Wenige Tage nach umstrittenem FreispruchNoch eine 12-Jährige missbraucht? Neue Ermittlung gegen Wiener Jugendgang

Wiener Jugendbande soll ein weiteres 12-jähriges Mädchen zum Sex gezwungen haben
Weitere schlimmer Missbrauchsfall in Wien? (Archivbild)
Imago

Die Vorwürfe klingen ekelerregend und kommen uns bekannt vor.
Es geht um den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch einer 12-Jährigen. Schon wieder. Gerade erst wurden zehn Mitglieder einer Jugendgang vom Wiener Landgericht freigesprochen − in einem Verfahren, das sich ebenfalls um den sexuellen Missbrauch eines Mädchens (12) drehte. Wie sich nun herausstellt, war sie offenbar nicht das einzige Opfer der Bande.

Zweites Mädchen erhebt schwere Vorwürfe

„Ich habe eine Überraschung für dich (...), blas ihm jetzt einen”. Mit diesen Worten sollen Mitglieder der Jugendbande eine weitere zum Tatzeitpunkt 12-Jährige zum Oralsex gezwungen haben. Das berichtet der österreichische Sender Puls24. Die Verdächtigen sollen das Mädchen getreten, mit Wasser bespuckt und Fotos der Flecken auf ihrem T-Shirt verbreitet haben, mit der Botschaft: Sie habe Sperma auf ihrem Oberteil.

Laut Puls24 soll das Mädchen ausgesagt haben, mit zumindest einem der Jugendlichen einvernehmlichen Sex gehabt zu haben. Doch ihre Vorwürfe wiegen schwer: Das mutmaßliche zweite Opfer wirft den Jugendlichen sexuellen Missbrauch, Mobbing, Nötigung und Körperverletzung vor, wie der Sender weiter berichtet. Es sind Anschuldigungen, die sich gegen einige der Jugendlichen richten sollen, die gerade erst in dem anderen Fall freigesprochen wurden. Geben die neuerlichen Vorwürfe Einblicke in die mögliche Vorgehensweise der Bande?

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Mädchen will Alter genannt haben

Ein zwölfjähriges Mädchen. Sexueller Missbrauch. Mutmaßlicher Ausgangspunkt für die Taten: Der Antonsplatz in Wien. Viele Aspekte der neuen Vorwürfe decken sich mit denen des ersten Falls. Auch beim angeblichen Tatzeitpunkt soll es Überschneidungen geben.

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Brisant: Das zweite mutmaßliche Opfer soll laut Puls24 ausgesagt haben, dass sie den Jugendlichen ihr junges Alter mitgeteilt und sogar ihren Ausweis gezeigt habe. Es gibt jedoch Berichte von Zeugen, laut denen sich die 12-Jährige älter gemacht habe. Bereits im ersten Fall war das Alter des Mädchens zentral gewesen.

Wird der Freispruch wieder aufgehoben?

Die Staatsanwaltschaft hatte beim ersten Fall auf eine Anklage wegen des Missbrauchs einer Minderjährigen verzichtet, da nicht nachweisbar gewesen sei, dass die Angeklagten im Alter zwischen 16 bis 21 Jahren gewusst hätte, wie jung das Mädchen wirklich war. Sie habe älter gewirkt, argumentierte die Staatsanwältin. Andere Gründe führten schließlich zum Freispruch der jungen Männer.

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Der Fall der ersten 12-Jährigen ist jedoch noch nicht abgeschlossen: Gegen die Freisprüche hat die Staatsanwaltschaft Wien nach RTL-Information auf Weisung des Justizministeriums eine Nichtigkeitsbeschwerde eingereicht. Der Fall wird nun dem Obersten Gerichtshof vorgelegt und von ihm auf mögliche Fehler geprüft. Sollten Verfahrensfehler festgestellt werden, könnte das Urteil − also der Freispruch − aufgehoben werden.

Ermittlungen laufen, aber keine Anklage

Im Fall des zweiten mutmaßlichen Opfers laufen derweil die Ermittlungen gegen einige der Beschuldigten des ersten Falls, wie die Staatsanwaltschaft Wien RTL bestätigt. Gegen wie viele genau wird aktuell jedoch noch nicht bekannt gegeben. Eine Anklage ist bisher noch nicht erhoben worden. Es gilt die Unschuldsvermutung für die Beschuldigten.

Verwendete Quellen: Puls24, ORF Wien, dpa