Flugbetrieb läuft seit 7 Uhr langsam wieder anDrohnen-Alarm am Flughafen München – 6.500 Passagiere sitzen über Nacht fest

Schon wieder!
Rund 6.500 Passagiere sind in der Nacht zu Samstag am Flughafen München gestrandet, nachdem von Drohnensichtungen die Rede war. Der Flugbetrieb wurde gegen 21.30 Uhr vorsorglich eingeschränkt und mittlerweile bis auf Weiteres eingestellt. Der Betrieb sollte am frühen Samstagmorgen (4. Oktober) wieder aufgenommen werden, aber der Start der ersten Maschine verzögerte sich.

Bundespolizei ermittelt nach Drohnensichtungen

„Wir bitten alle Passagiere, sich vor der Anreise zum Flughafen München bei der Airline über den Status ihres Flugs zu informieren”, sagte ein Flughafensprecher am Morgen der Nachrichtenagentur AFP. Eigentlich hätte der Flugbetrieb an Deutschlands zweitgrößtem Flughafen ab 5 Uhr beginnen sollen. Ab 7 Uhr wurde der Flugbetrieb schrittweise wieder aufgenommen werden, Reisende müssten aber noch den ganzen Tag mit Verspätungen rechnen, teilte ein Flughafensprecher mit.

Die Polizei hat Drohnensichtungen am Flughafen München bestätigt. Die Drohnen seien um kurz vor 23 Uhr im Bereich der Nord- und der Südbahn gesehen worden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in der Nacht zum Samstag zu AFP. „Die Drohnen entfernten sich sofort, noch bevor sie identifiziert werden konnten.”

Zuvor hatte die Flugsicherung den Flugbetrieb nach einem Hinweis über eine mögliche Drohnensichtung gegen 21.30 Uhr vorsorglich eingeschränkt und bis auf Weiteres eingestellt.

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Drohnen-Alarm in München – 81 Flüge betroffen

Insgesamt 81 Flüge mit 6.500 Reisenden waren betroffen. Zwölf Flüge wurden komplett gestrichen, 23 weitere mussten nach Stuttgart, Nürnberg, Wien und Frankfurt umgeleitet werden. 46 Starts wurden annulliert.

Drohnensichtung am Flughafen München
Getränke und Snacks werden nach möglichen Drohnensichtungen am Flughafen München verteilt.
Enrique Kaczor/onw-images/dpa

Einige Passagiere mussten im Airport übernachten. „Es wurden Feldbetten aufgestellt, sowie Decken, Getränke und Snacks ausgereicht”, heißt es auf der Internetseite des Flughafens.

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Bereits am Donnerstagabend Probleme

Drohnen unbekannter Herkunft hatten bereits am Donnerstagabend (2. Oktober) und in der Nacht zum Freitag den Flugbetrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen in München empfindlich gestört. Zahlreiche Flüge fielen aus oder mussten auf benachbarte Flughäfen wie Nürnberg oder Stuttgart umgeleitet werden. Rund 3.000 Passagiere waren davon betroffen. Damals mussten ebenfalls Hunderte Menschen die Nacht auf in den Terminals aufgestellten Feldbetten verbringen.

Am frühen Freitagmorgen wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen, wie die Bundespolizei informierte. Der Betrieb normalisierte sich im Laufe des Tages – bis zum Abend. Einige Flüge, etwa der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa, die am späten Abend ausgefallen waren, wurden tagsüber nachgeholt.

Experten fordern Kennzeichnungspflicht für Drohnen

Drohnensichtung am Flughafen München
Ein Hinweisschild „Drohnen verboten” steht am Gelände des Flughafens München
Enrique Kaczor/onw-images/dpa

Luftfahrtexperten fordern eine Pflicht zum Kennzeichnen von Drohnen als Konsequenz aus den jüngsten Zwischenfällen an Flughäfen. „Wir brauchen eine komplette und verpflichtende Sichtbarkeit aller legalen Drohnen, damit sie schnell von illegalen unterschieden werden können”, sagte der Vorsitzende des Europäischen Verbands für unbemannte Luftfahrt, Gerald Wissel, der Deutschen Presse-Agentur. „Wer entscheidet, wenn ich eine Drohne sehe, ob die gut oder böse ist? Und woran entscheide ich das?”

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Nach den Vorfällen am Donnerstagabend diskutiert die Politik, wie Flughäfen besser geschützt werden können. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will die Bundeswehr im Zuge von Amtshilfe am Kampf gegen Drohnen beteiligen. Bisher ist das Sache der Polizei von Bund und Ländern. Dazu will Dobrindt schon bald einen Entwurf für ein neues Luftsicherheitsgesetz vorlegen. „Wir befinden uns in einem Wettlauf zwischen Drohnen-Bedrohung und Drohnen-Abwehr”, sagte der CSU-Politiker. Diesen gelte es zu gewinnen. (rsa/lha)

Verwendete Quelle: dpa, AFP, Reuters

In einer vorherigen Version hieß es, die erneute Sperrung des Flughafens sei am Samstagabend erfolgt. Es handelte sich um den Freitagabend. Wir haben das korrigiert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.