Wahltarife für Kassenpatienten wären besserKassenärzte-Chef gegen Wiedereinführung von Praxisgebühr

Ein Beleg über die Zahlung der Praxisgebühr liegt unter einem Zehn-Euro-Schein und einer Versichertenkarte (Archiv)
Ein Beleg über die Zahlung der Praxisgebühr liegt unter einem Zehn-Euro-Schein und einer Versichertenkarte (Archiv)
Daniel Karmann dpa/lby

Deutliche Absage!
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat sich gegen eine Wiedereinführung der Praxisgebühr ausgesprochen. „Eine ‘Praxisgebühr reloaded’, wie wir sie vor rund 20 Jahren schon mal hatten, spült zwar Geld in die Kassen, wäre aber in der früheren Art und Weise sehr bürokratisch und würde kaum als Steuerungsinstrument taugen“, sagte er der „Rheinischen Post“.

Bundesgesundheitsministerin fordert „Steuerungselement”

Der KBV-Chef bekräftigte dagegen seine Forderung nach Wahltarifen für Kassenpatienten. „Wir können uns alternativ unterschiedliche Wahltarife vorstellen. Lässt sich der Patient durchs Gesundheitssystem leiten, zahlt er gegebenenfalls einen geringeren Beitragssatz“, sagte Gassen. Dabei gehe es nicht darum, den Menschen Leistungen vorenthalten zu wollen, sondern um die Frage, ob sich die Patienten steuern lassen wollen und das dann auch belohnt werde. Eine Steuerung sorge auch für eine sinnvolle Nutzung der knapper werdenden Ressourcen im Gesundheitswesen.

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Zuvor hatte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gesagt, eine Wiedereinführung einer Praxisgebühr für Arztbesuche von gesetzlich Versicherten zu erwägen. „Ohne irgendein Steuerungselement geht es nicht“, sagte sie. Denkbar sei aber auch stattdessen ein Bonus für Patienten, die vor einem Facharztbesuch zunächst ihren Hausarzt konsultieren.

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Eine generelle Praxisgebühr für Arztbesuche gab es für gesetzlich Versicherte von 2004 bis Ende 2012 in Höhe von pauschal zehn Euro pro Quartal. Diese führte jedoch zu einem erheblichen Verwaltungsaufwand, die Einsparungen blieben hinter den Erwartungen zurück. Zugleich ging die Zahl der Arztbesuche zurück, was Befürchtungen auslöste, dass auch medizinisch sinnvolle Vorsorgetermine oder Behandlungen ausblieben. (uvo)

Verwendete Quellen: AFP