Andrei P. steht wegen Mordes vor Gericht Valeriia nannte ihn Papa – doch er soll sie umgebracht haben

Der wegen Mordes an der neunjährigen Valeriia Angeklagte wartet am Landgericht Chemnitz auf den Beginn seines Prozesses.
Andrei P. liest am zweiten Prozesstag in Chemnitz mehrere vorgeschriebene Seiten vor, in denen er aber nichts zu Valeriia sagt.
Hendrik Schmidt/dpa
von Bea Jansky und Johanna Grewer

Etwas planlos und mit einem blauen Auge betritt der Angeklagte den Gerichtssaal.
Es ist der zweite Verhandlungstag in Chemnitz. Das Gericht will wissen, wie und warum die kleine Valeriia im Juni 2024 in Döbeln getötet wurde. Andrei P., der Tatverdächtige, liest dem Richter mehrere Seiten vor. Die brennenden Fragen, die alle im Saal haben, beantwortet er damit aber nicht.

Valeriia sagte Papa zu Andrei P.

Der Angeklagte ist der Ex-Freund von Valeriias Mutter. Eine Polizeikommissarin sagt vor Gericht aus, dass die Ermittler die Liebesbeziehung zwischen den beiden und auch die Trennung anhand von Textnachrichten gut rekonstruieren konnten. Und sie nennt noch ein herzzerreißendes Detail: Valeriia hatte offenbar ein so vertrauensvolles Verhältnis zu dem Angeklagten, dass sie ihn Papa nannte. Ihr leiblicher Vater musste an der Front in der Ukraine bleiben, als der Rest der Familie nach Deutschland floh.

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Der Prozess gegen Valeriias mutmaßlichen Mörder geht mit Zeugenaussagen weiter. (Archivbild)
Der Prozess gegen Valeriias mutmaßlichen Mörder geht mit Zeugenaussagen weiter. (Archivbild)
Robert Michael/dpa

Nutzte Andrei P. dieses Vertrauen aus, um der Tochter seiner Ex-Freundin wehzutun? Diese Frage lässt er unbeantwortet. In seinem Text, den er im Gerichtssaal vorliest, beschwert er sich, dass die Kommunikation mit seinem Anwalt nicht gut gelaufen sei. Eine Dolmetscherin übersetzt, was er sagt. Er hält einen roten Brief hoch. „Nur durch diesen Zettel habe ich von Nadiias neuer Beziehung erfahren“, erklärt er.

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Richter ist genervt von Andrei P.

Dann beschwert er sich, dass er nicht vernommen worden sei. Als das Gericht ihn dann fragt, was er denn noch zum Sachverhalt sagen möchte, kommt keine Antwort mehr. Dem Richter ist deutlich anzumerken, dass er genervt ist, weil er mit diesen Informationen des Angeklagten nicht viel anfangen kann. Auch das Publikum im Gerichtssaal reagiert irritiert.

Zweiter Verhandlungstag im Mordprozess Valeriia
Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um die tote Valeriia aus Döbeln will der Angeklagte einen Brief vorlesen.
RTL

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Valeriia verließ im Juni 2024 das Haus, um zur Schule zu gehen. Doch dort kam das Mädchen niemals an. Tagelang suchte die Polizei nach der Grundschülerin, bevor ihre Leiche in einem Waldstück bei Döbeln gefunden wurde. Der Täter presste ihren Kopf so lange in ein Schlammloch, bis sie erstickte.