Chef der Kassenärzte will Geld von PatientenMuss ich bald für jeden Arztbesuch eine Extra-Gebühr zahlen?

ARCHIV - 02.11.2021, Berlin: Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), äußert sich in der Bundespressekonferenz zum Thema Corona-Pandemie. (zu dpa "Kassenärzte-Chef Gassen: mehr ambulant statt stationär operieren") Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Andreas Gassen ist der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Er will, dass in Arztpraxen künftig extra kassiert wird (Archivbild)
bvj cul axs, dpa, Bernd von Jutrczenka

Droht Patienten bald die Gebühren-Keule?
Angesichts steigender Milliardenkosten bei den gesetzlichen Krankenkassen werden Forderungen nach einer stärkeren finanziellen Beteiligung von Patienten laut. Jetzt ist sogar die Rede davon, dass bei jedem Arztbesuch eine Extra-Gebühr gezahlt werden muss. RTL.de erklärt die Pläne.

Kontaktgebühr und Notfall-Zuzahlung: Experten wollen bis zu 40 Euro extra von Patienten

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, fordert in eine „Kontaktgebühr” bei jedem Arztbesuch. „Sie könnte, wie zum Beispiel in Japan, bei drei oder vier Euro liegen und sollte von den Krankenkassen eingezogen werden. So könnte die Einnahmebasis der Kassen erhöht werden”, sagt Gassen in der Bild-Zeitung. Die Gebühr müsse sozialverträglich gestaltet werden, damit niemand überfordert werde.

Der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, fordert in der Zeitung eine Verdopplung der Zuzahlung bei Krankenhausaufenthalten: von zehn auf 20 Euro am Tag. „Das ist angemessen”, sagt er. Das bringe den Krankenkassen zusätzlich rund 800 Millionen Euro im Jahr.

Auch Patienten, die künftig ohne vorherige telefonische Beratung die Notfallzentren der Krankenhäuser aufsuchen, sollen laut Gaß zur Kasse gebeten werden. „Wer künftig ohne Kontaktaufnahme und Beratung durch die Leitstelle die Notfallzentren an den Krankenhäusern nutzt, sollte dafür eine Gebühr bezahlen. Ich finde 30 bis 40 Euro angemessen”, sagt er.

Die schwarz-rote Bundesregierung will im neuen Jahr eine Reform der gesetzlichen Krankenversicherung angehen. Ziel ist, den zuletzt immer schnelleren Ausgabenanstieg für die Versorgung zu begrenzen und weitere Beitragsanhebungen zu vermeiden. Eine Expertenkommission soll bis März Vorschläge zur Stabilisierung ab dem Jahr 2027 vorlegen. Bis Ende 2026 sollen weitergehende Reformvorschläge folgen. Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hatte deutlich gemacht, dass es um mehr Effizienz und Steuerung gehen soll. Alle Einnahmen und Ausgaben sollen auf den Prüfstand. Es werde Veränderungen „für alle” geben, sagte sie. (rsa)

Verwendete Quelle: dpa