Vater von dem toten Frühchen „fehlen die Worte”
Sechsjähriger wirft einwöchiges Baby zu Boden – jetzt spricht die Familie der getöteten Zayneb
Ein Klinikaufenthalt, der Leben retten sollte, endet in unfassbarem Schmerz.
In einem französischen Krankenhaus ist ein neugeborenes Mädchen aus dem Inkubator gefallen. Ein sechsjähriger Junge soll zuvor mit ihm gespielt und es zu Fall gebracht haben, unbeaufsichtigt, mitten auf einer Station, die eigentlich als sicher galt. Die Eltern der kleinen Zayneb fordern Antworten.
Zayneb kam als Frühchen zur Welt – eine Geburt voller Hoffnung
Lille, Nordfrankreich am Freitagvormittag (11. Juli). Eine Mutter auf der Station will sich gerade etwas zu essen holen, da hört sie ein dumpfes Geräusch, einen Aufprall: „Ich hörte einen lauten Knall!”, erzählt die 20-jährige Delphine der französischen Zeitung Le Parisien. „Ich fand einen kleinen sechsjährigen Jungen auf einem Stuhl neben dem Kinderbett stehen … Und das Baby auf dem Boden”, erinnert sie sich. Sie rennt los, um eine Krankenschwester zu holen. Doch für das kleine Mädchen namens Zayneb kommt jede Hilfe zu spät.
Rückblick: Zayneb wurde am 6. Juli 2025 geboren. Ihre Mutter Seophra litt an einer Präeklampsie, einer gefährlichen Schwangerschaftskomplikation. Die Ärzte leiteten die Geburt frühzeitig ein. Zwei Monate zu früh kam Zayneb zur Welt, aber sie lebte. Zwei Tage später wird sie auf die Neonatologie verlegt, auf die Station Arc-en-ciel, zu Deutsch: Regenbogen. Dort liegen die Kleinsten und Schwächsten, für die jeder Tag zählt.
Lese-Hinweis: Gesundheitslexikon – Präeklampsie (EPH-Gestose)

Als Zayneb fiel, war ihre Mutter nicht bei ihr. Sephora war im Obergeschoss, im Rollstuhl, um die Papiere für die Entlassung zu unterschreiben. Allein, niemand hatte sie begleitet.
Ihr Mann Mohamed-Hamza (23) war zu Hause, bereitete alles für die Rückkehr vor. Als Sephora ihn anrief, brach er zusammen. „Sie sagte nur: ‘Unsere Tochter ist gefallen.’ Ich habe sofort geweint.”
Auch Seophra hatte auf demselben Weg von dem Unfall erfahren – telefonisch. „Es wäre menschlicher gewesen, sie abzuholen und es ihr persönlich zu sagen“, sagt Mohamed-Hamza im Gespräch mit Le Parisien. „Mir fehlen die Worte, um meinen Zustand und den meiner Frau zu beschreiben.”
Lese-Hinweis: Frühchen stirbt auf Säuglingsstation! Trat Junge (6) auf den Kopf des Babys?
„Meine Familie ist zerstört”
Zayneb wird zwei Mal reanimiert. Sie hat ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, ihr kleines Gehirn schwillt an. Am Dienstag (15. Juli) stirbt sie an den Folgen des Sturzes.
„Meine Familie ist zerstört“, klagt Fatma, die Großmutter des kleinen Mädchens. „Meine Tochter ist am Boden. Ohne ihr Baby nach Hause zu kommen, das ist unvorstellbar.“

Wer ist der Junge, der am Inkubator stand?
Laut Le Parisien handelt es sich bei dem Jungen um den Sohn einer anderen Patientin. Er sei regelmäßig auf der Station gewesen – unbeaufsichtigt. Karima, Cousine von Mohamed-Hamza berichtet dem Sender BFM TV: „Dieses Kind hat sich einen kleinen Stuhl geholt, ist auf die Brutkästen geklettert, hat Elektroden von Babys abgerissen. Und hat Zayneb immer wieder ‘meine Puppe’ genannt.”
Schon am Vortag sei Zayneb ohne Windel und Elektroden, nass und unterkühlt aufgefunden worden. „Die Ermittler und das Krankenhaus sagten uns, dass sie alle Gründe hatten, dieses Kind zu verdächtigen, Zayneb auf den Schädel geworfen zu haben, indem es sie an den Füßen packte”, so Karima.
Seit dem Unfall haben Mohamed-Hamza und Sephora keinen Kontakt mehr zu den Eltern des Jungen. „Jedes sechsjährige Kind ist ein kleiner Störenfried. Ich mache der Mutter keine Vorwürfe; sie hatte gerade entbunden … Aber das Kind hätte beaufsichtigt werden müssen.“
Die Familie wurde von Polizei und Klinik informiert: „Die Ermittler und das Krankenhaus sagten uns, es gebe Gründe für den Verdacht, dass dieses Kind Zayneb an den Füßen gepackt und auf den Kopf geworfen habe.”
Familie erhebt schwere Vorwürfe gegen Klinik
Für die Familie ist nicht nur der Vorfall selbst ein Schock, sondern auch der Umgang danach. Fatma berichtet, dass sie selbst den psychologischen Beistand für ihre Tochter organisieren musste. Der Krankenhaus-Chef habe ihr gesagt, dass in der betroffenen Station bis 2030 Umbauten geplant seien. „War das wirklich der richtige Zeitpunkt, mit uns darüber zu sprechen?”, fragt Karima.
Und dann, erzählt die Familie, sagt der Klinikchef nach dem Unglück, er fahre jetzt erstmal in den Urlaub.

In einer offiziellen Stellungnahme sprach das Uniklinikum Lille von einem „besonders schwerwiegenden und erschütternden außergewöhnlichen Vorfall, der nicht mit der Pflege in Verbindung steht“. Die Gedanken der Mitarbeitenden seien bei der Familie.
Laut der Klinik seien seit dem Vorfall strenge Besuchsregeln auf der Frühchenstation eingeführt worden. Gleichzeitig hat die Staatsanwaltschaft Lille eine Untersuchung eingeleitet.
„Das wird meine Tochter nicht zurückbringen”, sagt Mohamed-Hamza, „aber wir warten auf Antworten. Es gab eine Lücke und ich werde dafür kämpfen, dass die Verantwortlichen benannt werden. Die Justiz wird ihre Arbeit machen“, sagt Mohamed-Hamza.
Die Familie hat sich noch nicht entschieden, Anzeige zu erstatten.