36-jähriger Ukrainer vor GerichtEhefrau getötet und angezündet? Prozessauftakt nach Brand an Tankstelle in Gütersloh

von Julia Haiminger und Bastian Breitenbach

Vor einem Jahr ist in Gütersloh eine junge Frau tot in einem ausgebrannten Auto gefunden worden. Zunächst deutete alles auf einen Unfall hin. Doch die Ermittlungen zeigten: Der eigene Ehemann soll sie getötet und den Brand inszeniert haben, um Spuren zu verwischen. Nun steht der 36-Jährige in Bielefeld vor Gericht.

Frau in der Wohnung erstickt?

Innerhalb weniger Sekunden stand ein Auto im Oktober 2024 an einer Tankstelle in Gütersloh in Flammen. Auf den Aufnahmen der Überwachungskamera ist zu sehen, wie der Fahrer brennend davonrennt. Auf dem Beifahrersitz saß seine Ehefrau. Für sie kam jede Hilfe zu spät – die Einsatzkräfte konnten die 28-Jährige nur noch tot aus dem Fahrzeug bergen. Was zunächst wie ein Unfall aussah, entpuppte sich als Familiendrama. Knapp ein Jahr nach dem Vorfall hat am Freitag (14.11.) am Landgericht Bielefeld der Prozess gegen den Ehemann Oleksandr K. begonnen. Laut Staatsanwaltschaft soll der Ukrainer seine Frau in der gemeinsamen Wohnung erstickt und den Brand anschließend absichtlich gelegt haben, um die Tat zu vertuschen. Die Ermittler gehen von einem geplanten Mord aus.

Zerrüttete Ehe und Geständnis

Die Beziehung des Paares soll zerrüttet gewesen sein. Laut Anklage kam es in der Ehe zu Gewalt und sexuellen Übergriffen. Als der Mann seiner Frau gesteht, dass er sich in eine andere Frau verliebt hat, wollte die 28-Jährige die Trennung. Daraufhin soll er sie mit einem Kissen erstickt haben. Über seinen Anwalt lässt der 36-Jährige die Tat teilweise einräumen: Er habe zunächst geplant, sich selbst das Leben zu nehmen und dabei die tote Frau ins Auto zu setzen, um einen Unfall vorzutäuschen. Die Kinder sollten glauben, die Eltern seien gemeinsam tödlich verunglückt.

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Mutter fordert Gerechtigkeit

Im Gerichtssaal saß auch die Mutter der getöteten Frau als Nebenklägerin. Sie hat inzwischen die Betreuung der vier Kinder übernommen. Über ihren Anwalt fordert sie Aufklärung und Gerechtigkeit für ihre Tochter. Sollte der Angeklagte wegen Mordes verurteilt werden, muss er mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe rechnen. Bei Totschlag kann die Strafe bis zu 15 Jahre betragen. Das Urteil wird noch in diesem Jahr erwartet.