Zahlen zum Kopfschütteln für die Opposition im Düsseldorfer Landtag2.800 Beamte in NRW sind langzeiterkrankt – aber nur die Hälfte von ihnen war beim Amtsarzt
2024 waren Arbeitnehmer in Deutschland im Durchschnitt fast 15 Tage krankgemeldet. Besonders stark gestiegen ist die Zahl der Langzeiterkrankungen, also der Fälle mit mehr als sechs Wochen Krankheitsdauer. Doch wie sieht es bei den Landesbeamten in Nordrhein-Westfalen aus? Das Ergebnis ist brisant.
Knapp 2.800 Landesbeamte in Nordrhein-Westfalen fallen seit mindestens einem halben Jahr aus. Das zeigt ein Bericht aus dem NRW-Innenministerium. Nur etwas mehr als die Hälfte davon war bei einem Amtsarzt. Der prüft, wann jemand wieder arbeitsfähig ist. Nachgefragt bei den Menschen in Essen sorgt das für Kopfschmerzen. Sie fühlen sich unfair behandelt. Denn andere Arbeitnehmer bekommen nach sechs Wochen schon kein volles Gehalt mehr.
Wo finden sich die meisten Langzeiterkrankten?
Hinter der Anfrage steckt die NRW-FDP. Für den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden steht die Diagnose fest und die heißt: Handlungsbedarf. Denn die Dauerkranken machen knapp 18 Prozent der Krankentage aus. Ralf Witzel (FDP) erklärt: „Es geht hier nicht um ein paar wenige, die man an einer Hand abzählen könnte. Es sind weit mehr Fälle, wo es sich lohnt, auch für die Allgemeinheit, auch für andere Kollegen im öffentlichen Dienst näher hinzuschauen.” Denn diese Fehlzeiten kosten das Land schätzungsweise rund 150 Millionen Euro. Die meisten Langzeiterkrankten gibt es im NRW-Innenministerium sowie Landesschulministerium, darunter sind auch Polizisten und Lehrer.
Im Video: Interview mit Andreas Bartsch (Vorsitzender des Lehrerverbands in NRW)
Kein Amtsarzt wegen baldiger „Wiederaufnahme des Dienstes“?
Psychische und physische Beschwerden bringen die Jobs häufig mit. Ob die Betroffenen zum Amtsarzt müssen, entscheidet die jeweilige Dienststelle. Außerdem steht in dem Bericht: „So kann z. B. von der Einleitung eines Dienstunfähigkeitsverfahrens abgesehen werden, wenn vor dem Hintergrund einer bereits begonnenen Therapie oder Rehabilitationsmaßnahme mit einer Wiederaufnahme des Dienstes innerhalb der nächsten sechs Monate zu rechnen ist.“ Ausnahmen gelten auch für Menschen mit unheilbar tödlichen Diagnosen, so das NRW-Innenministerium. Fälle, in denen das System ausgenutzt wird, seien nicht bekannt.
Lehrerin war mehr als 15 Jahre krankgeschrieben
Anders bei einer Lehrerin aus Duisburg: Sie war mehr als 15 Jahre krankgeschrieben. Sie erhielt aber volle Bezüge. Parallel dazu soll sie sich ein neues berufliches Standbein als Heilpraktikerin aufgebaut haben. Zu dem aktuellen Bericht äußert sich die NRW-Schulministerin auf Nachfrage am Freitag (24.10.) nicht. Aus ihrem Ressort heißt es: Die Dauer von Langzeiterkrankungen hänge vom Einzelfall ab. Außerdem: „Darüber hinaus kann es weitere Gründe dafür geben, dass die Prüfung und Durchführung einer Wiedereingliederung bzw. Weiterverwendung in anderer Funktion mehr Zeit in Anspruch nehmen als üblich. Ein Grund hierfür sind beispielsweise teilweise lange Wartezeiten sowohl auf Termine für amtsärztliche Untersuchungen als auch auf deren Ergebnisse.” Das weiß auch Ralf Witzel. Deshalb sei Vorsorge gefragt, die müsse von der NRW-Landesregierung kommen. Zumindest diese Untersuchung bleibt nicht aus: Das NRW-Schulministerium will jetzt prüfen, wie es seine Abläufe verbessern kann.
































































