Arztbesuch der ZukunftAvatar statt Arzt! Ist KI die Antwort auf Personalmangel in der Medizin?

Gespräch mit der KI, Behandlung vom Arzt!
Ob mit Termin oder ohne, die Wartezeiten beim Arzt sind meist lang. Der eigentliche Termin dagegen ist gefühlt schnell rum. Das will ein Entwicklerteam aus Hannover jetzt ändern. Mit einer neuen künstlichen Intelligenz sollen die Patienten schon vor der Behandlung sprechen können.
Erste Einschätzung in wenigen Minuten
„Was ist der Grund für Ihre Untersuchung? Welche Beschwerden haben Sie?“ In einem kleinen Raum sitzt Radiologie-Patient Daniel Brehme vor einem Bildschirm. Das Vorgespräch führt er hier nicht mit einem Arzt, sondern mit SymptoX, einem neuen KI-Assistenten. Die künstliche Intelligenz soll die Digitalisierung in der Medizin weiter vorantreiben.
Bereits nach wenigen Minuten soll Brehme so eine erste Einschätzung bekommen. „Wenn KI da unterstützen kann, dass letzten Endes die Radiologen eine bessere Gesamtzusammenfassung oder ein Gesamtbild haben, dann finde ich es gut”, meint er.
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Viele Untersuchungen, wenig Zeit für den Patienten
Seit Anfang des Jahres wird der digitale Assistent in verschiedenen Privatpraxen in Deutschland angeboten. Besonders wichtig bei der Entwicklung ist Gründer Andreas Noack, dass jeder die KI bedienen kann: „Das ist eben die Herausforderung, dass wir eine Oberfläche schaffen, die maximal barrierefrei funktioniert, die von fünf bis 100 für jeden, der davor sitzt, einfach zu bedienen ist.”
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Mit dem KI-Assistenten hat Noack vor allem ein Ziel: kürzere Wartezeiten zu schaffen und eine Antwort auf den Personalmangel in der Medizin zu finden. Denn laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) finden in Deutschland alleine in Radiologiezentren jedes Jahr mehr als 13 Millionen MRT-Untersuchungen statt. „Das sind sehr viele Untersuchungen pro Zeit und die Anamnese kommt immer ein bisschen zu kurz”, sagt Radiologe und Mitgründer Tobias Deutsch.
KI als „gutes Beiwerk” für Termine
Patientendaten speichert die KI nicht. Sie soll lediglich ein schriftliches Protokoll des Gesprächs erstellen. Derzeit wird sie in zwölf Sprachen angeboten. Doch ob die Patienten die KI annehmen, wird sich erst noch zeigen. Viele sehen in dem System eine Erleichterung. Gleichzeitig bleibt der Zweifel, ob die KI das Gespräch mit einem echten Menschen ersetzen kann.
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„Ich glaube einfach, dass so persönliche Stimmungen nicht rüberkommen. Also eventuelle Ängste, die man gerade vor einer Untersuchung hat, die werden natürlich nicht festgehalten”, gibt eine Patientin zu bedenken. Nur mit der KI sprechen, würde auch Patient Daniel Brehme nicht wollen. Die Kombination mit der anschließenden Behandlung beim Arzt sei für ihn entscheidend. „Wenn anschließend das Gespräch wieder persönlich erfolgt, denke ich, da könnte es ein gutes Beiwerk sein.”