Prozessbeginn in Siegen

Mädchen (11) bekommt sein Baby – was droht jetzt dem Stiefvater (37)?

von Valerio Magno und Gizem Schumann

Wie will sich jetzt der Stiefvater herausreden?
Ein elfjähriges Mädchen aus Siegen bekommt im Mai 2024 ein Baby von ihrem Stiefvater. Doch wie ist es zu der Schwangerschaft gekommen? Der ungewöhnliche Fall wirft viele Fragen auf. Benjamin S. (37) muss sich jetzt vor Gericht verantworten.

Stiefvater Benjamin S. werden neun Taten zur Last gelegt

Benjamin S. befindet sich seit Oktober 2024 in Untersuchungshaft. Er ist der biologische Vater des Neugeborenen, wie eine DNA-Untersuchung beweist. „Aufgrund der derzeitigen Beweislage hat sich nunmehr der dringende Tatverdacht des schweren sexuellen Missbrauchs gegen den Mann ergeben“, erklären Polizei und Staatsanwaltschaft nach den Ergebnissen.

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Benjamin S. muss sich wegen neun Taten zwischen März 2020 und August 2023 vor Gericht erklären. In einigen Fällen soll es zunächst zu Zungenküssen gekommen sein, das Mädchen war damals erst sieben beziehungsweise acht Jahre alt. „In einem der Fälle soll der Angeklagte Fotos mit einem Smartphone davon angefertigt haben”, erklärt Franziska Heerwig vom Landgericht Siegen im Gespräch mit RTL.

Gerichtssprecherin Franziska Heerwig im Gespräch mit RTL.
Gerichtssprecherin Franziska Heerwig im Gespräch mit RTL.
RTL

Zur letzten Tatzeit ist Benjamin S. bereits mit der Mutter des Opfers verheiratet. „Bei der Tat im August 2023 soll es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr zwischen dem Angeklagten und der Geschädigten gekommen sein“, führt Heerwig weiter aus. „Die Geschädigte soll davon schwanger geworden sein und im Mai 2024 das gemeinsame Kind zur Welt gebracht haben.“

Fall aus Siegen schockiert ganz Deutschland

Lange versucht die elfjährige Schülerin, ihre Schwangerschaft zu verstecken. Doch ein aufmerksamer Lehrer informiert das Jugendamt, nachdem ihm auffällt, dass sie immer weitere Kleidung trägt. „Das hat sich bewahrheitet und wir haben den Prozess bis zur Geburt des Kindes begleitet“, sagt Thomas Wüst vom Jugendamt im Kreis Siegen-Wittgenstein zu RTL. Die Schülerin lebt seitdem in einer therapeutischen Einrichtung. Das Baby befindet sich seit der Geburt in einer Pflegefamilie.

Das Mädchen soll anfangs angegeben haben, dass es nicht zum Geschlechtsverkehr mit dem Stiefvater gekommen sei. Die Schülerin habe sich angeblich ein Kind von dem Mann gewünscht und Sperma aus einem von ihm genutzten Kondom entnommen. Dieses habe sie sich selbst eingeführt. Daraufhin sei sie schwanger geworden. Ermittler halten diese Variante jedoch für höchst unwahrscheinlich.

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Verteidiger: Stiefvater kann sich Schwangerschaft nicht erklären

Benjamin S. bestreitet einen sexuellen Missbrauch. „Er kann sich das nicht erklären, weil er sagt, er hat sich nichts vorzuwerfen“, sagt sein Verteidiger Daniel Nierenz im RTL-Interview. Das Baby sei aber ein ausschlaggebender Beweis. Der Anwalt hält an der ersten Aussage des Mädchens fest. „In der Konstellation ist es möglich, gerade wenn das Kind es beschreibt, wie sie schwanger geworden sein will, dass das auch so passiert ist.“ Doch er verstehe die schwierige Situation, in der die Schülerin steckt.

Rechtsanwalt Daniel Nierenz spricht im RTL-Interview über seinen Mandaten.
Rechtsanwalt Daniel Nierenz spricht im RTL-Interview über seinen Mandaten.
RTL

„Das Kind ist schwanger geworden, keine Schwangerschaft geht an einem Kind oder an einer Frau völlig spurlos vorbei“, meint Nierenz. „Das Kind ist komplett aus seiner Familie herausgenommen worden, hat nur noch Kontakt zur Mutter, nicht mehr zum Stiefvater, nicht zum leiblichen Vater und eingeschränkt zu den Geschwistern.“

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Im Falle einer Verurteilung wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern droht dem Angeklagten eine Freiheitsstrafe zwischen zwei und 15 Jahren.