Umfragetief für den RegierungschefMerz in der Kanzler-Krise – warum ist der Sauerländer so unbeliebt?

FILE PHOTO: German Chancellor Friedrich Merz visits Potsdam
Bundeskanzler Friedrich Merz spricht bei einer Veranstaltung am 14. Oktober 2025 in Potsdam
REUTERS/Christian Mang/File Photo
von Vanessa Brodka

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sorgt bei den einen für Zustimmung, bei anderen für Empörung. Niemand polarisiert gerade so wie er. Seine jüngste Aussage zu „Problemen im Stadtbild“ entfacht erneut eine hitzige Debatte und seine Umfragewerte sind seit Amtsbeginn mies.

Kanzler für Innenpolitik – macht das unbeliebt?

Vom Jet ins Jammertal: Friedrich Merz (CDU) kämpft mit schlechten Umfragewerten. Laut aktuellem RTL/ntv-Trendbarometer steht nicht mal jeder Dritte hinter ihm. Schon seit Amtsbeginn ist die Mehrheit nicht für Merz. Der Honeymoon blieb also aus. Einen schlechten Start hatte der Parteichef auch im Bundestag. Noch nie ist ein Kanzlerkandidat im ersten Wahlgang gescheitert. Für die einen ist der Sauerländer zu rechts, für die anderen zu links.

Nachgefragt beim NRW-Minister für Bundesangelegenheiten: Warum ist der CDU-Mann so unbeliebt? Nathanael Liminski (CDU) vermutet, dass Friedrich Merz noch durch ein altes Bild wahrgenommen wird. Außerdem sind Kanzler beliebter, die sich mit Außenpolitik beschäftigen. Merz ist aber gerade vor allem bei innenpolitischen Themen gefragt, sagt Politikwissenschaftler Norbert Kersting. Dazu kommt, dass er im Wahlkampf viele Versprechung gemacht habe, die nicht zu halten seien.

Stadtbild-Debatte geht weiter

Aktuell sorgt Merz mit einem Zitat zu „Problemen im Stadtbild“ und einen Zusammenhang mit Migration für Diskussionen. Deshalb haben die Grünen in Castrop-Rauxel Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet. Das findet Norbert Kersting übertrieben. Dafür sei die Aussage auch zu unkonkret. Unklar ist für viele: Was genau meint der CDU-Chef? Deshalb fragt ein Journalist am Montag (20.10.) bei einer Pressekonferenz nach. Der Bundeskanzler antwortet: „Dann fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte. Ich vermute, Sie kriegen eine ziemlich klare und deutliche Antwort. Ich habe gar nichts zurückzunehmen. Im Gegenteil, ich unterstreiche es noch einmal: Wir müssen daran etwas ändern. Und der Bundesinnenminister ist dabei, daran etwas zu ändern und wir werden diese Politik fortsetzen.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Im Video: Interview mit Bundespolizeigewerkschaftler Manuel Ostermann

Rückenwind von Parteikollegen

Nicht das erste Mal, dass der Sauerländer polarisiert. Doch oftmals steht er dann nicht mehr zu seinem Wort, sagen Kritiker. Anders ist es bei der aktuellen Debatte: Tausende protestieren gegen Merz. Seine Parteikollegen hingegen halten zu ihm. Armin Laschet (CDU) sagt, gerade das Ruhrgebiet habe ein Problem mit Schrottimmobilien. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hält zu Merz. Der Fraktionschef der Union Jens Spahn (CDU) sagt: „Wir haben Bahnhöfe, Marktplätze, wo junge Männer oft ausreisepflichtig rumlungern, die Leute anmachen, Frauen ansprechen. All das beschäftigt alle vernünftigen Bürger im Land, jeder Nationalität, jeder Hautfarbe.“ Friedrich Merz äußerte sich auf RTL WEST Anfrage nicht zu dem Thema.