Leben mit Multipler Sklerose

Ina (28) ist unheilbar krank: „Ich bemühe mich wirklich sehr stark, alles zu machen”

Schon im Alter von 18 Jahren bekommt Ina ihre Diagnose. Davor vermuten Ärzte ein Burnout.
Seit zehn Jahren lebt Ina mit der Erkrankung.
RTL Nord
von Sarah Werner, Marie Sofie Horstmann und Johanna Kroke

Ärzte vermuten Burnout – dann werden Inas Symptome immer schlimmer!
Schon mit 18 Jahren bekommt Ina Alpas aus dem niedersächsischen Ahlerstedt die Diagnose Multiple Sklerose (MS). Seitdem lebt sie mit der entzündlichen Nervenkrankheit. Sich von ihrer Erkrankung aufhalten lassen? Für die 28-Jährige keine Option!

Die Diagnose verändert alles

Schwindelattacken, doppeltes Sehen, Sprachstörungen – die ersten Symptome bemerkt Ina bereits im Alter von 18 Jahren. Als sie sich an ihren Hausarzt wendet, vermutet der jedoch zunächst ein Burnout. Was die 28-Jährige erlebt, sei stressbedingt. Doch dann werden die Krankheitszeichen schlimmer, erinnert sich die junge Frau im Interview mit RTL: „Dass ich die passenden Worte nicht gefunden habe. Die Beine, dass ich beim Treppensteigen nicht rauf- und runtergekommen bin, die Treppe rauf- und runtergefallen bin. Ich wollte was greifen und habe dabei irgendwas anderes umgeschubst.”

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Schließlich wird Ina auf MS getestet. Ein Dreivierteljahr später bekommt die junge Frau die Diagnose, sie verändert ihr Leben von einem Tag auf den anderen. Medikamente sollen aufhalten, dass Inas Erkrankung weiter fortschreitet, doch alleine wohnen kommt für sie nicht mehr infrage. Deswegen bleibt die 28-Jährige bei ihren Eltern. Eigenständig ein Brötchen schmieren, einen Stift halten, Treppen steigen. Was für andere leicht von der Hand geht, ist für Ina eine echte Herausforderung. Gerade feinmotorische Handgriffe stellen die junge Frau vor eine schwere Aufgabe.

Inas Eltern leiden mit ihrer Tochter

Besonders schwer trifft Ina, dass sie nicht mehr in ihrem Job arbeiten kann. Eine Ausbildung zur Forstwirtin hat die 28-Jährige zwar noch abgeschlossen, doch dann ist Schluss. Ina sei gekündigt worden, erzählt sie, nachdem sie den Grad ihrer Behinderung anspricht. „Es ist ärgerlich, es ist auch verletzend auf eine Art und Weise, weil man damit ehrlich umgeht. Ich bemühe mich wirklich sehr stark, alles zu machen und auch zu arbeiten”, sagt Ina.

Ihre Diagnose macht auch Inas Eltern zu schaffen. „Also irgendwie glaubt man das jetzt auch immer noch nicht”, sagt ihre Mutter. Sie hat Tränen in den Augen. Vor allem mit Blick auf die Zukunft macht sie sich große Sorgen. Noch könne ihre Tochter im oberen Geschoss des Hauses wohnen, aber wie lange noch? „Wir werden ja auch nicht jünger”, sorgt sich Inas Mutter. „Wie ist es, wenn wir nicht mehr können?”

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Im Video: RTL-Moderatorin sprich über ihre MS-Diagnose

Ursache für die Erkrankung ist noch nicht klar erforscht

Mit ihrer Diagnose ist Ina kein Einzelfall. Rund 50.000 Menschen in Niedersachsen leiden unter der Erkrankung. Dabei sind Frauen bis zu drei Mal häufiger von MS betroffen als Männer. „Multiple Sklerose ist ja eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems”, erklärt Herbert Temmes von der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft e.V. im Gespräch mit RTL. Dabei werde die Weiterleitung von Signalen über die Nervenzellen behindert, so der Experte. Im ganzen Körper könne es dadurch zu verschiedenen Störungen kommen.

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Wie bei Ina treten die Symptome oft früh auf, in vielen Fällen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Die Ursache für die Erkrankung ist jedoch noch nicht klar erforscht. „Die Multiple Sklerose ist auch bis heute nicht heilbar, aber es ist eine Krankheit, die durchaus gut behandelbar ist”, sagt Temmes.

Ina: „Im Team kann man viel mehr schaffen”

Trotz Behandlung sind die Symptome für Ina bei jeder Bewegung spürbar. Mittlerweile hat sie sich an die Einschränkungen gewöhnt. Für alle, die wie sie täglich mit den Herausforderungen von MS zu kämpfen haben, hat die 28-Jährige einen Rat: sich Unterstützung suchen! „Im Team kann man viel mehr schaffen als im Alleingang”, erklärt die junge Frau. Ihre Familie sei ihr größter Rückhalt. Dennoch ist ihre Hoffnung groß, dass irgendwann ein Mittel gegen MS gefunden wird.