Tolga (14) auf Spielplatz mit Messer getötet

Experte erklärt, warum Kinder immer öfter zustechen

Experte Dirk Baier forscht zum Thema Kriminalprävention.
Experte Dirk Baier forscht zum Thema Kriminalprävention.
Roberto Pfeil/dpa/RTL

Diese Entwicklung macht Angst.
Schon wieder soll ein Jugendlicher zum Mörder geworden sein: Am Samstag (10. Mai) soll Alexis R. (17) dem drei Jahre jüngeren Tolga auf einem Spielplatz in Menden (NRW) aufgelauert haben. Wenig später ist Tolga tot, getötet durch Messerstiche. Eine grausame Tat, doch keine Überraschung für den Experten.

Messer sind in Mode

Dass der 14-jährige Tolga sein Leben durch Messerstiche verlor, kommt für Prof. Dr. Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, nicht unerwartet: „Messer sind ein Stück weit Mode geworden im Jugendalter.”

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Tolga wurde nur 14 Jahre alt. Auf Wunsch seiner Mutter zeigen wir sein Foto offen.
privat

Immer mehr junge Menschen würden diese Waffen bei sich tragen. Der Grund: Einerseits könnten Messer leicht besorgt werden. Andererseits lasse sich mit ihnen das eigene Image aufpolieren. „Das ist ein Symbol, um zu zeigen, dass ich so ein richtig cooler, harter Kerl bin”, erklärt der Experte im Gespräch mit RTL. Gleichzeitig würde eine Dynamik unter den Jugendlichen entstehen: „Das machen meine Freundinnen und Freunde. Deswegen mache ich das.”

Männer greifen zu Messern

Laut Dirk Baier zeige die Forschung aber auch, dass gerade Männer zu Messer-Tätern werden. „Der Reiz kommt zum einen daher, dass es wirklich die eigene Männlichkeit unterstreichen kann”, berichtet der Experte. Doch auch der Wunsch nach Anerkennung und Zuspruch von Gleichaltrigen würde männliche Jugendliche motivieren, ein Messer bei sich zu tragen.

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Bereit für sehr schwere Verbrechen

Dass Kinder und Jugendliche immer gewaltbereiter werden, ist keine neue Entwicklung. Seit Ende der Corona-Zeit lasse sich eine Zunahme der Taten feststellen, sagt Dirk Baier. Aktuell schwäche sich die Entwicklung der allgemeinen Gewalttaten zwar ab, doch: „Gerade diese sehr schweren Delikte Mord, Totschlag nehmen weiterhin zu. Also das ist durchaus beunruhigend.” Wissenschaftliche Erklärungen gäbe es hierfür jedoch bisher nicht.

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Doch was lässt sich gegen gewaltbereite Jugendliche tun? Der Experte sieht nicht allein Politik und Schule in der Verantwortung: „Um Menschen zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf, ist das Sprichwort. Und das gilt hier genauso. Natürlich kann ich auch als Nachbar, als Trainer beispielsweise auf junge Menschen einwirken, mit ihnen ins Gespräch kommen, ihnen zuhören und versuchen aufzuzeigen, was angemessen ist und was nicht angemessen ist.”