Alle Warnungen ignoriert?
Chef von Magdeburg-Attentäter von Arbeit freigestellt

Nahm er alle Warnungen nicht ernst genug?
Der Attentäter von Magdeburg war jahrelang für die psychiatrische Betreuung von Straftätern zuständig. Dabei war es seine eigene Verfassung, um die sich seine Kollegen offenbar schon Wochen vor dem Anschlag Sorgen machten. Doch sein Chef schien darauf nicht zu reagieren.
Mitarbeiter schrieben E-Mail an Vorgesetzten
Anfang Februar wurde bekannt, dass Kollegen des Attentäters schon vor dem Anschlag auf sein merkwürdiges Verhalten aufmerksam machten. Taleb A. hatte in einem Gespräch im Dienstzimmer der Salus-Klinik gesagt, dass er sich in einem Krieg befinde.
„Aber nicht im metaphorischen Sinn, sondern in einem wirklichen Krieg, dessen Ausgang entweder sterben oder umbringen sein wird”, gaben die Mitarbeiter wörtlich in einer E-Mail an seinen Vorgesetzten wieder.

Sie wiesen den ärztlichen Direktor des Klinikbetreibers Salus darauf hin, dass man Taleb A. Hilfe anbieten müsse. Später sollen die beiden Männer ein Gespräch geführt haben. „Seine Äußerung wurde als überspitzter Ausdruck einer persönlichen Konfliktbelastung interpretiert”, sagte eine Salus-Sprecherin Anfang Februar. Es sei bekannt gewesen, dass er sich vom Islam abgewandt hatte und als Aktivist tätig war. Damit war das Thema vom Tisch.
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Kurz vor Weihnachten hatte Taleb A. aus Saudi-Arabien mit einem Auto auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sechs Menschen getötet und knapp 300 verletzt.
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Klinik schmeißt Direktor vorübergehend raus
Der Aufsichtsrat von Salus zieht erste Konsequenzen. Der ärztliche Direktor des Maßregelvollzugs Bernburg wurde freigestellt, teilt das Unternehmen mit.
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In der Zwischenzeit will die Klinik das Vergangene umfassend aufarbeiten und verstehen, wieso der Vorgesetzte offenbar nur bedingt auf die Warnungen reagiert hat. (dpa/jjä)