Inzest-Prozess in Frankreich

Vor Gericht erzählt Lily (10), was Opa ihr angetan hat

Der Polizei wurden im vergangenen Jahr mehr Fälle bekannt, in denen Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht wurden. (Symbolbild)
Lily ist heute 13 Jahre alt. Sie hat es dank eines Briefs geschafft, ihrem jahrelangen Martyrium ein Ende zu setzen. (Symbolbild)
Jan Woitas/dpa

Wie kann ein Großvater nur so etwas tun?
Heute (20. September) beginnt in Bourg-en-Bresse (Frankreich) der Prozess gegen einen Mann, der beschuldigt wird, seine damals zehnjährige Enkelin Lily vergewaltigt zu haben. Das tapfere Kind schafft es, ihr Martyrium zu offenbaren. In einem selbstgeschriebenen Brief an ihre Schule schildert das Mädchen Schreckliches.

Hilfeschutzverein hat Briefkasten in der Schule aufgestellt

In dem Brief stehen die Worte einer Zehnjährigen, die einem das Herz zerreißen. Teile davon sind so explizit, dass sie hier nicht in Gänze zitiert werden können. Das Mädchen beschreibt in ihren Worten, wie ihr Großvater sie vergewaltigt. „Ich versuche, mich zu entfernen, aber es gelingt mir nicht“, schreibt sie im Anschluss. Les Papillons heißt der Verein, den dieser Brief erreicht. Und die Menschen dort, wissen zum Glück sofort, was zu tun ist.

Lese-Tipp: Vater missbraucht Sohn (13) und reicht ihn an andere Vergewaltiger weiter

Um Gewalt gegen Kinder oder eben sexuellen Missbrauch zu erkennen, hat die Organisation Briefkästen auf Schulhöfen aufgestellt. Sie schalten umgehend die Behörden ein, als sie Lilys Hilferuf im Jahr 2022 lesen. Heute ist Lily 13 und sitzt ihrem Opa vor Gericht gegenüber. Ihre Familie unterstützt sie an diesem schweren Tag. Der Großvater steht wegen Vergewaltigung und sexueller Übergriffe auf sie und zwei ihrer Cousinen vor Gericht. Lilys Martyrium soll sich über viele Jahre erstreckt haben. Sie hätte sich niemals getraut, persönlich darüber zu sprechen, berichtet BFMTV.

Im Video: Vom Stief-Opa missbraucht! Missbrauchsopfer im Interview

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Übergriffe bei Oma und Opa zu Hause

Erst durch Lilys Brief können auch zwei ihrer Cousinen aus den Fängen des Opas entkommen. Eine der beiden ist heute schon volljährig, die andere noch immer minderjährig, schreibt der Sender. In ihrer vertrauten Umgebung, bei Oma und Opa, sollen die Übergriffe stattgefunden haben. Immer dann, wenn die Großmutter gerade nicht da ist.

Vor dem Kriminalgericht des Departements Ain wird dem Inzest-Opa endlich der Prozess gemacht. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. In seiner Anhörung gesteht er zwar, die Kinder unsittlich berührt, jedoch nicht vergewaltigt zu haben. Lily hat für das, was Opa ihr angetan hat, jedenfalls drastischere Worte gefunden. Antun kann er ihr heute nichts mehr. Er sitzt in U-Haft. Er hat vor Gericht noch erwirken wollen, dass ihm öffentlich der Prozess gemacht wird.

Lese-Tipp: Arthur (6) „Wenn man was nicht will, muss man aufhören!” - Wie sensibilisiert man Kinder bei sexuellem Missbrauch?

Das Gericht hat es aber als notwendig empfunden, „den Schutz dieser minderjährigen Mädchen zu gewährleisten, auch vor sich selbst“, so Richter Antoine Molinar-Min in seiner Begründung. Eine riesige Erleichterung für Lily. Als sie das hört, fällt sie ihrer Familie weinend in die Arme. Ihre Mutter sagt zu ihr: „Du musst zeigen, dass du stärker bist als er.“ Der Prozess soll voraussichtlich bis Montag dauern. (xes)