Mord ohne Leiche - der Fall Monika CrantzHat ihr Mann sie getötet, um an ihr Vermögen zu kommen?

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Monika Crantz verschwindet 1999 spurlos.
Foto: Polizei
von Marie Sofie Horstmann und Annika Redmer

Es ist ein Verschwinden ohne Zeugen und ohne Leiche.
Von Monika Crantz aus Ratzeburg fehlt seit 1999 jede Spur. Der Verdächtige? Ihr Mann! Da sind sich das Gericht und der Sohn sicher. Der Fall ist Mittelpunkt unserer neuen True Crime-Folge „Tatort Nord”.

Sie vermögend, er pleite

Klaus Bruhnkahl, der Bruder von Monika Crantz sagte damals: „Es gibt keinen anderen Täter, es gibt keinen anderen Verdächtigen, es gibt keine andere Möglichkeit, er ist der Letzte, der mit meiner Schwester zusammen war.” Und auch für die Ermittler ist schnell klar: Der Täter muss ihr Ehemann sein – Hartmut Crantz. Das mutmaßliche Motiv: Sie wollte die Scheidung. Wollte er vielleicht ihr Geld?

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Doch wer ist Monika Crantz? Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens ist sie eine erfolgreiche Geschäftsfrau, sie betreibt mehrere Fitness- und Sonnenstudios. Anders sieht es bei ihrem Ehemann Hartmut Crantz aus. Zum Zeitpunkt von Monikas Verschwinden ist er 53 Jahre alt, selbst Unternehmer, aber insolvent. Er ist finanziell abhängig von seiner Frau. Und die hat vorgesorgt: Die beiden führen eine Ehe im Zustand der Gütertrennung: Was ihr gehört, bleibt ihres. Kurz vor ihrem Verschwinden lässt Monika Crantz außerdem die Geschäftskonten für ihren Mann sperren. Bei einer Scheidung würde er also leer ausgehen, wenn er aber erbt, weil sie stirbt, würde das anders aussehen.

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Monika Crantz habe Angst gehabt

Er ist der Hauptverdächtige und war zuletzt mit ihr im gemeinsamen Haus in Ratzeburg in Schleswig-Holstein. Sohn Stefan sagt gegen seinen eigenen Vater aus: „Meine Mutter hat mir ganz klar gesagt, dass sie Angst hat, dass, wenn sie sich jemals scheiden lassen würde, dass mein Vater ihr angedroht hat, dass sie davon nichts haben würde.“ Im Zuge der Ermittlungen kommen weitere Ungereimtheiten ans Licht. Am 6. Januar hat Hartmut Crantz ein Auto in Lübeck gemietet. Es ist der Tag, an dem Monika spurlos verschwindet. Eine Angestellte erinnert sich aus Zufall. Hartmut Crantz soll dies der Polizei verschwiegen haben. Seine Aussage, wo er an dem Tag gewesen sei, passt zudem nicht zu seinen Handydaten. Im Haus der Familie und auch in Hartmut Crantz’ Büro schlagen Leichenspürhunde an. Doch die Polizisten finden keine auswertbaren Spuren. Im Oktober 1999 beginnt der Prozess gegen Hartmut Crantz. Die Anklage lautet Mord! Nebenkläger ist die Familie von Monika. Hartmut Crantz beteuert seine Unschuld. Doch er wird wegen Mordes verurteilt.

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Lebenslange Haft

Im Frühjahr 2002 kommt es zu einem zweiten Prozess. Dieses Mal schweigt Hartmut Crantz. Er wird erneut zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt. Doch viele Fragen bleiben offen. Wo ist die Leiche? Warum musste Monika Crantz sterben? Doch Hartmut Crantz wird auf diese Fragen keine Antworten mehr geben. Am 10. Juni 2003 begeht er Suizid in seiner Zelle in der JVA Lübeck. Er hinterlässt mehrere Abschiedsbriefe. Ein mehrseitiges Schreiben mit der Überschrift „An die Verleumder” liegt offen in der Zelle, darin beteuert Crantz noch immer seine Unschuld. Für Staatsanwaltschaft, Gericht und auch für Monikas Familie steht trotzdem fest: Hartmut Crantz ist der Täter! Verurteilt, nur durch Indizien, nie aber durch unmittelbare Beweise.