Es werden immer mehr

Rentnerin Loritta (56) lebt mit 32 Waschbären – „Jeder ist ‘ne kleine Persönlichkeit!“

Loritta David, 56, lebt mit 32 Waschbären
Loritta David hilft verwaisten Bärenbabys.
von Charly Neyens und Bea Jansky

Von 20 auf 32 Waschbären: Seit unserem Dreh im April ist die Zahl explodiert!
Die süß aussehenden Kleinbären findet nicht jeder niedlich. Waschbären treiben sich gerne mal in den Mülltonnen oder Gärten herum, in denen sie Schaden anrichten können. Loritta David aus Sachsen-Anhalt aber hat ein Herz für die besonderen Tierchen. Sie hat mittlerweile eine ganze Bande bei sich zuhause aufgenommen – und das aus einem ernsten Grund.

Rocket, Lucy, Olaf: Jeder Waschbär hat einen Namen

Beim Betreten von Lorittas Garten fällt sofort auf: Hier ist ganz schön was los. Durch das selbstgebaute Gehege laufen und klettern nämlich ganze 32 Waschbären. Klingt erstmal viel, doch die 56-jährige Rentnerin kann sie sogar alle unterscheiden. Farbe, Größe, Gang und unterschiedlich gekennzeichnete Gesichter helfen ihr dabei.

Zwei bis drei Stunden Arbeit muss die selbsternannte Waschbärenmama jeden Tag in die Pflege ihrer Tierchen investieren. Im Gehege ist sie jedoch praktisch den ganzen Tag. „Die geben mir so viel zurück, die erden mich, dir bringen mich runter, wenn es mir nicht gut geht”, erzählt uns Loritta. „Ich setze mich rein, trinke meinen Kaffee hier drinnen. Man sagt, es gibt Therapiehunde, ich habe Therapiewaschbären.“

Im Video: Lorittas Waschbären in Aktion

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Verwaiste Bärenbabys überleben in der freien Natur nicht

Ihre Waschbären hält Loritta in erster Linie nicht zum Kuscheln. Vor vier Jahren erleidet die gelernte Zootierpflegerin eine Atemwegserkrankung und kann plötzlich nicht mehr arbeiten. Es muss Zufall sein, als sie die zwei ersten Babys hinter ihrem Haus findet: „Ich wollte sie eigentlich zum Tierarzt bringen, weil Wildtierstation, habe ich mir vorgestellt.” Das ginge aber nicht, weil Waschbären in Deutschland eine invasive Art sind – heißt: Sie breiten sich durch den Menschen außerhalb ihrer Heimat aus. „Wenn ich zum Tierarzt gegangen wäre, hätte ich sie verloren. Die wären eingeschläfert worden.“

Für die Rentnerin kommt das nicht infrage. Sie nimmt die beiden Babys selbst auf und eignet sich das dazugehörige Wissen zur artgerechten Haltung selbst an. „Ich habe etwas gesucht, wo meine Hilfe gebraucht wird. Dass ich die Babys gefunden habe, muss Schicksal gewesen sein.“ Inzwischen betreibt sie ihre eigene Waschbärenhilfe. Nach und nach bringen immer mehr Leute verwaiste Bärenbabys zu ihr. Nachdem wir die 56-Jährige vor drei Monaten mit der Kamera begleitet haben, stieg die Anzahl weiterer Waschbären rasch an. Ohne ihre Hilfe würden sie nicht mehr zurechtkommen.

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Ein neuer Haustier-Trend?

Nein! Ganz im Gegenteil: Die niedlichen Kleinbären sind Wildtiere und dürfen nicht grundlos zuhause gehalten werden. Dazu braucht Loritta eine Sondergenehmigung vom Veterinäramt und der Naturschutzbehörde. „Zudem müssen die Waschbären gechipt, geimpft und kastriert sein“, erklärt uns die ehemalige Zootechnikerin. Die strengen Voraussetzungen hängen auch damit zusammen, dass Waschbären eine invasive Art sind.

Einmal in Gefangenschaft dürfen Waschbären aber nicht mehr ausgewildert werden, erzählt Loritta uns. Die Strafen hierfür würden bei bis zu 10.000 Euro liegen. Trotzdem will sie ihre Waschbären gerne lieber im Freien sehen. In der Natur werden Waschbären nicht älter als drei Jahre. Bei Loritta erreichen sie allerdings ein stolzes Alter von bis zu 20 Jahren. „Die bekommen gutes Obst. Mir wäre es zu teuer, aber für die Waschbären kaufe ich das.“

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Waschbärenmama stößt an ihre Grenzen

Loritta Davids Gehege im Garten
Lorittas Gehege nimmt die Hälfte ihres Gartens ein.

Noch im April hat uns Loritta David erzählt, dass 20 Waschbären erstmal genug sind. Seitdem hätte sie jedoch umso mehr positive Resonanz bekommen: mehr Besucher, mehr Unterstützer, mehr Bären. „Irgendwann ist man dann weich geworden und hat gesagt: Dann bring sie eben her.“ Dass es jetzt 32 sind, damit hätte Loritta nicht gerechnet. Theoretisch könnte sie nur noch drei weitere Waschbären aufnehmen, lässt für den Ernstfall aber noch Plätze frei. „Ich habe dann wirklich schon viele wegschicken müssen”, so die 56-Jährige. „Ich kann nur so viele aufnehmen, wie ich arbeiten kann.“

Sollte die maximale Anzahl von 35 Waschbären erreicht werden, könnte Loritta ihr Gehege nicht vergrößern. „Es ist ja schon die Hälfte meines Gartens”, scherzt sie lachend. Für Loritta David bleibt demnach alles gleich; fast: „Für mich geht die Arbeit weiter, aber eben mit mehr Bärchen.“

„Die wunderbare Welt der Waschbären“ jederzeit auf RTL+ streamen

Falls ihr gerne mehr über die cleveren und neugierigen Kleinbären erfahren möchtet, könnt ihr euch eine Dokumentation auf RTL+ anschauen.