Dieser Fall erschütterte vor zehn Jahren ganz Hamburg

Alfredo S. betoniert eine Leiche in seinem Restaurant ein – und wird freigesprochen!

Der Restaurant-Besitzer wird erpresst, doch irgendwann will er nicht mehr zahlen.
Der Restaurant-Besitzer wird erpresst, doch irgendwann will Alfredo S. nicht mehr zahlen.
RTL Nord / privat
von Annalena Antzar

Es ist ein Fall, der Hamburgs Kriminalgeschichte wohl für immer prägt.
Der Restaurantbesitzer Alfredo S. erschießt im September 2015 in seiner Trattoria „Casa Alfredo“ in Hamburg St. Georg den Schutzgelderpresser Ercan D.. Was dann passiert, klingt wie ein Mafia-Film, ist aber düstere Realität.

Die fatale Nacht im „Casa Alfredo“

Am 30. September 2015 kommt es in der Trattoria „Casa Alfredo“ zu einem Streit zwischen Alfredo S. und Ercan D., einem mehrfach vorbestraften Kriminellen, der den Restaurantbesitzer seit Monaten erpresst. Ercan D., der im Viertel für seine Drogengeschäfte bekannt ist, fordert immer wieder Geld von Alfredo S., der, um den Drohungen zu entgehen, insgesamt 25.000 Euro an den Erpresser zahlt. Doch er kann den Forderungen irgendwann nicht mehr nachkommen – der Konflikt eskaliert.

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In einem erbitterten Streit, bei dem Ercan D. eine Waffe auf den Tisch legt und droht: „Wenn du heute nicht zahlst, geht einer von uns beiden drauf“, zieht Alfredo S. die Waffe und schießt. Der Schuss tötet Ercan D. sofort. Doch anstatt sich der Polizei zu stellen, handelt Alfredo S. auf seine eigene Weise: Er betoniert die Leiche des Opfers in dem Boden seines Restaurants ein und setzt sein Leben fort, als sei nichts passiert. Die Polizei kommt ihm auf die Schliche: Alfredo S. landet vor Gericht.

Ein Freispruch, der für Aufsehen sorgt

Der Vorwurf: Totschlag. Doch war der Schuss gerechtfertigt? Ist Alfredo S. schuldig oder unschuldig? Das Landgericht Hamburg entscheidet schließlich, dass Alfredo S. freigesprochen wird. Das Gericht stuft das Handeln als Notwehr ein – Alfredo S. habe in einer Situation gehandelt, in der er keine andere Wahl hatte, als sich zu verteidigen.

Video-Tipp: Einbetonierte Leiche im „Casa Alfredo”: - RTL Nord Dokumentation auf YouTube

„Die Kammer ging davon aus, dass der Schuss gerechtfertigt war, weil der Angeklagte davon ausgehen musste, dass der Geschädigte ihn angreifen würde, sobald er die Waffe in Besitz genommen hätte“, erklärte ein Gerichtssprecher. Der Schuss sei demnach die einzige Möglichkeit gewesen, sich vor dem „gegenwärtigen Angriff“ zu schützen.

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Im Video: Wann gilt Notwehr?

Ein Leben in Angst

Alfredo S. ist frei, aber das hat seinen Preis. Denn er lebt in ständiger Angst, dass sich die Familie seines Opfers doch noch rächen könnte, erzählt er Jahre nach dem Prozess in einem Interview. Ein Leben in Unsicherheit - als Täter und Opfer.