Trauriger Rekord in den USAFünf Hinrichtungen, fünf Schicksale - das sind die Fälle dahinter

In den USA gab es 24 Hinrichtungen im vergangenen Jahr.
In den USA gab es 24 Hinrichtungen im vergangenen Jahr.
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Ist das Zufall?

In fünf Bundesstaaten sind innerhalb einer Woche Hinrichtungen angesetzt. So viele Exekutionen binnen weniger Tage gab es seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Am Freitag ist bereits ein Todesurteil vollstreckt worden. Vier weitere stehen noch aus. Doch welche Verbrechen verbergen sich hinter den verurteilten Tätern?

Hinrichtungen in Alabama, Missouri, Oklahoma und Texas geplant

Zuletzt sind im Juli 2003 fünf Todesurteile binnen einer Woche vollstreckt worden, wie das Death Penalty Information Center mitteilt. Die Non-Profit-Organisation nimmt zwar keine grundsätzliche Haltung zur Todesstrafe ein, doch sie kritisiert die Art und Weise, wie diese in einigen Staaten umgesetzt wird.

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Durch verschiedene Gründe verzögerte sich offenbar die Exekution der betroffenen Häftlinge. Sie sollen laut Experten alle Rechtsmittel ausgeschöpft haben – einer Todesstrafe können sie nicht mehr entkommen. Gerichte oder zuständige Amtsträger in den jeweiligen Bundesstaaten sollen dann die Termine auf denselben Zeitraum gelegt haben. „Mir ist kein anderer Grund als Zufall bekannt“, so Eric Berger, Juraprofessor an der Universität von Nebraska, zur AP. Um die Hinrichtung auch durchziehen zu können, müssen viele Faktoren stimmen, meint der Experte für Todesstrafe und Giftspritzen. In South Carolina soll der Staat versäumt haben, die tödlichen Medikamente zu beschaffen. In Oklahoma schafften es das Team offenbar nicht, den intravenösen Zugang für die Giftspritze richtig anzulegen. Durch solche Fälle verzögern sich Hinrichtungen.

Erste Hinrichtung fand am Freitag statt

Der Häftling Freddie Owens ist der erste Insasse, der in dem kurzen Zeitraum hingerichtet worden ist. Dem 46-Jährigen ist eine Todesspritze gesetzt worden. Es war die erste Hinrichtung seit 13 Jahren in South Carolina. Owens habe in der Halloween-Nacht 1997 im Alter von 19 Jahren bei einem Raubüberfall auf einen Lebensmittelladen eine 41-jährige Angestellte erschossen. Sie war alleinerziehende Mutter von drei Kindern.

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Freddie Owens ist am 20. September in South Carolina hingerichtet worden.
Freddie Owens ist am 20. September in South Carolina hingerichtet worden.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Seine Anwälte hatten mehrmals versucht, die Hinrichtung zu verhindern. Sein Mitangeklagter hatte zuletzt eine eidesstattliche Erklärung unterschrieben, in der er Owens‘ Unschuld beteuerte. Das Gericht lehnte alle Anträge ab. In South Carolina dürfen Häftlinge selbst entscheiden, ob sie durch die Todesspitze, auf dem elektrischen Stuhl oder durch Erschießung sterben wollen. Freddie Owens überließ die Wahl seiner Anwältin, die sich für die Todesspritze entschied.

Menschen protestierten am Freitag gegen Todesstrafen im Land.
Menschen protestierten am Freitag gegen Todesstrafen im Land.
AP

Am Tag der Hinrichtung versammelten sich mehrere Menschen vor der Einrichtung, um gegen die Todesstrafe zu protestieren.

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Was haben die zum Tode verurteilten Häftlinge verbrochen?

Travis Mullis soll am Dienstag in Texas hingerichtet werden. Der Insasse leidet offenbar schon länger an einer psychischen Erkrankung. Mullis ist zum Tode verurteilt worden, weil er im Januar 2008 seinen drei Monate alten Sohn Alijah brutal getötet hatte. Seine Anwälte wollten keine Berufung einlegen, um die Hinrichtung durch die Todesspritze zu verhindern.

Travis Mullis soll in Texas durch die Todesspritze hingerichtet werden.
Travis Mullis soll in Texas durch die Todesspritze hingerichtet werden.
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Ebenfalls am Dienstag soll Marcellus Williams in Missouri die Todesspritze bekommen. Er soll 1998 eine Journalistin in ihrem Haus in University City erstochen haben. Seine Anwälte versuchten noch, die Hinrichtung wegen angeblicher Verfahrensfehler bei der Auswahl der Geschworenen und des angeblichen unsachgemäßen Umgangs der Staatsanwaltschaft mit der Tatwaffe zu verhindern. Doch der Oberste Gerichtshof wies die Argumente zurück.

Marcellus Williams soll nach dem Mord an einer Frau hingerichtet werden.
Marcellus Williams soll nach dem Mord an einer Frau in Missouri hingerichtet werden.
AP

Alabama will am Donnerstag die zweite Hinrichtung des Landes mit Stickstoffgas durchführen. Im Januar hatte der Bundesstaat als erster das neue umstrittene Verfahren angewendet. Alan Miller soll sterben, indem ihm eine Maske über den Kopf aufgesetzt wird, die ihn zwingt, reinen Stickstoff einzuatmen. 1999 habe Miller drei Männer bei aufeinanderfolgenden Schießereien am Arbeitsplatz getötet.

Alan Miller hatte sich für die Stickstoffhypoxie anstelle der Giftinjektion entschieden.
Alan Miller hatte sich für die Stickstoffhypoxie anstelle der Giftinjektion entschieden.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS

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In Oklahoma soll der 52-jährige Emmanuel Littlejohn eine tödliche Injektion erhalten. Der Mann ist 1992 wegen eines tödlichen Raubüberfalls auf einen Supermarkt in Oklahoma City zum Tode verurteilt worden. Die Verantwortung für seine Rolle bei dem Vorfall habe er übernommen, doch den tödlichen Schuss habe er nicht abgefeuert. Die letzten 30 Jahre hat Littlejohn in der Todeszelle verbracht. Nur wenige Tage vor seiner Exekution bitten die Anwälte den Gouverneur um eine Begnadigung. Mehr als 10.000 Menschen haben eine Petition unterzeichnet, um die Hinrichtung von Littlejohn zu verhindern.

Emmanuel Littlejohn bestreitet, einen Ladenbesitzer bei einem Raubüberfall getötet zu haben.
Emmanuel Littlejohn bestreitet, einen Ladenbesitzer bei einem Raubüberfall getötet zu haben.
picture alliance/AP Photo

Sollten die betroffenen Bundesstaaten die Todesurteile vollstrecken, würde die Zahl der Hinrichtungen seit der Wiedereinführung der Todesstrafe durch den Supreme Court im Jahr 1976 die Marke von 1.600 erreichen, wie Robin Maher vom Death Penalty Information Center mitteilt.

In 27 Bundesstaaten der USA gibt es noch die Todesstrafe. 24 verurteilte Häftlinge sind im vergangenen Jahr hingerichtet worden. Das Land liegt damit auf Platz fünf der Nationen mit den meisten Exekutionen, so Amnesty International. (gsc)