„Es hat mich direkt ins Schienbein gebissen”
Nutria greift Frau (58) an - blutige Verletzung bei der Chorfreizeit

Ein kurzer Moment, ein Biss und ganz viel Blut.
Ann-Christin Langhof (58) wird auf einer Chorfreizeit von einem Nutria angegriffen. Ein Schockmoment, der ihr bis heute einen neuen Spitznamen verliehen hat.
„Im ersten Moment habe ich gedacht, das wäre ein Hund”
Im März 2024 ist die Sonderpädagogin mit ihrem Chor in Burhave in einem Hotel. Eigentlich wollen sie viel singen und die Zeit zusammen genießen. Doch als Ann-Christin am Abend mit mehreren Freunden auf dem Weg vom Haupthaus des Hotels zu einem Nebengebäude ist, wird sie angegriffen: „Auf einmal, nichts ahnend, hatte ich am Bein so ein Vieh hängen, was mich angefallen hat und ich konnte das im ersten Moment überhaupt nicht identifizieren, ich bin noch nie im Leben auf den Nutria gekommen, im ersten Moment habe ich gedacht, das wäre ein Hund, der mich angefallen hat oder so was”, sagt sie.
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Nutrias leben am Wasser
Auf RTL Nord-Anfrage erklärt Carsten Lippe von dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) schriftlich: „Bei Nutria handelt es sich in der Tat um eine invasive Art. Konkret stehen die Nagetiere seit 2016 auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten”, das sei auch der Grund, warum die Nutrias bejagt werden dürfen. Laut NLWKN handelt es sich bei Nutrias um pflanzenfressende Fluchttiere aus Südamerika. Carsten Lippe schreibt uns: „Angriffe auf Menschen sind hier im Hause nicht weiter bekannt; Begegnungssituationen mit Menschen verlaufen in aller Regel unproblematisch. Grundsätzlich gilt dabei natürlich: Jedes Tier – auch Arten, die in Begegnungssituationen eigentlich zur Flucht neigen - kann grundsätzlich auch mit aggressivem Verhalten reagieren, wenn es sich extrem bedrängt fühlt.” Ann-Christin Langhof sagt zum Nutria-Angriff: „Es hat mich direkt ins Schienbein gebissen, (...) das sah aus wie ein längliches Teil, was ich da am Bein hatte und ich hab das dann so weggekickt, also so ganz aus Reflex, und es flog dann auch richtig schön in die Büsche.”
Gefahr für Deichschutz
Carsten Lippe vom NLWKN erklärt, dass die Nutrias insgesamt ein großes Problem für den Hochwasserschutz und den Küstenschutz seien. „Sie beschädigen durch ihre Bauten die Deiche, Dämme sowie Uferbereiche (Dammbruchgefahr). Aufgrund der Bauten besteht zudem die Gefahr, dass schwere (Unterhaltungs-)fahrzeuge einbrechen können.” Laut des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sei die Nutriazahl seit 2010 deutlich gestiegen.
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Blut lief aus Schienbein
Die 58-Jährige merkt nach dem Angriff nur, wie das Blut aus ihrem Schienbein läuft. Freunde haben sie dann ins Krankenhaus gefahren: „Da habe ich auch für Erheiterung gesorgt. Sag’ ich mal, also ich glaube, ich war die beste Story an diesem Wochenende.” Denn trotz der blutigen Attacke bleibt Ann-Christin gut gelaunt. Der Arzt im Krakenhaus erklärt ihr dann, dass es ein sehr großer Biss sei und dass er die Nutria vermute. Der Arzt habe ihr erzählt, dass Menschen mit diesen Bisswunden schon öfter im Krankenhaus waren.

Neuer Spitzname: „Nutria-Lady”
Ann-Christins Bein wird geröntgt, denn der Biss kann richtig gefährlich werden. Der Arzt erklärt der 58-Jährigen: „Wenn da ein Stück vom Zahn im Knochen hängen geblieben wäre, dann haben sie ganz schnell eine Sepsis.” Und eine Sepsis kann lebensgefährlich sein. Die 58-Jährige meldet sich in der Nacht bei ihrem Chef krank, denn für die Sonderpädagogin wäre es am Montag mit auf Klassenfahrt gegangen. „Aber der ist zum Glück Jäger, und der kennt Nutrias und sagt ´Oh, ich kenne das sonst immer nur, dass die Hunde angegriffen werden.´” Ann-Christin muss ihr Bein eine Woche hochlegen und bekommt Medikamente. Mittlerweile, ein Jahr nach dem Angriff, kann sie darüber lachen. Von einigen Bekannten werde sie jetzt nur „Nutria-Lady” genannt. Trotzdem: „das war natürlich erst mal ein totaler Schock und du hast dich total erschrocken und wusstest nicht, was das ist und was man da am Bein hat.”
Ann-Christin Langhoff sieht Nager jetzt anders
Warum die Nutria die 58-Jährige angegriffen hat, ist nicht klar. „Ich sehe Nager jetzt ein bisschen mit anderen Augen”, erzählt Ann-Christin. „Ich würde mich jetzt nicht unbedingt freiwillig so in der Dunkelheit am Gewässer aufhalten.”