Einbalsamierer verrät spezielles VerfahrenTagelang im offenen Sarg – warum riecht Papst Franziskus nicht?

Papst Franziskus ist am Ostermontag (21. April 2025) gestorben und wird nun in einem offenen Sarg aufgebahrt.
Papst Franziskus ist am Ostermontag (21. April 2025) gestorben und wird nun in einem offenen Sarg aufgebahrt.
dpa

Der Tod des Papstes berührt weltweit Millionen Menschen!
Am Mittwoch (23. April 2025) wurde der Leichnam von Papst Franziskus in den Petersdom überführt. Hier können Gläubige aus aller Welt den Papst direkt im offenen Sarg sehen und Abschied nehmen. Doch wie ist das möglich und warum beginnt der verstorbene Papst nicht zu riechen? RTL hat mit einem Experten gesprochen, der das spezielle Verfahren der Aufbahrung und Einbalsamierung erklärt.

Papst Franziskus im offenen Sarg: Wie geht es weiter?

Papst Franziskus war zwölf Jahre an der Spitze der katholischen Kirche und der erste Lateinamerikaner im Papstamt!
Nun ist er mit 88 Jahren gestorben. Zwei Tage nach seinem Tod können Gläubige ab Mittwoch (23. April 2025) persönlich Abschied nehmen, wie Vatikan News berichtet. Franziskus wird am Morgen in den Petersdom gebracht und dort für drei Tage im offenen Sarg aufgebahrt. Bis Freitag haben Menschen dann die Möglichkeit, Franziskus in der wichtigsten Basilika des Vatikans noch einmal zu sehen. Danach wird der Sarg verschlossen.

Der Leichnam von Papst Franziskus wird im offenen Sarg über den Petersplatz zum Petersdom überführt, wo er drei Tage lang aufgebahrt sein wir
Der Leichnam von Papst Franziskus wird am Mittwoch (23. April 2024) im offenen Sarg über den Petersplatz zum Petersdom überführt, wo er drei Tage lang aufgebahrt sein wird.
Emilio Morenatti/AP +++ dpa-Bildfunk +++

Am Samstag (26. April 2025) steht die Trauerfeier und Beerdigung in Rom an. Anders als seine Vorgänger wird Papst Franziskus auf seinen persönlichen Wunsch hin in der Basilika Santa Maria Maggiore außerhalb des Vatikans seine letzte Ruhe finden.

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Papst Franziskus tagelang aufgebahrt: Warum bleibt der Verwesungsgeruch aus?

Laien fragen sich vor diesem Hintergrund unweigerlich: Warum riecht der Leichnam bei einer Aufbahrung nicht? Das liegt am Einbalsamierungsverfahren. „Bei einem speziellen chemischen Verfahren wird Flüssigkeit in den Körper injiziert, um die Verwesungsprozesse aufzuhalten“, erklärt Pressereferent Alexander Helbach von Aeternitas e.V. der Verbraucherinitiative Bestattungskultur dazu. Sogenannte geprüfte Thanatopraktiker wie Philipp Berger (32) vom Verein Deutsche Einbalsamierer e.V. übernehmen diesen Teil der Behandlung von Verstorbenen.

„Wir kümmern uns um die Konservierung der Verstorbenen. Dabei geht es um die zeitweise Unterbrechung der Autolyse – das heißt der Zersetzung des Körpers, damit die Bestattung, oder die Verabschiedung am offenen Sarg zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden kann“, erklärte uns der Thanatologe bereits nach dem Tod von Papst Benedikt XVI. Bei einer Einbalsamierung tragen die ausgebildeten Fachkräfte jedoch nichts von außen auf, auch wenn das Wort erst einmal den Anschein nimmt.

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Einbalsamierung: „Laien können sich das Verfahren ähnlich wie ein Dialyseverfahren vorstellen“

„Bei dem Verfahren werden Arterien und Gefäße geöffnet, über die wir dann formaldehydhaltige Flüssigkeit injizieren, damit ein Blutaustausch stattfindet. Laien können sich das Verfahren wie ein Dialyseverfahren vorstellen“, schildert Berger. Die Dauer der Einbalsamierung sei dabei immer unterschiedlich. Sie könne nach zwei Stunden abgeschlossen sein, je nach Körper jedoch auch bis zu sechs Stunden dauern. Der Zustand des Leichnams spiele dabei eine wichtige Rolle.

Wie und ob der Leichnam des Papstes konserviert wurde, ist bisher nicht bekannt. Der Vatikan hat sich dazu bisher nicht geäußert. Allerdings ist sehr wahrscheinlich, dass er präpariert oder einbalsamiert wurde – wie es zum Beispiel bei der 2022 verstorbenen Queen Elizabeth II. der Fall war. Ansonsten würde die Verwesung unmittelbar nach dem Tod einsetzen. Die Queen wurde damals in einem geschlossenen Sarg aufgebahrt, Papst Franziskus, wie schon sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. in einem offenen, was eine Einbalsamierung umso wahrscheinlicher macht.

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Verlängerung einer Einbalsamierung: „Bei Herr Lenin wird alle zwölf Monate nach injiziert“

Auch bei Aufbahrungen kommen Thanatologen wie Philipp Berger zum Einsatz, wenn auch in Deutschland wesentlich seltener als im Ausland. Einbalsamierungen könnte man außerdem in regelmäßigen Abständen wiederholen, wenn ein Leichnam länger aufgebahrt werden soll, so wie es teilweise bei Prominenten der Fall ist.

Die konservierte Leiche Lenins im Moskauer Leninmausoleum auf dem Roten Platz.
Die konservierte Leiche Lenins im Moskauer Leninmausoleum auf dem Roten Platz.
picture alliance / akg-images | akg-images

„Das beste Beispiel dafür ist Herr Lenin in Moskau. Bei ihm wird alle zwölf Monate nach injiziert. Also für ein Jahr kann die Einbalsamierung je nach Verfahren durchaus ausreichen“, so Berger. Für diesen Prozess und den Austausch der Flüssigkeiten wird das Mausoleum in Russland bis zu zwei Tage gesperrt. Erst danach darf die Örtlichkeit wieder besichtigt werden.