„Christian B. hat seine Mimik verloren”
Exklusiv! RTL-Reporter trifft Maddie-Verdächtigen im Gefängnis
Es ist ein Besuch, den vor RTL noch niemand machen durfte – außer seinem Anwalt.
RTL-Reporter Ulrich Oppold sitzt Christian B. gegenüber. Der Mann, der im Fall Madeleine McCann als Hauptverdächtiger gilt. Der Mann, der seit Jahren schweigt. Und der unserem Kollegen nun in der Justizvollzugsanstalt Sehnde (Niedersachsen) persönlich begegnet. Im Video schildert Ulrich Oppold seine Eindrücke des Besuchs.
Christian B. wurde von Mitinsassen verprügelt – und bleibt nun in seiner Zelle
Christian B. hat uns selbst eingeladen, nach einem monatelangen Briefwechsel. Wir trafen ihn schon im Februar in der JVA Sehnde. Vor dem Gespräch gibt es die routinemäßigen Durchsuchungen. Dann sitzen wir in einem tristen Besuchsraum, zwischen Stuhlreihen und Neonlicht. Gegenüber sitzt ein Mann, mit eingefallenen Wangen, starren Blick und leerem Gesicht.
Er spricht wenig. Drei bis zehn Wörter am Tag, sagt er. Seine Mimik habe er verloren.
Wir sind die Ersten, die ihn außerhalb seines Verteidigerteams besuchen. Christian B. ist isoliert – und das freiwillig. Ein Mitgefangener habe ihm mindestens eine Rippe gebrochen. Seitdem bleibe er nur noch in seiner Zelle. Keine Hofgänge, keine Kantine. Er liest, zeichnet, sieht fern. Und schreibt.
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Kein Wort zu Maddie
In seinen Briefen an RTL beteuert er, unschuldig zu sein. In einem schreibt er: „Wie ich Ihnen mitteilte, ist mir natürlich der Umstand am wichtigsten, dass ich seit vielen Jahren für etwas in Haft bin, das ich gar nicht begangen haben kann und das mich deshalb durch Mitwirken der Medien die halbe Welt für einen grausamen Vergewaltiger hält.”

Verurteilt wurde er wegen Vergewaltigung einer älteren Frau an der Algarve zu sieben Jahren Haft. Trotz DNA-Beweis sagt er, er habe die Tat nicht begangen. Zum Fall Maddie McCann verweigert er beim Treffen jede Aussage – auf Anraten seines Anwalts, wie er sagt.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hält dennoch an ihm als Hauptverdächtigen fest und drängt auf eine Anklage – bevor Christian B. im September 2025 freikommt. Von Dienstag bis Freitag sind daher umfassende Suchmaßnahmen in der Nähe des Ortes vorgesehen, wo Maddie am 3. Mai 2007 verschwunden war.
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Was auffällt: Christian B. wirkt vorbereitet. Er wusste genau, was er sagen wollte und vor allem was nicht. Noch sitzt er seine Strafe wegen der Tat an der Algarve ab. Kommt keine neue Anklage, wird er freigelassen. Und dann? Müsse er untertauchen, wie er im Gespräch sagt. Er sei ja bekannt wie ein bunter Hund. Und vorher? Am allermeisten freue er sich auf ein ordentliches Steak mit einem Bier. Als wäre nie etwas gewesen.