„Heidemörder“ tötet vor 30 Jahren junge FrauenIm Sommer wird geprüft, ob er freikommt

Es ist ein unfassbarer Kriminalfall.
Thomas Holst vergewaltigt, tötet und verstümmelt in den späten 80er und Anfang der 90er Jahre drei junge Frauen in Hamburg und Niedersachsen. Seine damalige Psychologin verliebt sich in ihn – und hilft ihm aus der psychiatrischen Anstalt Hamburg-Ochsenzoll zu fliehen! Später stellt sich der damals 29-Jährige der Polizei. Bis heute sitzt er in der Psychiatrie. Könnte sich das bald ändern?
Thomas Holst: „Ich war schweinenett zu den Frauen“
1990 lockt Thomas Holst die 22-jährige Kosmetikschülerin Lara H. in sein Auto. Tage später wird ihre Leiche in einem Straßengraben in der Nähe ihres Wohnortes Buchholz in der Nordheide gefunden. Deshalb nennt ihn die Presse „Heidemörder“. Später stellt sich raus: Sie ist sein drittes Opfer. Zuvor tötete er bereits zwei Frauen aus Hamburg. Am 23. Dezember 1990 wird er festgenommen. Ermittler kommen ihm auf die Spur, weil er wegen einer früheren Vergewaltigung vorbestraft ist und im Umkreis des Leichenfundorts wohnt.
Video-Tipp: Der unfassbare Fall des Heidemörders - RTL Nord Dokumentation auf YouTube
Holst wird als charismatisch beschrieben, soll Menschen für sich einnehmen können. „Ich war schweinenett zu den Frauen“, lässt er im Gerichtsprozess über den psychiatrischen Gutachter erklären. So nett, dass sich seine behandelnde Psychologin in ihn verliebt! Sie hilft ihm zu fliehen. Doch als die Polizei sie festnimmt, stellt er sich der Polizei. Inzwischen sitzt er seit mehr als 30 Jahren in der psychiatrischen Anstalt Hamburg-Ochsenzoll.
Video-Tipp: Was fasziniert Frauen an Straftätern?
Kommt der „Heidemörder“ auf freien Fuß?
Ob Thomas Holst jemals wieder freikommt - das wird jedes Jahr neu von der Strafvollstreckungskammer geprüft. Solange er von den Gutachtern als „gefährlich“ eingestuft wird, bleibt er in der forensischen Abteilung in Hamburg Ochsenzoll. Diesen Sommer steht die nächste Prüfung an.
Lese-Tipp: Alfredo S. betoniert eine Leiche in seinem Restaurant ein – und wird freigesprochen!
Kein Mensch kommt böse auf die Welt – oder?
Dr. Arthur Ballin ist Psychiater am Institut für Forensische Psychiatrie in Hamburg. Er weiß, wie entscheidend frühe Kindheitserfahrungen sind. „Es geht dabei um Kompetenzen, die man während der ersten drei Lebensjahre entwickelt, beispielsweise die Empathie. Wir können uns alle an die ersten drei Jahre nicht erinnern. Und die Folge davon ist, dass wir es auch nicht mehr verändern können. Wir haben keinen Zugriff, auch keinen direkten therapeutischen Zugriff. Man kann es nicht besprechen, reflektieren, in einen anderen Zusammenhang stellen, verstehen, sondern es bleibt genauso bestehen, und zwar lebenslang.“ So könne es passieren, dass einige Menschen nicht die psychischen Fähigkeiten haben, die man eigentlich voraussetzen würde. „Wenn ein solches Defizit die Empathiefähigkeit betrifft, dann ist den Betroffenen das Leid anderer egal.“ Ein solcher Mangel an Empathie könnte erklären, warum Thomas Holst sich nicht verantwortlich für seine Verbrechen fühlt.