Schrei-Seminar soll Heavy-Metal-Nachwuchs helfen

Screamen, anschauten, growlen!

von Yasemin Yavuz und Johanna Kroke

Mehr als nur Gebrüll!
Wer glaubt, man könnte bei Heavy Metal einfach ins Mikro brüllen, irrt gewaltig. Denn was nach purer Wut klingt, ist das Ergebnis harter Arbeit und präziser Technik. Genau das wollen die Teilnehmer eines Schrei-Seminars aus Rüsselsheim lernen.

Erst die Theorie, dann das Schreien

Bevor es für die Azubi-Schreihälse losgeht, gibt Vocal Coach Britta Görtz erst einmal einen Crash Kurs in Anatomie. Denn das richtige Schreien will gelernt sein. Auf einem Bildschirm zeigt sie den Aufbau des Kehlkopfs – hier sitzt die Stimme und die sollen die Teilnehmer beim Screamen und Growlen richtig einsetzen.

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„Wir wollen stimm-ökonomisch singen, indem wir die innere Kehlkopfmuskulatur vorrangig nutzen für die Klangerzeugung“, erklärt die Trainerin. Görtz ist eine der gefragtesten Vocal Coaches für Extreme Metal. Nebenbei ist sie außerdem eine der wenigen Frontfrauen im Business und schreit in der Band Iris aus Hannover.

Im Video: Zwischen Fan-Frust und Wacken-Wahnsinn

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Vocal Coach: „Es ist nicht so einfach gemacht”

Die richtige Technik sei nicht zu unterschätzen, meint Britta Görtz. „Wenn andere Leute sagen, das ist ja nur rumgegröle, dann schmunzele ich in mich hinein und sage: Mach mal!“

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Denn so einfach, wie es aussieht, sei es nicht. „Es ist vor allen Dingen nicht einfach damit Sätze und Phrasen zu singen. Oder das über ein einstündiges Konzert oder auf einer drei, vier Wochen Europatour dauerhaft zu machen.”

Blubbern für die Ausdauer

Atemtechnik, Haltung, der richtige Einsatz der Stimmbänder, all das entscheidet darüber, ob aus einem einfachen Schrei ein echter Metal-Scream wird. Und dafür geht’s an den Eimer.

Geübt wird mit einem Schlauch und einem Wassereimer.
Geübt wird mit einem Schlauch und einem Wassereimer.
RTL

Was aussieht wie ein Partyspiel am Ballermann, soll dem Heavy-Metal-Nachwuchs zu mehr Ausdauer beim Schreien verhelfen. Durch einen langen Schlauch pusten die Seminar-Teilnehmer Luft in einen mit Wasser gefüllten Eimer und trainieren so Atmung und Stimmbänder.

Am Ende des Workshops sind alle Stimmen strapaziert, aber ungebrochen. Wer den Metal-Scream drauf hat, ist bereit für die Festivalbühne!