„Kann sein, dass zu einem späteren Zeitpunkt Fotos veröffentlicht werden” Nach Missbrauchsfall bei Europapark Rust bleiben Fragen an die Polizei

Haftbefehl, aber keine öffentliche Fahndung?!
Dieser Fall sorgt bundesweit für Aufsehen: Am Wochenende soll ein Mann (31) ein Mädchen (6) aus dem Freizeitbad im Europa-Park Rust gelockt und sexuell missbraucht haben. Bekannt wird der Vorfall jedoch erst Tage später, inzwischen soll der Tatverdächtige bereits im Ausland sein. Zu ihrem Vorgehen muss sich die Polizei nun Fragen stellen lassen. RTL hat mit den Ermittlern gesprochen.
„Wir stehen noch ganz am Anfang”
Die Polizei vermutet den 31-Jährigen auf dem Weg in sein Heimatland Rumänien, wie Wolfgang Kramer, Sprecher der Polizei Offenburg im Interview mit RTL erklärt. „Wir stehen in Kontakt mit den rumänischen Behörden und Ermittlern”, erklärt Kramer „und versuchen alles, dass das Netz für ihn immer enger gespannt wird.”
Lese-Tipp: Ist der widerliche Sex-Entführer nach Rumänien geflohen?

Wo der Mann genau ist, weiß die Polizei derzeit nicht. Der Tatverdächtige wird per internationalem Haftbefehl gesucht. Außerdem bittet die Polizei Zeugen, die am Samstag im Europa-Park und dem angrenzenden Waldgebiet etwas beobachtet haben, sich zu melden. Eine öffentliche Fahndung mit Fotos des Mannes gibt es bisher allerdings nicht. Einen Schritt, den Kramer auf Nachfrage so verteidigt: „Wir stehen erst noch am Anfang der Arbeit. Es kann sein, dass zu einem späteren Zeitpunkt Fotos veröffentlicht werden.“
Im Video: Ärger über Anti-Grabsch-Plakat
Tatkleidung sichergestellt
Dabei sind es die Videoaufnahmen aus dem Freizeitbad, die die Ermittler auf die Spur des Tatverdächtigen führen. Ein unbeteiligter Zeuge, der in dem Material zu sehen ist, konnte den entscheidenden Hinweis auf den Gesuchten gegeben, erklärt Wolfgang Kramer.
„Wir sind Dienstagabend in die Wohnung des Gesuchten im Großraum Rust.” Dort sei Kleidung sichergestellt worden, die der Mann bei der Tat getragen haben soll. Genaue Angaben zu den Kleidungsstücken gebe die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht heraus, heißt es.
Lese-Tipp: Mehrere Mädchen in Freibädern sexuell belästigt
Haftbefehl aber keine öffentliche Suche?
Warum nach dieser Durchsuchung jedoch weitere Tage vergehen, bis der Fall überhaupt öffentlich bekannt wird, sei „eine Abwägung” gewesen, gibt Wolfgang Kramer an. „Entweder Öffentlichkeitsarbeit oder die polizeilichen Ermittlungen in der Anfangsphase, die sollte nicht gefährdet werden.”
Der Sprecher betont jedoch, dass gerade Straftaten an Kindern den Ermittlern immer sehr nahe gehen würden. „Wir tun alles, um den Fall aufzuklären und schöpfen alle rechtlichen und polizeilichen Möglichkeiten aus.”
Lese-Tipp: Schwimmbad-Betreiber warnt: Eltern lassen sich zu sehr vom Handy ablenken
Zeugen findet Mädchen im Wald – Kilometer vom Bad entfernt
Am Samstag (9. August) ist die Sechsjährige mit ihren Eltern im Freizeitbad Rulantica im Europa-Park Rust. Von dort soll ein Mann das Mädchen gegen 20.20 Uhr aus dem Bad gelockt haben, nachdem er sich das Vertrauen des Kindes erschlichen habe. In einem angrenzenden Waldgebiet soll der 31-Jährige sein Opfer zu sexuellen Handlungen gezwungen haben.
Noch am Abend des Geschehens habe das kleine Mädchen laut Polizei befragt werden können. Es war zuvor von einem Passanten aufgegriffen worden, rund vier bis fünf Kilometer von dem Freizeitbad entfernt. Der Verdächtige soll bisherigen Erkenntnissen nach mit dem Kind zu Fuß in dem Wald unterwegs gewesen sein und es nach der Tat dort zurückgelassen haben.
In welchem Zustand sich das Mädchen derzeit befindet, ist den Ermittlern laut Wolfgang Kramer nicht genau bekannt. Man könne erahnen, wie traumatisiert das Mädchen sein müsse, so der Sprecher. „Der Zustand wird nicht allzu gut sein.” Die Polizei sei mit der Familie in Kontakt und biete ihr Hilfe an. (okr)