Amoklauf an High SchoolLehrer will seine Schüler beschützen und bezahlt mit dem Leben

Zwei Schülerinnen knien trauernd vor der Schule, sie haben Blumen niedergelegt.
Schock im US-Bundesstaat Georgia. Ein Schüler tötet zwei andere Schüler und zwei Lehrer.
REUTERS/Elijah Nouvelage

Sie hatten noch ihr ganzes Leben vor sich!
Für Lehrer und Schüler an der Apalachee High School im US-Bundesstaat Georgia beginnt der Mittwoch wie ein ganz normaler Schultag. Doch als Colt G., bewaffnet mit einem Sturmgewehr, die Schule betritt, beginnt die Tragödie.

Er wollte sie nur beschützen!

Richard Aspinwall steht an diesem Morgen vor seiner Klasse in der Kleinstadt Winder und unterrichtet. Gegen 10.20 Uhr Ortszeit betritt der Schütze die Schule und eröffnet das Feuer. Der Mathelehrer habe sich dem Attentäter mutig in den Weg gestellt, heißt es in einem Nachruf auf der Spendenseite GoFundMe. Er habe alles getan, um seine Schüler zu schützen. Der 14-Jährige habe abgedrückt und Richard niedergeschossen. Für den 39-Jährigen kommt jede Hilfe zu spät, er stirbt an seinen schweren Schussverletzungen.

Lese-Tipp: Amoklauf an Gymnasium - wie Schüler die Messerattacke erlebten

Richard war unter den Schülern nicht nur als Mathelehrer bekannt. Zusätzlich trainierte er als Assistenztrainer das Football-Team der Highschool. Bei den Spielern war er stets beliebt. Einer von ihnen ist Isaiah H., der im Gespräch mit dem amerikanischen Sender Fox 5 Atlanta trauert: „Es ist hart, dass jemand, mit dem man so viel Zeit verbringt, plötzlich nicht mehr da ist. Er war wie ein Familienmitglied.“

Collage aus zwei Bildern. Links ist Richard Aspinwall zu sehen, rechts Christina Irimie. Beide lächeln in die Kamera.
Mathelehrer und Football-Trainer Richard Aspinwall und Mathelehrerin Christina Irimie fallen dem Attentäter zum Opfer.
Apalachee High School

Lese-Tipp: Streit eskaliert! 64-Jähriger erschießt seine Nachbarn

Auch Christina Irimie überlebt das Massaker nicht. Die Schüler beschreiben die 53-Jährige als stets geduldige und fürsorgliche Mathelehrerin. Aber Colt tötet nicht nur Lehrer seiner Schule. Auch Schüler, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten, sind unter den Opfern.

Schock über Mord an Schülern

Trotz des Eingreifens der mutigen Lehrer ermordet der Schütze Christian Angulo. Der 14-Jährige war erst in seinem ersten Jahr auf der Highschool. Seine Freunde beschreiben ihn als Freigeist, der es liebte, seine Freunde zum Lachen zu bringen. Er sei immer entspannt gewesen, dabei aber voller Leben und Energie. Freunde von Christian sind schockiert über den plötzlichen Tod des Schülers. Abner war seit Jahren mit ihm befreundet. „Als ich von der Schießerei gehört habe, fing ich an, andere Leute zu fragen, ob es wahr sei, dass er gestorben sei. Ich habe es zunächst verleugnet, weil ich nicht glauben konnte, dass ein Freund von mir gestorben ist“, sagt er im Gespräch mit dem Sender Fox 5 Atlanta. Die Familie des Jungen steht unter Schock. Seine älteste Schwester richtet eine GoFundMe-Kampagne für Christian ein. „Er wurde von vielen so geliebt. Sein Verlust kam so plötzlich und unerwartet. Wir sind wirklich untröstlich. Er hat sowas nicht verdient“, schreibt sie dort.

Christian Angulo und Mason Shermerhorn sind zu sehen. Christian pustet auf dem Bild Kerzen auf einem Geburtstagskuchen aus.
Christian Angulo (l.) und Mason Shermerhorn (r.) überleben das Attentat an der Schule nicht.
gofundme / QuinTrilla Johnson/Facebook

Lese-Tipp: Ein Toter (†42) nach Schießerei mitten in der Stadt

Unter den Opfern ist auch Mason Shermerhorn. Freunde der Familie beschrieben den Schüler als unbeschwerten Teenager. Der 14-Jährige liebte es, Videospiele zu spielen, zu lesen und war ein großer Disney-Fan. Mason hatte gerade erst auf der Highschool angefangen. Ein Freund der Familie erzählt dem US-Sender CNN von dem Jungen. „Er genoss das Leben wirklich, er hatte immer eine optimistische Einstellung zu allem.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Schütze war polizeibekannt

Der Attentäter verletzt neun weitere Schüler und Lehrer. Zum Glück schwebt niemand von ihnen in Lebensgefahr. Ein Schulpolizist stellt Colt schließlich. Er ergibt sich sofort. Die Polizisten nehmen ihn fest und bringen ihn auf die Wache. Die Justiz will ihn wegen Mordes anklagen. Colt soll, obwohl er erst 14 Jahre alt ist, vor Gericht wie ein Erwachsener behandelt werden.

Lese-Tipp: Niedergeschossener Mann in München ist tot

Das Motiv des Attentäters ist noch völlig unklar. Fest steht nur: Er war bereits vor der Tat polizeibekannt. Mitschüler beschreiben ihn nach dpa-Informationen als stillen Jungen, der häufig den Unterricht schwänzte.

Im Video: Großer Polizeieinsatz in Innenstadt

Sheriff ruft Bürger zum Zusammenhalt auf

Der Amoklauf von Mittwoch ist bereits der 45. an einer Schule in den USA im Jahr 2024. Es ist das Attentat mit den meisten Todesopfern des Jahres. Seit dem Jahr 2008 ist es bereits die elfte Schießerei, die an einer Schule mindestens vier Todesopfer fordert.

Sheriff Jud Smith steht vor Pressevertretern.
Sheriff Jud Smith bezeichnet die Tat als das „reine Böse”
REUTERS/Elijah Nouvelage

Die Gemeinde Winder steht unter Schock. Die Schule fällt im Umkreis des Tatorts die gesamte Woche aus. Der Sheriff des Countys Jud Smith bezeichnet die Tat von Mittwoch als „das reine Böse“, und ruft die Menschen zum Zusammenhalt auf. „Ich möchte klarstellen, dass Hass in diesem Bezirk nicht die Oberhand gewinnen wird. Die Liebe wird über das, was heute geschehen ist, siegen.“ (pro)