Umstrittener Brauch 2024 noch tragbar?
RTL-Reporter erlebt friedliches Klaasohm-Fest auf Borkum

Tradition auch ohne Gewalt an Frauen?
Die Aufregung um den Brauch war groß - wurden doch auf Borkum Frauen mit Kuhhörnern geschlagen. Nach heftiger Kritik fand das sogenannte Klaasohm-Fest in diesem Jahr ohne die Schläge statt. RTL war bei dem wilden Treiben dabei - hat es funktioniert?
„Friedlich, aber intensiv”
Schon am Nachmittag geht es los, die diesjährigen Klaasohms - also Männer mit wilden Federmasken - werden auf der Nordseeinsel vorgestellt. Der Startpunkt für den weiteren Abend ist dann eine Werkshalle. Dort wird es langsam voll und laut, während sich immer mehr Insulaner sammeln. Zumindest die männlichen, denn Frauen sind dort nicht erlaubt, bevor es losgeht. Der erste Eindruck: Alles ist friedlich, die Stimmung ist intensiv.
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Die Klaasohms haben an diesem Abend ein volles Programm. Für sie und ihre Begleiter geht es über die Insel, 26 Punkte laufen sie dabei an. Das sind zum einen private Haushalte und Kneipen, aber auch ein Seniorenheim und ein Krankenhaus.
Im Video: Ganz anders noch vor zwei Jahren – RTL-Reporter beim Klaasohm-Fest
Fest ist Zusammentreffen mit Freunden
Nach der Kritik an dem Fest sind viele Insulaner skeptisch der Presse gegenüber. Äußern wollen sich nur wenige. Gerade die älteren Generationen verbinden den Brauch weniger mit brutalen Schlägen, sondern mit der Gemeinschaft auf der Insel. „Man traf ja seine Schulkameraden, die aufs Festland gegangen sind und das war so eine große Freude, die wiederzusehen“, erklärt eine Seniorin. Früher seien die Klaasohms auch bei ihrer Familie eingekehrt, „verhauen worden“ sei sie glücklicherweise nie.
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Polizei und Bürgermeister ziehen positive Bilanz
Mit lautem Glückenläuten geht es weiter über die Insel. In der Menge machen die Klaasohms Fotos mit Kindern, hüpfen und tanzen mit ihren Freunden. Nach der Kritik an dem Fest haben die Veranstalter, der Verein Borkumer Jungens, angekündigt, Gewalt gegen Frauen sei ab sofort Geschichte.
Die Polizei zieht nach dem Fest eine positive Bilanz - auch der Bürgermeister ist zufrieden. „Wir konnten keine Körperverletzungsdelikte oder körperliche Übergriffe feststellen, die mit dem diesjährigen Klaasohm-Fest in Verbindung stehen“, sagte Malte Hagspihl, Sprecher der Polizeidirektion Osnabrück, am frühen Morgen zu dpa.