Alle Warnungen ignoriert?

Chef von Magdeburg-Attentäter von Arbeit freigestellt

Der Attentäter von Magdeburg war auch für die Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen kein Unbekannter.
Die Todesfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt hinterlässt Spuren.
Heiko Rebsch/dpa

Nahm er alle Warnungen nicht ernst genug?
Der Attentäter von Magdeburg war jahrelang für die psychiatrische Betreuung von Straftätern zuständig. Dabei war es seine eigene Verfassung, um die sich seine Kollegen offenbar schon Wochen vor dem Anschlag Sorgen machten. Doch sein Chef schien darauf nicht zu reagieren.

Mitarbeiter schrieben E-Mail an Vorgesetzten

Anfang Februar wurde bekannt, dass Kollegen des Attentäters schon vor dem Anschlag auf sein merkwürdiges Verhalten aufmerksam machten. Taleb A. hatte in einem Gespräch im Dienstzimmer der Salus-Klinik gesagt, dass er sich in einem Krieg befinde.

„Aber nicht im metaphorischen Sinn, sondern in einem wirklichen Krieg, dessen Ausgang entweder sterben oder umbringen sein wird”, gaben die Mitarbeiter wörtlich in einer E-Mail an seinen Vorgesetzten wieder.

Chef von Magdeburg-Attentäter freigestellt.
Die Salus ist ein gemeinnütziger Klinikbetreiber in Sachsen-Anhalt.
dpa

Sie wiesen den ärztlichen Direktor des Klinikbetreibers Salus darauf hin, dass man Taleb A. Hilfe anbieten müsse. Später sollen die beiden Männer ein Gespräch geführt haben. „Seine Äußerung wurde als überspitzter Ausdruck einer persönlichen Konfliktbelastung interpretiert”, sagte eine Salus-Sprecherin Anfang Februar. Es sei bekannt gewesen, dass er sich vom Islam abgewandt hatte und als Aktivist tätig war. Damit war das Thema vom Tisch.

Lese-Tipp: Krankenhaus-Insider packt nach Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt über Taleb A. aus

Kurz vor Weihnachten hatte Taleb A. aus Saudi-Arabien mit einem Auto auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sechs Menschen getötet und knapp 300 verletzt.

Video-Tipp: Bewegender Abschied von Magdeburg-Opfer André (†9)

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Klinik schmeißt Direktor vorübergehend raus

Der Aufsichtsrat von Salus zieht erste Konsequenzen. Der ärztliche Direktor des Maßregelvollzugs Bernburg wurde freigestellt, teilt das Unternehmen mit.

Lese-Tipp: Das wissen wir über den Todesfahrer Taleb A.

In der Zwischenzeit will die Klinik das Vergangene umfassend aufarbeiten und verstehen, wieso der Vorgesetzte offenbar nur bedingt auf die Warnungen reagiert hat. (dpa/jjä)