Sie lebten zwischen Kadavern und Kot

„Wir waren wirklich schockiert!” Tierschützer retten völlig verwahrloste Hunde und Katzen

Diese Fotos sind schwer zu ertragen: Mehrere Perserkatzen, mehrere Pudel und ein Chihuahua wurden aus unvorstellbaren Zuständen gerettet.
Diese Fotos sind schwer zu ertragen: Mehrere Perserkatzen, mehrere Pudel und ein Chihuahua wurden aus unvorstellbaren Zuständen gerettet.
Tierschutzverein München
von Larissa Königs

Diese Schicksale berühren und machen fassungslos!
Sieben Katzen und fünf Hunde wurden in einem Ort nahe München aus katastrophalen Zuständen gerettet. Sie mussten inmitten von Müll, Fäkalien und zahlreichen Leichen hausen. Selbst die Tierschützer seien von der Tragweite des Elends schockiert gewesen. Triggerwarnung: Die Details des Berichts des Tierheims können verstörend wirken. Doch nicht nur das Leid der Tiere, auch das Schicksal des Halters habe sie berührt. Jetzt haben sie einen dringenden Appell an uns alle.

„Dieses Ausmaß hätte sich niemand ausmalen können”

Es ist kaum vorstellbar, was sich in einer Doppelhaushälfte in der Umgebung von München zugetragen hat. Ende November bekommt der Tierschutzverein München einen Anruf. Ein Schornsteinfeger hatte bei einem Routinetermin schlimme Zustände bemerkt, es kommt zu einem Notfalleinsatz. Und der nimmt sogar erfahrene Tierschützer mit.

Kristina Berchtold, Pressesprecherin des Tierschutzvereins und des Tierheims München, erzählt RTL: „Unsere Tierschutzinspektorinnen und -inspektoren sind schon echt hart im Nehmen. Aber dieser Fall hat sie besonders mitgenommen. Es waren wirklich katastrophale Zustände, die Tiere in einem extrem schlechten, miserablen Gesundheitszustand und es waren unglaublich viele Tierleichen.”

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Tatsächlich habe es schon vor dem Haus „widerlich” gestunken. Bereits der Garten und Vorbereich des Hauses war voller Unrat. Im Haus habe sich das ganze Bild der Verwahrlosung gezeigt: Nirgendwo habe es Wasser gegeben, alle Zimmer waren übersät mit Tierkot. Dazwischen immer wieder Katzenleichen, von denen manche bereits komplett verwest waren. Für mindestens zehn Katzen, vermutlich sogar mehr, kam jede Hilfe zu spät. Immerhin drei Pudel und ein Chihuahua konnten von den Tierschützern gerettet werden.

Im Keller folgte ein weiterer Horror, der für Tierfreunde kaum ertragbar ist: Im Stockdunklen, inmitten weiterer Kadaver, hausten ohne Futter völlig verfilzte Perserkatzen sowie ein kleiner, abgemagerter Pudel, der seine Box nicht verlassen konnte. Auch diese Tiere konnten die Tierschützer zum Glück retten und mitnehmen.

Immerhin ein Happy End! So geht es den geretteten Hunden und Katzen jetzt

Frida wurde nach ihrer Rettung geschoren und von ihrem völlig verfilzten Fell befreit. Jetzt freut sie sich auf ihr neues Zuhause.
Frida wurde nach ihrer Rettung geschoren und von ihrem völlig verfilzten Fell befreit. Jetzt freut sie sich auf ihr neues Zuhause.
Tierschutzverein München

Drei Pudel sind derzeit auf Pflegestellen und werden aufgepäppelt, der Chihuahua wurde zusammen mit den sieben lebenden Perserkatzen zur Pflege in das Tierheim München verbracht.

Vor allem bei den Katzen sei der Gesundheitszustand laut Kristina Berchtold aber sehr schlecht: „Perserkatzen sind sowieso Qualzuchten. Diese Tiere waren zudem extrem verfilzt, konnten teilweise keinen Kot absetzen, hatten eitrige Entzündungen. Sie haben sehr platte Gesichter und können schwer atmen. Sie sind immer noch in einem desolaten Zustand.” Wie es mit den Tieren nach ihrer Genesung weitergeht und ob sie in neue Familien vermittelt werden können, muss vom zuständigen Amt erst noch entschieden werden.

Immerhin die kleine Chihuahua-Dame, die jetzt den Namen Elona trägt, mache sich gut. Und bei dem kleinen Pudel aus dem Keller gibt es bereits ein Happy End: Die Hündin wurde nach dem Einsatz der Tierschützer sofort in die Münchner Tierklinik gebracht. Dort bekam die einjährige Hündin nicht nur den Namen Frida, sondern fand auch ein neues Zuhause: „Die Tierärztin hat sich Hals über Kopf in Frida verliebt.” Nun wird Frida liebevoll aufgepäppelt und bekommt das Zuhause, das sie verdient.

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Im Video: Auch diese Tiere überlebten schlimme Zustände

„Schaut nicht weg!” Dringender Appell der Tierschützer

Dennoch, auch wenn es vielen Menschen schwerfällt: Die Tierschützer bitte eindringlich darum, dass der alte Halter nicht verurteilt wird. „Nach einem schweren Schicksalsschlag zerbrach das Leben des Manns und er verfiel in einen psychischen Ausnahmezustand. Schwere unbehandelte Depressionen ließen ihn die Tragweite seines Leidens und Handels nicht mehr erkennen”, betont das Tierheim.

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Der Mann sei nicht mehr in der Lage gewesen, sich um sich selbst oder seine Tiere zu helfen oder gar um Hilfe zu bitten. Seine Lage sei „verzweifelt” gewesen. Doch eingeschritten? Ist niemand.

„Dabei war auch von außen klar zu sehen, dass hier jemand in ganz großer Not ist. Diese Zustände waren nicht zu übersehen, jeder hätte hier helfen können, selbst ein vorbeilaufender Passant”, betont Kristina Berchtold. Deshalb bitten die Tierschützer nun eindringlich: „Alle, die Zustände bemerken, die auf eine Notlage von Mensch oder Tier hinweisen: Schaut nicht weg! Bietet Hilfe an! Greift ein! Meldet euch bei uns!” Solche Meldungen könne man auch anonym machen.

Und auch Menschen, denen es schlecht geht und die sich nicht mehr angemessen um ihre Tiere kümmern können, müssen keine Angst haben. „Jeder kann sich immer bei uns melden, wir verurteilen niemanden, sondern versuchen einfach zu helfen.”

Sätze, die wir uns immer, aber gerade jetzt in der Weihnachtszeit, noch einmal mehr zu Herzen nehmen sollten.

Wer die Tierschützer bei der Betreuung und Versorgung der kranken Tiere unterstützen möchte, findet Informationen zu Spendenmöglichkeiten auf der Website des Tierheims München.