Prozess gegen Krankenpfleger in Leipzig Falscher Arzt (36) zockte hunderte Patienten ab - beim Blutabnehmen wurde einer stutzig

Der große Schwindel in der Fake-Praxis ist vorbei!
Sascha R. (36) aus Leipzig scheint große Pläne gehabt zu haben: Als falscher Arzt eröffnet er eine Privat-Praxis, kassiert Geld für Fake-Behandlungen. Betroffene Patienten schildern unhaltbare Zustände in der Praxis und melden den Mann bei der Ärztekammer. Der Fall kommt ins Rollen. Jetzt steht der falsche Arzt wegen Betruges vor Gericht. RTL begleitet den Prozess.
Leipzig: Als Sascha R. auffliegt, behandelt er online weiter
Es sind unglaubliche Vorwürfe: Als falscher Hausarzt behandelt Sascha R. seit Mitte 2020 hunderte Menschen, setzt sogar Nadeln, obwohl er nie Medizin studiert hat. Aufmerksamen Patienten kommt der Mann jedoch verdächtig vor. Seine Praxis gleicht eher einer Einzimmerwohnung und sehr improvisiert.
„Der Behandlungsraum, der war nicht baulich getrennt vom Empfangsraum, sondern nur mit Sichtschutzwänden. Wenn man Termin ausmacht und bei einem Arzt in Behandlung geht, dann denkt man nicht daran, dass es sich um einen Arzt ohne Approbation handelt“, schildert der betroffene Michael K. Als Sascha R. ihm Blut abnehmen will, wirkt der falsche Arzt so unsicher, dass K. stutzig wird.

Heute (6. November) beginnt für den Fake-Arzt vor dem Landgericht in Leipzig der Prozess. RTL trifft seine Schwester Sarah (33) nach dem Auftakt. „Wir hatten eine schwere Kindheit“, sagt sie und ihrem Bruder gehe es im Moment „nicht so gut“. Trotzdem hätte sie nicht geglaubt, „dass mein Bruder sowas macht“, gibt sie an. Sascha R. sei ihrer Meinung nach aber einsichtig. „Ihm ist bewusst, was er gemacht hat, ihm tut das extrem leid“, meint Sarah. Auch ihr scheint klar zu sein, was ihr Bruder alles hätte anrichten können: „Ich habe ja auch eine kleine Tochter. Ich stehe meinem Bruder sehr nahe, aber es ist die Hölle für mich.“
Im Video: Gärtner gibt sich als Mediziner aus! Fake-Arzt fliegt auf
Über 200 Anklagepunkte
Nach einem Hinweis an die Ärztekammer fliegt der ganze Schwindel ihres Bruders im Februar 2021 auf. Die Fake-Praxis wird dicht gemacht, die Polizei beginnt zu ermitteln. Doch statt Reue und Einsicht zu zeigen, macht Sascha R. erstmal unbehelligt weiter, bietet seine Dienste fortan einfach online in einer digitalen Sprechstunde an. Doch lange kommt er damit nicht durch.

Ermittler finden schnell heraus: Alle Zeugnisse des Möchtegern-Arztes sind gefälscht. In Wirklichkeit soll Sascha R. lediglich Krankenpfleger sein. Die Staatsanwaltschaft Leipzig wirft ihm daher Betrug, Körperverletzung sowie der Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen vor. Insgesamt geht es um 251 Anklagepunkte.
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Schwester Sarah bleibt im Moment nur, ihren Bruder regelmäßig im Gefängnis zu besuchen. Der habe inzwischen begriffen, was er getan hat: „Er ist definitiv sehr einsichtig. Er hat auch mit dem Psychologen gesprochen“, sagt sie hoffnungsvoll. Warum ihr Bruder sich als Fake-Arzt ausgibt, kann sie aber auch nur mutmaßen „Ich denke nicht, dass es ihm bewusst war, dass er da wirklich Schaden anrichten könnte“, glaubt sie. Ihr Bruder wolle umfassend gestehen, heißt es während des Prozesses, der am 19. November fortgesetzt werden soll. Sascha R. sitzt seit dem Auffliegen seiner Fake-Praxis in U-Haft.