Völlig verflogen! Bartgeier Vinzenz kommt 1.600 Kilometer vom Weg ab

Ein Mitarbeiterin im Nationalpark Berchtesgaden hält das Bartgeiermännchen Vinzenz vor seiner Auswilderung auf dem Arm.
Vizenz bei seiner Auswilderung - und vor seiner großen Reise.
Sven Hoppe/dpa

Berchtesgaden oder Oldenburg, das ist hier die Frage!
Es sollte Vizenz’ erster großer Flug nach seiner Auswilderung werden: Doch anstatt es sich in seinem neuen, für Greifvögel geeigneten Lebensraum in Bayern gemütlich zu machen, biegt er scheinbar falsch ab − und findet sich plötzlich in Niedersachsen wieder!

Urlaub oder Umweg?

Als der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) Vinzenz im letzten Jahr auswildert, sieht es zunächst so aus, als ob der Vogel seinen neuen Lebensraum annimmt. Der Bartgeier ist mit einem GPS-Sender ausgestattet und wird rund um die Uhr überwacht. Eigentlich sind die Riesenvögel, die eine Flügelspannweite von bis zu 2,90 Meter erreichen können, im Hochgebirge Zuhause. Doch Bartgeier Vinzenz hat andere Pläne − und macht sich auf den Weg!

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Ab in den Norden!

Aus den bayerischen Alpen – eigentlich ein geeigneter Lebensraum – zieht es Vinzenz letzten Freitag (13. Juni) laut LBV zunächst nach Nürnberg. Gefallen hat es ihm dort wohl nicht, denn er dreht wieder ab und macht sich auf den Weg zurück Richtung Süden. Doch anstatt weiter in die Berge zu fliegen, entscheidet sich der Bartgeier dafür, wieder umzudrehen und in nordwestlicher Richtung das Schwabenland zu überfliegen.

Über Umwege geht es für ihn dann Richtung Norden. Vinzenz wird dabei sogar zum echten Grenzgänger. Es zieht ihn in die Niederlande und an die Nordsee. Schließlich wird der Bartgeier bei Oldenburg von örtlichen Experten eingefangen – müde und deutlich abgemagert.

Bartgeier Vinzenz in Bad Zwischenhahn, sitzt auf einem Baum.
Bartgeier Vinzenz bei einem Stopp in Bad Zwischenhahn (Niedersachsen).
Matthias Feldhoff

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Riskante Reise durch Westdeutschland

Jetzt wird Vinzenz in einer Auffangstation in Rastede bei Oldenburg wieder aufgepäppelt. Der Norden ist mit seinem flachen Land und seinen Windkraftanlagen kein Ort für einen Bartgeier, hier findet er kaum Futter.

Vogelbeobachter Matthias Feldhoff ist dem Vogel hinterhergereist. Im Gespräch mit RTL erzählt er: „Bartgeier sind ausschließlich Aasfresser. Die Wahrscheinlichkeit, dass er das im flachen Land findet, ist gering.” Wenn Vizenz wieder fit ist, soll er zurück in die Berge gebracht werden - wo er dann hoffentlich auch bleiben möchte. (dst/dpa)