Prozess um Raser (23) - er ließ seinen Freund sterbend zurück
„Ich habe Mohammeds Tod nicht gewollt. Es tut mir leid!”

„Ich war am Boden.”
Emre P. muss sich am Donnerstagmorgen (4. Juli) vor dem Amtsgericht Westerstede verantworten. Ihm wird vorgeworfen, für den Tod seines erst 16 Jahre alten Beifahrers und guten Freundes Mohammed H. verantwortlich zu sein. Beim ersten Prozesstag schildert der Angeklagte, was in der verhängnisvollen Nacht passiert ist.
„Mohamed feuerte mich an, vor der Polizei zu flüchten“.
Emre P. aus Westerstede lässt seinen schwer verletzten Freund am 27. September 2023 zurück, nachdem er mit 200 Kilometern pro Stunde gegen einen Baum kracht. Die beiden Männer sind auf der Flucht vor der Polizei, rasen durch Oldenburg. Zuvor soll der Angeklagte bei einer Firma eingebrochen sein und ein Auto geklaut haben, mit dem er Mohammed H. abholt. Die jungen Männer tanken das gestohlene Auto ohne zu bezahlen an einer Tankstelle.
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„Mohamed feuerte mich an, vor der Polizei zu flüchten“, sagt der Angeklagte vor Gericht. Es sind Szenen wie in einem schlechten Actionfilm: Emre P. verliert die Kontrolle über das Auto, kommt von der Fahrbahn ab, landet fast in einem Graben, kracht in eine Baumreihe und rammt das Polizeiauto. Gerade noch rechtzeitig reißt er das Lenkrad rum, aber die jungen Männer kommen ein zweites Mal von der Straße ab. Dieses Mal endet die Fahrt tödlich - zumindest für einen von ihnen. Dass sein enger Freund Mohammed H. im Sterben liegt, hätte Emre P. nicht gewusst, sagt er.
Emre P. ist bereits polizeilich bekannt
Als er ihn zurücklässt, hätte Mohammed H. noch geatmet. Erst später im Krankenhaus ist der 16-Jährige verstorben. „Scheiße ging’s mir danach.“, sagt Emre P. vor Gericht. Er könne sich nicht mehr an alles erinnern - Drogen seien im Spiel gewesen.
Schon vorher gerät der Angeklagte mit dem Gesetz in Konflikt. Emre P. begeht mehrere Diebstehle. Eine Frau, bei der er eingebrochen ist, sagt, sie habe seitdem jeden Tag Angst. Bei den Überfallen hätte Emre P. immer unter Einfluss von Alkohol und Drogen gestanden. Auch am Abend des tödlichen Unfalls sollen die jungen Männer diverse Drogen konsumiert haben.
Der Angeklagte sagt, er wollte die Flucht beenden: „Ich habe ein paar mal gesagt: lass uns anhalten“. Doch Mohammed H. hätte ihn weiter angefeuert, soll die Fahrt sogar mit dem Handy gefilmt haben. Emre P. kommt mit ein paar Schürfwunden und einem gebrochenem Finger davon.
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Angeklagter schreibt Brief an Mutter des Opfers
Vor Gericht räumt Emre P. seine Schuld ein: „Ich kann nicht mehr viel dazu sagen, außer dass ich schuldig bin“. Aus dem Gefängnis schreibt er sogar einen Brief an die Mutter von Mohammed H., in dem er sich entschuldigt. „Natürlich hab ich den Tod von Mohammed nicht gewollt. Es tut mir leid”, sagt Emre P. Am 8. Juli ist ein weiterer Verhandlungstermin angesetzt. Womöglich fällt dann das Urteil gegen Emre P. (ise)