Es geht um fast 900 Kilogramm Kokain!

Im Auftrag der ’Ndrangheta-Mafia Drogen geschmuggelt? Prozessauftakt in Düsseldorf

Fünf Männer und drei Frauen stehen seit Montag (03.02.) vor Gericht. Sie sollen im Auftrag der italienischen Mafia ’Ndrangheta fast 900 Kilogramm Kokain geschmuggelt haben. Der Prozess begann mit der Verlesung der Anklage im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Düsseldorf.

Mega-Razzia führte zur Anklage

Der Fall geht zurück auf eine europaweite Anti-Mafia-Operation. Im Mai 2023 waren mehr als 1.000 Polizisten gegen den Kokainhandel der ’Ndrangheta im Einsatz. Allein in Nordrhein-Westfalen durchsuchten 500 Beamte 51 Objekte. 18 Verdächtige wurden festgenommen, zahlreiche Drogen sowie Vermögenswerte von knapp einer Million Euro sichergestellt.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) betonte damals die Dimension des Einsatzes: „Allein in NRW wurden mehr als 50 Objekte durchsucht, 18 Personen wurden festgenommen. Es wurden Büros, Geschäfte, Häuser, Wohnungen durchsucht. Unter anderem in den Städten Bedburg, Bergisch Gladbach und Siegen.“ Die Anklage stützt sich auf mehrjährige Ermittlungen, darunter verdeckte Maßnahmen, Telefonüberwachungen und Observierungen.

Hauptangeklagter soll 2,2 Millionen Euro verdient haben

Die Angeklagten sind zwischen 36 und 64 Jahre alt und stammen aus Hattingen, Dortmund, Wuppertal, Remscheid und Castrop-Rauxel. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie Drogenhandel oder Beihilfe dazu vorgeworfen.

Als mutmaßlicher Kopf der Bande gilt der 64-jährige Karl-Heinz E. aus Hattingen. Laut Anklage soll er die Kurierfahrten koordiniert und dadurch 2,2 Millionen Euro verdient haben. Die Gruppe soll in über 50 Fahrten Kokain in präparierten Autos nach Italien geschmuggelt haben.

Die ’Ndrangheta gilt laut Bundeskriminalamt als gefährlichste Mafia-Organisation Europas – noch dominanter als die sizilianische Cosa Nostra oder die neapolitanische Camorra. Sie kontrolliert große Teile des europäischen Kokainmarktes.

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Hohes Strafmaß erwartet

Sollte der Hauptangeklagte ein vollständiges Geständnis ablegen, rechnet die Staatsanwaltschaft mit einer Strafe von etwa zwölf Jahren. Für die übrigen Angeklagten könnte das Strafmaß zwischen vier und zehn Jahren liegen. „Im Rahmen der Ermittlungen, die ja 2020 begonnen haben, haben wir verschiedenste verdeckte Maßnahmen durchgeführt. Wir haben observiert, Telefone abgehört, Autos mit Mikrofonen ausgestattet. Dazu gibt es Sicherstellungen von Betäubungsmitteln durch die italienischen Behörden“, erklärte Julius Sterzel von der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Der Prozess wird am 10. Februar fortgesetzt. Ein Urteil wird im Sommer erwartet.