Tierarzt betäubt eigene FreundinDas Urteil steht, doch die entscheidende Frage bleibt offen

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, seiner Freundin ein Betäubungsmittel aus der Tiermedizin untergemischt zu haben.
Der Angeklagte und seine Verteidigerin am Tag der Urteilsverkündung.
Christian Risch/dpa

Mit diesem Medikament betäubt man eigentlich Rinder oder Schafe!
Doch der Tierarzt mischt es seiner Freundin beim Abendessen unter. Vor Gericht gesteht der Mann. Nur die entscheidende Frage lässt er offen.

Betäubte Frau fährt sogar noch Auto

„Es tut mir leid”, sagt der 58-Jährige und blickt dabei zu seiner früheren Freundin, die ihm im Gerichtssaal gegenübersitzt. Der Mann wird am Dienstag (17. September) vor dem Amtsgericht Rendsburg verurteilt. Zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung und eines hinterlistigen Überfalls. Weil er seiner Freundin das Tiermedikament Xylazin gegeben hatte. Es ist für Menschen extrem gefährlich!

Das war passiert: Im November 2021 essen der Angeklagte und seine damalige Freundin zu Abend. Plötzlich wird ihr Mund taub, fühlt sich an wie gelähmt. Offenbar schöpft die 57-Jährige Verdacht, will nur noch weg, in die Klinik, um eine Blutprobe abzugeben. Ein Krankenhaus weist sie ab, sagt sie. Auf dem Weg zum nächsten dann der Schock-Moment: Die Kripo-Beamtin wird hinterm Steuer ihres Wagens ohnmächtig, fährt in einen Graben. Eine Untersuchung ergibt später: Die Frau hatte Xylazin im Blut. Die 8000 Euro Schaden, die durch den Unfall am Auto entstanden sind, muss der 58-Jährige ebenfalls zahlen.

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Wohl noch weitere Frauen und ein Mann betroffen

Die 57-Jährige sagt aus, sie sei von einer früheren Partnerin des Angeklagten vorgewarnt worden, der Tierarzt sei gefährlich. Ihr Rechtsanwalt berichtet davon, dass bis zu sechs andere Frauen und ein Mann ähnliche Erlebnisse mit dem Angeklagten gehabt haben sollen. Nachdem eine dieser Frauen Strafanzeige gegen den Tierarzt gestellt habe, habe sie sich mit den anderen Frauen ausgetauscht, sagt die 57-Jährige vor Gericht.

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Angeklagter wittert einen „Komplott”

Der Angeklagte streitet zu Prozessbeginn noch alles ab, spricht sogar von einem „Komplott” gegen ihn. Seine erste Version des Abends: Er habe im Kühlschrank eine Schüssel mit Apfel- und Karottenstücken sowie Haferflocken und Xylazin kaltgestellt, um damit Schafböcke auf seinem Hof zu betäuben, die am nächsten Tag angeblich kastriert werden mussten. Seine Freundin müsse wohl irrtümlich davon gegessen haben.

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Eine Lüge! Seine Ex-Freundin widerspricht. Die Aussagen der Frau - laut Richterin sehr glaubhaft. Der Angeklagte gesteht schließlich. Nur eins bleibt bis zum Schluss ungeklärt: Sein Motiv. (dpa/sis)