist.
„Das scheinbar Unmögliche möglich gemacht”
7.700 Kilometer, tagein, tagaus, läuft er monatelang quer durch Europa. Jeden Tag 42 Kilometer. Hinein ins pralle Leben, in die Intensität des Augenblicks, ins Glück. Dabei war er nie ein Läufer. Jetzt ist er einer der größten. „Innerlich war ich unfassbar dankbar und voller Demut, das scheinbar Unmögliche möglich gemacht zu haben und jeden Tag an mich geglaubt habe”, erinnert sich Stefan Santifaller an das Gefühl, als er am Nordkapp ankam.
Warum er sich selbst so eine Ochsentour aufgebürdet hat? „Weil es Spaß macht und weil es mich aus meiner Comfortzone wirft und weil ich die Einzigartigkeit des Kontinents Europa hautnah erleben darf”, sagt er fast schon pragmatisch mit einem milden Lächeln. Auch wenn sein vermutlich irrster Marathon-Marathon der Geschichte ihn immer wieder an den Rand des Erträglichen gebracht hat. „Die größte Herausforderung war mit Sicherheit die, an Tagen, an denen sich jeder Schritt des Laufens anfühlt, als würde dir jemand mit einem Messer ins Bein stechen, trotzdem positiv und zuversichtlich und fokussiert zu bleiben und zu wissen: Die guten Zeiten kommen wieder”, sagt Stefan Santifaller.
Berührende Begegnung mit krebskranker Freundin
Und eine besonders gute Zeit gab es zwischendurch. Sein persönliches, berührendes Highlight: „Die bewegendste Story war die, dass ich über Instagram eine alte Bekannte in Dänemark besucht habe und gemerkt habe, in der Zeit, in der ich unterwegs war, ist sie den Prozess des Brustkrebses durchlaufen”, erzählt Stefan Santifaller, dessen eigene bewegende Geschichte sie motiviert und durch diesen Prozess begleitet habe. „Dich heute hier in den Arm zu nehmen, ist ein wahnsinnig schönes Gefühl“, sagte sie ihm.
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Er hat dann „aus tiefstem Herzen“ ihren verwucherten Garten wieder in Schuss gebracht. „Als sie aus der Reha zurückkam und sah, wie ihr Garten aussah, sie mit Tränen in den Augen zu beobachten und ihr zu sagen: ‚Das habe ich mit Liebe gern für dich getan‘, das war sehr emotional auch für mich.“
Am 27. März dieses Jahres startete Stefan Santifaller seine Mission. Mittlerweile ist er wieder auf dem Rückweg. Laufen tut er nicht. Aber nach Hause zu fliegen, kam eben auch nicht in Frage. So fährt er die gleiche Strecke zurück mit dem Fahrrad ab. Bis nach Köln hat er es schon geschafft. Bis nach Faro ist es da jetzt nur noch ein Katzensprung. Aber vielleicht fährt er ja auch einfach weiter. Die Kraft scheint Stefan Santifaller zumindest nie auszugehen.